Ein nicht ganz perfektes Wochenende

Von Alexander Mey
Nur Alonso und Hamilton geraten aneinander (r.). Nebeneinander durch die Eau Rouge
© Getty

Mann, wäre das schön gewesen. Fast zu schön, um wahr zu sein. Dabei war das ganze Wochenende schon fast zu schön, um wahr zu sein.

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Ferrari hat seit Donnerstag gewonnen, und zwar in jeder Beziehung. Erst die Berufungsverhandlung in der Spionage-Affäre gegen McLaren-Mercedes. Dadurch gab es den WM-Titel in der Konstrukteurs-WM frei Haus.

Und dann auch noch der überzeugende Doppelsieg beim Belgien-GP in Spa. Kimi Räikkönen zum dritten Mal in Folge in den Ardennen ganz oben, die Silberpfeile locker in die Schranken verwiesen. (Hier geht's zu Rennergebnis und WM-Stand)

Nach wie vor Rückstand in der Fahrerwertung

"Einen großartigen Tag", zelebrierte Räikkönen nach dem viertletzten Rennen des Jahres. Nicht nur das. Wie gesagt: Das ganze Wochenende war großartig.

Es hätte aber noch großartiger werden können, perfekt eben. Dann nämlich, wenn es der Iceman durch seinen Sieg geschafft hätte, auch in der Fahrerwertung wieder ganz nah an die Spitze heranzukommen.

Silberner Doppelausfall vonnöten

Doch die Konkurrenten Lewis Hamilton und Fernando Alonso wollten ihm weder in der Haarnadel nach dem Start noch bei ihrem Rad-an-Rad-Duell in der Eau Rouge den Gefallen tun, aneinander zu rasseln und sich gegenseitig ins Aus zu befördern.

Einen silbernen Doppelausfall, genau das ist es, was Räikkönen bei 13 Punkten Rückstand in den letzten drei Rennen braucht, um sich noch einmal ernsthaft Hoffnungen auf seinen ersten Fahrer-Titel machen zu können.

Dennis spült weich

Dieses Mal hat es ja leider nicht geklappt, dazu waren Hamilton und Alonso bei aller Antipathie zu sehr Profis. Sie fuhren hart, ließen sich aber immer genug Platz zum Überleben.

"Wenn man zwei so großartige Fahrer im Team hat wie Fernando und Lewis, dann muss man damit rechnen, dass so etwas wie in der ersten Kurve passiert", spülte McLaren-Teamchef Ron Dennis weich. "Sie haben nichts gemacht, das zu aggressiv gewesen wäre." Bloß kein Öl ins Feuer gießen, lautet die Devise.

Hamilton beschuldigt Alonso

Seine Fahrer sehen das nicht ganz so diplomatisch. Hamilton ließ nach dem Rennen im Premiere-Interview durchaus durchblicken, dass er die Aktion in Kurve eins, als Alonso ihn von der Strecke in die Auslaufzone abdrängte, für alles andere als fair hielt. "Er hatte genug Platz, um durch die Kurve zu kommen, ohne mich abzudrängen", lamentierte der noch immer WM-Führende.

Zwei Pünktchen sind ihm geblieben, die er über die verbleibenden drei Rennen retten muss, wenn er gleich in seiner Debütsaison Weltmeister werden will.

Ferrari will nicht aufgeben

Von so einem knappen Abstand träumt man bei Ferrari nur. Während Räikkönen wenigstens noch theoretisch im Rennen ist, kann sich Felipe Massa nach Platz zwei in Spa aus der Entscheidung verabschieden. 20 Punkte Rückstand, das ist zu viel.

Trotzdem haben er und sein Teamkollege das Motto für das Saisonfinale verinnerlicht: "Wir werden nicht aufgeben und bis zum Ende kämpfen."

Ist der Konstrukteurs-Titel für Ferrari etwas wert?

Aber nicht an diesem Sonntag. An diesem Sonntag wurde erst einmal gefeiert. So richtig mit Gruppenbild. Denn die Konstrukteurs-Krone ist nach zwei Jahren Pause zurück in Maranello.

Schon vor der Verkündung der Strafe gegen McLaren - Abzug aller WM-Punkte und 100 Millionen Dollar Strafe - hatte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo klagestellt: Auch ein Titel am grünen Tisch ist ein verdienter Titel. Warum also nicht feiern?

Die Antwort darauf weiß Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: "Ich will so einen Titel nicht, denn für mich ist nur ein herausgefahrener Titel etwas wert."

Wohl keine Berufung gegen Spionage-Urteil

Trotzdem steht eine Berufung gegen das Urteil vom Donnerstag wohl nicht zur Debatte. Teamchef Dennis erklärte, er tendiere dazu, auf eine Revision zu verzichten. "Im Sinne des Sports", wie es hieß.

In diesem Sinne wünscht man sich weitere harte Duelle, gerade zwischen Alonso und Hamilton.

Sie müssen ja nicht gleich in einem Doppelausfall enden, auch wenn Kimi Räikkönen sicher nichts dagegen hätte.

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