Alonso zu Ferrari? Es wird konkreter

Von Alexander Mey
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© Getty

München - Noch vor wenigen Tagen war es nicht mehr als eine fixe Idee, interessant zwar, aber doch nicht die, die am nächsten liegt.

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Fernando Alonso 2008 bei Ferrari? Das englische Boulevardblatt "News of the World" kam mit dieser Nachricht um die Ecke. Klang interessant, aber wer englische Boulevardblätter kennt, der weiß, dass die es mit der Wahrheit manchmal nicht so genau nehmen.

Wenn es aber jetzt, wie in einem Bericht der aktuellen "Sport-Bild", Zitate gibt, die die These, dass Alonso eben doch nicht zu Renault sondern stattdessen zu den Roten geht, stützen, dann klingt die Sache nicht nur interessant, dann ist sie es.

"Das ist beschlossene Sache"

Angeblich ist sich der Spanier mit Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo in Sachen Vertragsabschluss schon so gut wie einig. Und auch in Formel-1-Kreisen geht man schon  davon aus, dass Alonso 2008 Felipe Massa ersetzen wird.

"Das ist beschlossene Sache. Alonso soll neben Räikkönen bei Ferrari ein Dream-Team bilden", zitiert die "Sport-Bild" einen Formel-1-Manager.

Di Montezemolo sagt dazu: "Alonso bei Ferrari kann ich mir durchaus vorstellen."

Drei Argumente für einen Ferrari-Wechsel

Fix ist der Wechsel deshalb zwar noch lange nicht, schließlich hat man in der "Silly-Season" der Königsklasse schon oft die wildesten Spekulationen kommen und gehen sehen. Aber logische Erklärungen für diesen Schritt gibt es einige.

Die sportliche Komponente: Alonso ist in einem Dilemma. Bei McLaren kann und will er nach allem, was vorgefallen ist, nicht mehr bleiben. Als Doppel-Weltmeister ist er aber erfolgsverwöhnt und will auch 2008 wieder um den Titel kämpfen. Außer bei den Silberpfeilen kann er das nur bei Ferrari. Eine Rückkehr zu Renault kann nicht mehr als eine Notlösung sein, denn selbst ein starker Fahrer wie Alonso kann aus einem Mittelklasse-Auto in nur einem Winter nicht wieder einen Siegkandidaten machen.

Die menschliche Komponente: Alonso kommt mit der Distanziertheit und der Disziplin-Versessenheit von McLaren-Teamchef Ron Dennis überhaupt nicht klar. Er braucht eine lockere Atmosphäre wie bei Renault. Die bietet Ferrari. Zum einen ist die Mentalität der Italiener sehr viel offener als die der Briten, zum anderen lässt man den Fahrern deutlich mehr Freiraum. Sogar Alkohol-Ausrutscher von Räikkönen werden gelassen zur Kenntnis genommen, solange die Leistung auf der Strecke stimmt.

Die mediale Komponente: Bei allem Respekt vor Felipe Massa. Auch wenn er ein sehr guter Fahrer ist, kann er in Sachen Medienwirksamkeit nicht gegen Alonso ankommen. Alonso und Räikkönen wären ein schillerndes Paar.

Wieder kein Nummer-eins-Status

Genau darin liegt aber auch die große Gefahr, die gegen einen Wechsel des Spaniers zu Ferrari spricht. Alonso hat im Kampf gegen Hamilton gezeigt, dass er nicht mit der Situation klarkommt, nicht die klare Nummer eins im Team zu sein.

Alonso möchte gebauchpinselt werden und sich sicher sein, dass das Team uneingeschränkt alles tut, um ihm zum Erfolg zu verhelfen. Räikkönen hat aber genau die gleichen Ansprüche. Eine Nummer eins wird es bei einem Duo Alonso/Räikkönen nicht geben.

Vielleicht würde es Alonso bei Ferrari helfen, dass Räikkönen erstens persönlich nicht so bevorzugt würde wie Hamilton bei McLaren. Immerhin ist der Finne den Italienern in Punkte Mentalität sicher ferner als der Spanier. Zweitens könnte Alonso mit der Konkurrenz eines gestandenen Profis wie Räikkönen, der immerhin schon zweimal Vize-Weltmeister war, besser umgehen als mit der eines Rookies wie Hamilton, den er zu Saisonbeginn garantiert unterschätzt hat.

Alonso provoziert seinen Rauswurf

Dass Alonso überzeugt ist, auch ohne McLaren 2008 um den Titel fahren zu können, zeigen seine offensichtlichen Affronts gegen die Silbernen. Das fängt bei der Erpressung im Spionage-Skandal an, geht über die Ignoranz gegenüber Teamchef Dennis bis hin zu aggressivem Fahren gegen den Teamkollegen.

"Alonso muss Ferrari in der Hinterhand haben. Sonst könnte er nicht seine Spielchen treiben. Nur ein Rausschmiss öffnet ihm die Tür zu Ferrari", sagt Ex-Weltmeister Keke Rosberg und erklärt: "Niemals würde Ron Dennis einer Vertragsauflösung zustimmen, wenn sein Erzfeind Ferrari davon profitieren würde."

Alonso braucht jedoch eine Vertragsauflösung, wenn er weg will. Denn sein Kontrakt bei den Silbernen gilt auch für die Saison 2008.

Umso spannender wird es zu beobachten, was sich Fernando Alonso bei den letzten drei Rennen noch alles einfallen lässt, um seinen Rauswurf zu provozieren.

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