BMW steckt in einem Dilemma

Von Alexander Mey
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München - Mario Theissen hat es immer gesagt: Wer die Lücke zur Spitze der Formel 1 schließen will, der muss schneller entwickeln als die Konkurrenz und deshalb auf der Suche nach neuen Wegen mehr Risiken eingehen.

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Das hat BMW-Sauber mit der Konstruktion des F1.08 getan. Die Aerodynamik wurde von allen Teams am radikalsten verändert, dazu sind Vorder- und Hinterachse komplett neu gestaltet, um auf den Wegfall der Traktionskontrolle zu reagieren.

Ergebnis: Mit Hirschgeweih auf der Nase und zahllosen Zusatzflügelchen sieht der neue BMW futuristisch aus und erinnert ein wenig an den BMW-Williams mit Rochennase aus dem Jahr 2004. Der war damals allerdings ein Flop - und auch beim F1.08 läuft bei weitem nicht alles glatt.

Zu Saisonbeginn nicht siegfähig

Der Auftakt zu den Wintertests war schwach, die Fahrer klagten lautstark über unberechenbares Fahrverhalten. Das ist zuletzt in Barcelona und Jerez deutlich besser geworden, aber reicht das, um den Anspruch nach dem Kampf um Siege zu erfüllen?

"Vom Speed her haben wir in den vergangenen Wochen gute Fortschritte gemacht, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen", sagte Teamchef Theissen der offiziellen Homepage der Formel 1.

Den gibt es allerdings, denn zu Ferrari und McLaren-Mercedes fehlt noch rund eine halbe Sekunde. Daher prophezeit Nick Heidfeld bereits vier Wochen vor dem Saisonstart: "Wir werden beim ersten Rennen nicht schnell genug sein, um dort um den Sieg zu kämpfen."

Hoffnung auf große Schritte während der Saison

Das ist aus der Sicht der deutschen Fans zwar schade, aber keine Überraschung. Wichtiger ist, mit dem neuen Auto das Potenzial zu haben, sich während der Saison so stark zu steigern, dass in der zweiten Saisonhälfte ein Sieg realistisch wird.

Das bestätigt Theissen, wenn er sagt: "Unsere Ziele sind ambitioniert, und um sie zu erreichen, müssen wir Risiken eingehen. Manchmal lohnt sich das nicht gleich, aber man kann neues Territorium nur erschließen, wenn man sich vorwagt."

Ähnlich äußert sich Heidfeld: "Wir sind in einer Position, vernünftig in die neue Saison starten zu können." Nicht mehr und nicht weniger.

Zeit des sympathischen Emporkömmlings ist vorbei

BMW-Sauber steckt in einem Dilemma. Natürlich kann man mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen, dass ein Team zu Beginn seines dritten Jahres in der Formel 1 noch nicht locker jedes Rennen gewinnen kann. Aber der überraschende Aufstieg im vergangenen Jahr hat Begehrlichkeiten geweckt, die zwangläufig dazu führen, dass 2008 ein vierter Platz eher enttäuschend als überraschend ist.

"Unsere Rundenzeiten sind im Vergleich zu den anderen Teams nicht allzu schlecht, aber unser Problem ist, dass unser Ziel nun eben ein Rennsieg ist. Dafür benötigen wir noch etwas mehr Zeit", sagte Heidfeld.

Zeit, die ihnen die Öffentlichkeit nur ungern geben wird. Ungeduld ist im Sport eine weit verbreitete Untugend, unter der ab sofort auch BMW-Sauber leiden wird.

Die Zeiten des sympathischen Emporkömmlings sind vorbei, ab jetzt müssen Theissen, Heidfeld und Co. regelmäßig erklären, warum es denn noch nicht zum Sieg reicht und wann es denn endlich soweit ist.

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