Formel-1-Fahrer offen für Rivalinnen

SID
Patrick, Formel 1
© Getty

Barcelona - Motorsport ist eine der letzten klassischen Männerdomänen. Vor allem die Formel 1 ist frauenfrei - was die Cockpitbesetzung anbelangt. Gerade einmal fünf Pilotinnen gab es in der 58-jährigen Grand-Prix-Geschichte.

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Als Grid-Girls, Männerblicke auf sich ziehende Models oder auch im Catering und Medienbereich ist die holde Weiblichkeit dagegen gern gesehen.

Aber Danica Patricks historischer Sieg in der Indy Racing League (IRL) vor einer Woche in Japan könnte auch in der Königsklasse eine Wende einleiten: Der Andretti Green Racing-Pilotin aus den USA gelang es nicht nur, als erste Frau einen Lauf dieses nordamerikanischen Formel-1-Pendants zu gewinnen. Sie bewies damit zugleich, dass Frauen-Power für diese Männerbastion stark genug ist.

Sehe ich aus wie ein Bär?

Für Rekord-Weltmeister Michael Schumacher gibt es "keinen Grund, warum nicht auch eine Frau in der Formel 1 schnell und erfolgreich sein könnte". BMW-Sauber-Mann Nick Heidfeld rechnet damit, dass Patricks Pioniertat einen Prozess auslöst: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine Frau in der Formel 1 fährt." Nico Rosberg hatte das IRL-Rennen im Fernsehen verfolgt. "Ich fände es gut, wenn eine Frau in die Formel 1 käme, auf jeden Fall", versicherte der Wiesbadener. 

Viele Piloten trauen es dem angeblich schwachen Geschlecht auch von der Physis her zu, sich in dieser kräftezehrenden Top-Serie zu behaupten.

"Sehe ich aus wie ein Bär?", fragte Leichtgewicht Sebastian Vettel und wies darauf hin, dass es nicht primär auf Muskeln, sondern eher fahrerische Qualitäten, Verstand und Mut ankomme. Und: "Die nötige psychische Härte haben einige Frauen ganz sicher drauf", meinte auch Nico Rosberg in Barcelona.

Es krankt an der Basis

Schumacher, Heidfeld, Rosberg & Co fuhren in den diversen Nachwuchsklassen auch gegen Juniorinnen. Aber mangels Masse bleiben die meisten Mädchen schon vor der Formel 3, einer entscheidenden Vorstufe für den späteren Aufstieg nach ganz oben, auf der Strecke im Kampf um die begehrten Cockpits.

"Es gibt an der Basis einfach zu wenig", wies Ferrari-Berater Schumacher auf die nach wie vor geringe weibliche Präsenz im Nachwuchsbereich hin.

Allerdings tut sich hier bei Verbänden, Autokonzernen und Teams langsam etwas. "Wir sind die größten Frauenförderer", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Sie müssten aber in Formel 3 und GP2-Serie in den Top 3 sein, um eine Chance für die Formel 1 zu erhalten."

Es fehlt die letzte Konsequenz

Die von Mercedes einst geförderte Ellen Lohr, der vor 16 Jahren als bislang einziger Frau ein Sieg in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) geglückt war, urteilte in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Die Basisarbeit ist gut, aber es sind zu wenig Mädchen bereit, es konsequent zu versuchen."

Die ehemalige DTM-Solistin kritisierte auch, es gebe viele Frauen, die sich für Rennfahrerinnen hielten, aber weit davon entfernt seien: "Da sind ziemlich talentfreie Tussis unterwegs, die vieles von dem, was Jutta Kleinschmidt oder ich erarbeitet haben, nun ad absurdum führen."

Die bislang letzte Formel-1-Pilotin war Giovanna Amati. Die Italienerin schaffte es allerdings nie, sich für ein Rennen zu qualifizieren. Ihre Landsfrau Lella Lombardi bildet die rühmliche Ausnahme: Sie kam auf zwölf Grand Prix.

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