"Müssen uns in allen Bereichen verbessern"

SID
Ross Brawn will mit Mercedes 2012 den Rückstand auf Red Bull aufgeholt haben
© Getty

Das Superhirn sucht eine Sekunde: So groß beziffert Mercedes-Teamchef Ross Brawn den Rückstand des Silberpfeils auf den Red-Bull-Renault von Weltmeister Sebastian Vettel. "Wir sind nicht schnell genug", sagte Brawn vor dem britischen Grand Prix in Silverstone (Sonntag, 13.45 Uhr im Live-Ticker). "Wir brauchen schrittweise Verbesserungen in allen Bereichen, um da hin zu kommen, wo wir sein wollen."

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Frage: Vor zwei Jahren waren Sie mit Ihrem Team in einer ähnlichen Situation wie jetzt Sebastian Vettel. Ist die Weltmeisterschaft schon entschieden?

Ross Brawn: Ich denke, es wäre schon sehr seltsam, wenn Sebastian die Meisterschaft nicht gewinnen würde. Er hat ein großartiges Auto, er fährt fantastisch. Es ist schwer vorstellbar, warum er die WM nicht gewinnen sollte. Der Unterschied in diesem Jahr ist, dass es diesmal mehrere Konkurrenten gibt und nicht nur einen einzelnen Verfolger wie 2009. Damals hatten wir nur ein Team hinter uns, das uns sehr zugesetzt hat und alle Punkte holte, die wir nicht gesammelt hatten. In diesem Jahr werden die Punkte aufgeteilt, und Sebastian zieht weiter davon.

Frage: Werden die Regeländerungen, die ab Silverstone greifen, das Feld sehr durcheinanderwirbeln?

Brawn: Das glaube ich nicht. Ich denke, die meisten Top-Teams werden ein bisschen von ihrer Performance verlieren. Natürlich verliert man etwas, sonst würden wir ja mit den Strategien weiterfahren, die wir hatten. Aber ich glaube nicht, dass die Veränderungen dramatisch sein werden, und ich glaube auch nicht, dass es die Reihenfolge verändern wird. Alle Top-Teams werden ein paar Defizite haben, und wir alle arbeiten schon an der Aerodynamik, um einen Teil der verlorenen Leistungsfähigkeit zurückzugewinnen.

Frage: Ist es eine richtige Entscheidung des Automobil-Weltverbandes FIA, diese Änderungen mitten in einer Saison durchzuführen und nicht erst am Ende des Jahres?

Brawn: "Es ist nicht ideal, wenn soetwas während einer Saison passiert. Aber ich denke, die FIA war noch nicht auf dem Stand wie jetzt, was die Teams mit der Programmierung der Motorenkennfelder machen und warum sie es machen. Als die FIA erkannte, was wir mit den Motorkennfeldern machen, stellte sie die Frage, ob das korrekt ist oder nicht. Niemand wurde als illegal oder regelverletzend eingestuft. Was die Formel 1 nicht braucht, erst recht nicht in einem so großartigen Jahr, sind Kontroversen über die Regeln. Ich denke, alle Teams haben die Klarstellung durch die FIA akzeptiert und werden sie anwenden."

Frage: Wo liegen bei Ihrem Auto die Probleme?

Brawn: "Nun, wir sind nicht schnell genug. Das ist der Kern der Sache. Wir sind im Qualifying nicht schlecht, einige Strecken waren besser als andere. Aber wenn es ins Rennen geht, wenn wir mit viel Benzin im Auto unter Rennbedingungen fahren, scheinen wir einen Schritt zurück zu machen. Darauf konzentrieren wir uns, das müssen wir verbessern. Einiges davon können wir noch in diesem Jahr umsetzen, anderes müssen wir nächstes Jahr machen. Es ist nichts Grundsätzliches falsch an unserem Auto. Es ist kein schlechtes Auto. Es ist das viertschnellste Auto in der Formel 1, was allerdings nicht unser Ziel ist. Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern, in der Aerodynamik, bei der Aufhängung, bei der Fahrbarkeit des Motors. Wir brauchen schrittweise Verbesserungen in allen Bereichen, um da hin zu kommen, wo wir sein wollen. Denn wir sind eine Sekunde hinter der Spitze, und wir müssen diese Sekunde und mehr finden, denn unsere stärksten Konkurrenten verbessern sich auch."

Frage: Die beiden kommenden Rennen in Silverstone und auf dem Nürburgring sind die Heimrennen für Mercedes. Wie wichtig sind diese Rennen, sind sie vielleicht wichtiger als andere?

Brawn: Sie sind sehr wichtig für uns mit Blick auf unsere Teammitglieder, unsere Mitarbeiter und Fans. Aber sie sind nicht wichtiger in Hinsicht auf die Arbeit für gute Resultate. Denn jedes Rennen ist für uns sehr wichtig. Zu sagen, wir unternehmen besondere Anstrengungen für den Nürburgring oder für Silverstone, weil es unsere Heimrennen sind, wäre ein echter Fehler. Denn das würde bedeuten, dass wir uns für die anderen Rennen nicht anstrengen würden. Wir sollten für jedes Rennen die maximalen Anstrengungen unternehmen. Aber es wäre natürlich fantastisch, bei diesen beiden Rennen ein gutes Resultat einzufahren. Denn wir werden beim britischen und beim deutschen Grand Prix sehr viel Unterstützung haben. Deshalb wäre es sehr schön, gute Ergebnisse zu holen. Wir werden wie bei jedem anderen Rennen hart dafür arbeiten.

Frage: Besonders das deutsche Rennen ist sehr wichtig für Ihre Fahrer. Wie beurteilen Sie die Leistungen von Michael Schumacher und Nico Rosberg?

Brawn: Beide sind fantastische Fahrer. Wir haben eine außergewöhnliche Fahrerpaarung und sobald wir ein wettbewerbsfähigeres Auto haben, wird es faszinierend sein, beide um Siege kämpfen zu sehen.

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