"Zurück in die Fahrschule"

Von Jan-Hendrik Böhmer / Alexander Mey
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© Getty

München - Müssen die Stars der Königsklasse bald zurück in die Fahrschule? Wenn es nach Formel-1-Experte Niki Lauda geht, lautet die Antwort ja!

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Der Grund: Immer mehr Fahrer beschweren sich über die Streichung der elektronischen Fahrhilfen wie etwa der Traktionskontrolle. "Es wird mehr Unfälle geben", warnt unter anderem Felipe Massa vom Weltmeister-Team Ferrari. Und auch Honda-Pilot Jenson Button meint: "Es wird sehr gefährlich."

Für Lauda geht das zu weit. "Sind die denn deppert?", fragt der dreimalige Weltmeister in der "Bild am Sonntag". "Wir sind früher ohne Traktionskontrolle gefahren. Das sollte auch jemand schaffen, der sich heute zu den besten Rennfahrern zählt."

Und wenn nicht? "Dann muss er eben zurück in die Fahrschule", so Lauda.

Mehr Unglücke und Zwischenfälle

Das sehen die Piloten natürlich anders. Und ihr größter Kritikpunkt sind die Regenrennen. Zuletzt hatte mit David Coulthard selbst einer der dienstältesten Piloten in diesem Zusammenhang Sicherheitsbedenken geäußert.

"Es ist ja nicht so, dass wir die Herausforderung scheuen", sagte der Schotte in einem Interview mit "autosport.com". "Aber wenn die Fahrhilfen wegfallen, wird es vermutlich mehr schwere Unglücke und Zwischenfälle geben."

Besonders im Regen hätten die Fahrhilfen für mehr Sicherheit gesorgt. Denn: "Die Boliden sind einfach nicht für Regen gemacht", so Coulthard. Laut "Bild am Sonntag" will er vor der Saison mit der FIA diskutieren, ob man in Zukunft überhaupt bei Regen fahren soll.

Heidfeld widerspricht Coulthard 

Eine unnötige Diskussion, wie Nick Heidfeld auf Nachfrage von SPOX.com am Rande der BMW-Sauber-Präsentation klarstellte: "Coulthard hat seine eigene Meinung, damit spricht er aber nicht für alle Fahrer. Ich persönlich denke nicht, dass durch das Fahren ohne Traktionskontrolle im Regen Grenzen der Sicherheit überschritten werden. Ich glaube sogar, dass es ohne Fahrhilfen spaßiger wird."

Das ist der Knackpunkt: Die Zuschauer wollen spannende Rennen und auch Coulthard weiß, dass es genau diese meist im Regen gibt. Und dennoch mahnt er: "Außenstehende können nur schwer verstehen, wie es ist, bei 280 in einem solchen Auto zu sitzen und überhaupt nichts mehr zu sehen", erklärte der 36-Jährige.

Berechtigte Kritik an Fuji 2007

Verhältnisse wie etwa beim Rennen in Fuji 2007 will er unbedingt vermeiden. Damals hatten monsunartige Regenfälle die Strecke zentimeterhoch unter Wasser gesetzt. Mehrere Unfälle waren die Folge. Selbst Fernando Alonso verlor bei Aquaplaning die Kontrolle über seinen McLaren und schlug heftig in die Streckenbegrenzung ein.

Damals hätten sich in der Fahrerbesprechung auch die jüngeren Fahrer über die schwierigen Bedingungen beklagt, selbst wenn sie es in der Öffentlichkeit nicht getan hätten. "Sogar der spätere Sieger des Rennens hat gesagt, dass er solche Bedingungen noch nicht erlebt hat", so Coulthard. Gewonnen hat damals Lewis Hamilton.

Die Tatsache, dass ein Rennen wie in Fuji nicht hätte ausgetragen werden dürfen, hat für Heidfeld - damals einer der größten Kritiker - aber nichts mit elektronischen Fahrhilfen zu tun. "Das Rennen hätte man in jedem Fall stoppen müssen, egal ob mit oder ohne Traktionskontrolle."

"Formel 1 ist immer gefährlich"

Auch für Coulthard die elektronischen Helfer kein Allheilmittel. Ganz im Gegenteil. "Es ist wie mit der Rechtschreib-Prüfung auf dem Computer", so der Schotte. "Wenn man sie hat, dann benutzt man sie. Wenn nicht, dann muss man es eben auf die altmodische Tour machen - das Gehirn anstrengen und den Duden rausholen."

Viel wichtiger sei es, "dem Sicherheitsdirektor der F1 klar zu machen, unter welchen Bedingungen wir noch sicher fahren können, und wann nicht."

So weit die Kritik von Coulthard. Teile davon mögen berechtigt sein, doch Heidfeld macht zum Schluss noch einmal klar, worauf sich jeder Rennfahrer bewusst einlässt,wenn er sich für den Job entscheidet: "Die Formel 1 ist immer gefährlich. Wer es sicherer haben will, der muss neben der Strecke stehen bleiben."

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