"Vernunft ist stärker als Geilheit"

Von Alexander Mey
Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Jubel, Comeback
© xpb

München - Michael und Ralf Schumacher waren jahrelang das schnellste Bruderpaar der Formel 1. Mittlerweile sucht man den Namen Schumacher in der Königsklasse vergebens - das heißt aber nicht, dass sie vom Motorsport die Nase voll hätten.

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Ralf ist in die DTM gewechselt und fährt 2008 Tourenwagen für Mercedes. Und Michael? Er testet mal für Ferrari und fährt Bestzeit, dann testet er für Ducati eine MotoGP-Maschine und ist nur fünf Sekunden langsamer als die Pole-Position-Zeit.

Bei den aktuellen Testfahrten in Barcelona war Schumi im Formel-1-Boliden nur eine Zehntelsekunde langsamer als Weltmeister Kimi Räikkönen und konnte auch mit Spitzenreiter Lewis Hamilton mithalten.

Schumi zurück im Ferrari: Die Bilder vom Test-Duell mit Räikkönen in Barcelona

Da stellt sich die Frage: Können es die Schumis einfach nicht bleiben lassen? Ist der Motorsport eine Droge, von der die beiden nicht loskommen?

SPOX.com fragte bei einem nach, der es wissen muss. Hans-Joachim Stuck ist seit fast 40 Jahren Rennfahrer und kennt die Geschwindigkeitssucht bestens.

"Schumacher kommt nicht wieder"

Seine Meinung: "Dass Michael noch Spaß hat am schnell Fahren und das ihm da etwas fehlt, muss man verstehen. Ich halte seine sporadischen Testauftritte für gut, dadurch bleiben seine Sinne geschärft und er hat einen Lebensmittelpunkt."

Heißt das, dass es ihm irgendwann zwangsläufig so geht wie zum Beispiel Mika Häkkinen, der es nach wenigen Jahren Auszeit in der DTM noch einmal wissen wollte? Im Klartext: Kommt Schumi zurück?

"Es ist aber ein großer Unterschied, ob man es zum Spaß macht oder professionell. Ich habe früher mal gesagt, er kommt bestimmt wieder. Das muss ich revidieren. Er kommt als professioneller Rennfahrer nicht wieder", sagt Stuck.

"Alles ist möglich"

Da klingen Gerüchte, wonach Schumacher einen Gaststart beim Italien-GP der MotoGP in Mugello anstrebt und dafür schon heimlich ausgiebig testet, ganz anders. Sein Manager Willi Weber heizte diese sogar noch an, indem er in der "Bild"-Zeitung sagte: "Alles ist möglich."

Doch Stuck glaubt eher den Dementis von Ducati und der MotoGP. "Ich wette meinen linken Fuß, dass Michael Schumacher nicht in der MotoGP fährt", sagt Stuck.

"Im ersten halben Jahr hätte er gegen die Spitzenfahrer ohnehin sicher keine Chance."

Sein abschießendes Fazit zum Comeback-Kandidaten Michael Schumacher: "Vielleicht fährt er ja auch einmal ein DTM-Auto zu Spaß. Er brennt nach wie vor, aber die Vernunft ist bei ihm stärker als die Geilheit."

Ruf endgültig ruiniert?

Bei Ralf Schumacher scheint diese Reihenfolge umgekehrt zu sein. Er will es nach dem Ende seiner zuletzt ernüchternden Formel-1-Karriere in der DTM noch einmal wissen - und zwar ganz und gar nicht zum Spaß.

Ob er sich mit dem Engagement in einem Vorjahres-Mercedes jedoch einen Gefallen tut, oder ob er seinen Ruf endgültig ruiniert, ist die große Frage.

"Ich habe ihm bei einem Treffen um Weihnachten herum abgeraten", verrät Stuck. "Denn man muss sich fragen: Wie lange wird er es aushalten können, dass ihn die deutsche Presse zur Minna macht? Im Vorjahresauto wird er am Anfang nicht vorne mitfahren. Ob das die Fans auf den Tribünen und die Presse verstehen, ist fraglich."

"Keine Nasenbohrer"

Tun sie es nicht, dann könnte Schumachers erstes Jahr in der DTM gleichzeitig sein letztes sein. "Häkkinen, Frentzen und Alesi waren auch keine Nasenbohrer, aber im Kampf um einen DTM-Titel sind sie alle gescheitert", sieht Stuck schwarz.

Schwere Zeiten also für Ralf Schumacher, während sein Bruder Michael auf den Rennpisten dieser Welt einfach nur seinen Spaß hat. Und so findet die klassische Rollenverteilung der Schumi-Brüder auch nach der Formel-1-Karriere ihre Fortsetzung.

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