Seb II, Lewis II und Schwedens Protégé

Von David Wünschel
Marcus Ericsson, Kevin Magnussen und Daniil Kvyat (v.l.n.r.) fahren in Melbourne erstmals F1
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Daniil Kvyat

  • Team: Toro Rosso
  • Alter: 19
  • Startnummer: 26

Im Kampf um die Nachfolge von Daniel Ricciardo im Toro-Rosso-Cockpit setzte sich Daniil Kvyat gegen den ebenfalls von Red Bull geförderten Felix da Costa und Rallye-Legenden-Sohn Carlos Sainz jr. durch. Mit 19 Jahren ist Kvyat das jüngste der drei neuen Gesichter, die diese Saison zum Fahrerlager der Formel 1 hinzustoßen.

Nicht alle halten einen so frühen Einstieg in die höchste Motorsportklasse für sinnvoll. "Er wird in Melbourne einen gewaltigen Schock bekommen", warnte Jenson Button den Jüngling aus Ufa: "Vielleicht wird es auch großartig und niemand von uns wird jemals wieder so darüber sprechen. Hoffentlich klappt das für ihn, aber es kann auch seine Karriere killen."

Wie Williams-Pilot Valtteri Bottas im Vorjahr ließ Kvyat einen Schritt aus. In der Renault World Series oder der F1-Nachwuchsserie GP2 trat er nie an. Die Erwartungen an den jungen Russen sind allerdings auch deshalb anfangs human. Die Verantwortlichen bei Toro Rosso sind sich bewusst, dass in den ersten Wochen keine Wunderdinge zu erwarten sind.

Marko fordert: Nach acht Rennen Angriff auf Vergne

"Natürlich muss Daniil erstmal lernen, wie die Formel 1 funktioniert und wie die Kurse verlaufen", betonte Red Bulls Nachwuchszüchter Helmut Marko, der Kvyat oft nur "Der Russe" nennt. Marko fügte jedoch sogleich hinzu: "Nach sechs bis acht Rennen sollte er in der Lage sein, Jean-Eric Vergne anzugreifen."

Kvyat, der eine Vorliebe für Würste aus Bayern hat, proklamierte selbst eine eher vorsichtige Zielsetzung: "Ich will mich im Wagen so schnell wie möglich wohlfühlen. Das ist das Hauptziel und keine spezielle Position oder der Zeitpunkt für die ersten Punkte." Dabei hat er schon bewiesen, dass er schnell sein kann: Beim Freien Training zum US-GP war er nur zwei Zehntelsekunden langsamer als Daniel Ricciardo.

Keine Kampfansage, sondern eher zurückhaltende Worte eines erwachsen gewordenen Piloten. Kvyat wuchs in Russland auf und kam mit acht Jahren zum Kartsport. Um seine Karriere zu fördern, verließ die Familie die Heimat und zog nach Italien. Mittlerweile wohnt Kvyat in Rom und spricht fließend Englisch, Spanisch, Russisch und Italienisch.

Sein Talent, sich schnell neue Dinge anzueignen, bewies Kvyat erstmals in der Formel Renault 2.0. Nach der nötigen Eingewöhnungsphase legte er am Saisonende 2011 eine beeindruckende Aufholjagd hin und gewann vier Rennen in Serie. Gleich in 14 Läufen war er 2012 siegreich und sicherte sich so den Titel. Sein Ticket zur Königsklasse war aber die Saison 2013. Obwohl er nebenbei noch in der Formel-3-Euroserie antrat, erkämpfte er sich im letzten Saisonrennen nervenstark den Gesamtsieg in der GP3.

"Ich laufe Sebastian nicht nach"

Kvyat wirkt aufgrund seines Alters oft wie ein unschuldiger Jüngling. Erinnerungen an Sebastian Vettels Einstieg in die Formel 1 werden wach. "Ich laufe Sebastian nicht nach, um ihm seine Zeit zu stehlen, nur um mit ihm zu reden, wenn es nichts zu besprechen gibt", sagte der Russe, als er auf seine Beziehung zum deutschen Vierfachweltmeister angesprochen wurde. Der jüngste Pilot im Fahrerfeld ist positiv ichbezogen: "Ich habe meine Karriere natürlich mit dem Ziel begonnen, eines Tages hier zu sein und es fühlt sich fantastisch an."

Der Start ins Abenteuer Formel 1 verlief aber gelinde gesagt durchwachsen. In den Testfahrten in Jerez und Bahrain konnte er sein Talent kaum unter Beweis stellen: Der Renault-Motor machte Faxen, insgesamt reichte es nur zu 207 Runden. Läuft es in Melbourne besser? "Ich weiß noch nicht, wie wir da im Vergleich zu den anderen aussehen werden", gibt Kvyat zu: "Ich kann nur sagen, dass ich mich wie verrückt auf den ersten Formel-1-GP meines Lebens freue."

Sollte sich der 19-Jährige mit dem Boliden anfreunden, ist ihm der Durchbruch durchaus zuzutrauen. Obwohl es nicht sein oberstes Ziel ist: "Am Ende muss man mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben, man muss sich selbst treu bleiben und ehrlich zu sich selbst sein. Das ist das Wichtigste und das will ich schaffen."

Schon jetzt hat sich Kvyat die nötige Professionalität angeeignet. Als er wusste, dass er das Cockpit bei Toro Rosso bekommt, eilte er für ein paar Tage in die Fabrik. Er wollte etwas über das Auto lernen.

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Daniil Kvyat im Steckbrief