Auferstanden von den Totgeglaubten

Von Dominik Geißler
Kreutzer (r.) brachte die DEG zurück auf die Erfolgsspur
© getty

Vor knapp zwei Jahren stand die Düsseldorfer EG vor dem Abgrund. Dann übernahm Christof Kreutzer das Amt des Cheftrainers - und führte den Traditionsklub direkt ins Halbfinale der DEL. Nun steht die DEG kurz vor der zweiten Playoff-Teilnahme in Folge und hofft auf die Krönung. Die Gründe für den Aufschwung sind vielschichtig. Im Gespräch mit SPOX gibt Kreutzer einen Einblick.

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Titanic, Dirty Dancing, Rosamunde Pilcher. Die Film- und Fernsehwelt hat schon viele Kitschstreifen auf den Markt gebracht, doch diese Geschichte dürfte selbst Hollywood zu viel sein - meint zumindest DEG-Coach Christof Kreutzer: "Dieses Drehbuch hätte jeder Filmproduzent abgelehnt."

Die Geschichte der Düsseldorfer EG entstammt jedoch keiner Phantasie eines Drehbuchautors, sondern ist real - und ein Beispiel dafür, wie schnell sich die Gefühlslage im Sport ändern kann.

Noch vor knapp zwei Jahren stand die DEG vor, wenn nicht gar schon mit einem Bein über dem Abgrund, nachdem sich der Großinvestor und Hauptsponsor Metro 2012 verabschiedet hatte.

Das Geld war weg, die Schulden da und niemand im Verein wusste, wie es weitergehen sollte. Selbst eine Insolvenz und der Ausstieg aus der DEL wurden offen diskutiert.

Vom Boden nach oben

Mithilfe von Spenden und kleineren Sponsoren gelang es den DEG-Verantwortlichen zwar, die Spielklasse zu halten. Doch die spielerische Qualität war erst einmal verloren. Nur vier Akteure aus dem damaligen Kader blieben in Düsseldorf, der Rest suchte das Weite. Statt auf teure, qualitativ hochwertige Spieler setzte man nun - zwangsläufig - auf junge Talente.

Die teils fehlende Klasse machte sich schnell auf dem Eis bemerkbar. 2013 verpasste die DEG nicht nur die Playoffs, sondern wurde auch Tabellenletzter. Eine Saison später zeigte sich ein noch katastrophaleres Bild: nur zehn Siege bei 35 Niederlagen, das mit Abstand schlechteste Torverhältnis und wieder abgeschlagenes Schlusslicht.

Dieser Tiefpunkt der Düsseldorfer Krise ist nicht einmal 24 Monate her. Und dennoch hat sich die Lage mittlerweile um 180 Grad gedreht. Die Rheinländer grüßen nach 44 Spieltagen mit nur einem Punkt Rückstand auf die Spitzenreiter Eisbären Berlin (80 Zähler) vom zweiten Tabellenplatz und sind auf dem besten Weg in die Playoffs. Dorthin schaffte es die DEG bereits in der Vorsaison. Nach einem sensationellen Viertelfinalsieg gegen die Hamburg Freezers zog sie sogar bis ins Halbfinale ein.

Drogen und Neurologen

Innerhalb weniger Monate vom unterlegenen Kellerkind zum ernsthaften Meisterschaftskandidaten - diese Entwicklung hätte der DEG wohl kaum jemand zugetraut. "Wenn einer prognostiziert hätte, was hier abgehen wird, hätte ich ihn direkt zu unserem Neurologen auf die Couch geschickt und gefragt, was für Drogen er nimmt", zeigte sich Kreutzer nach dem Halbfinal-Einzug 2015 ungläubig.

Doch wie war dieser rasante Formanstieg möglich?

Zum einen sitzt da mit Kreutzer ein Mann auf dem Cheftrainerstuhl, der den Verein so gut kennt wie kaum ein Zweiter. Der gebürtige Uerdinger war als Spieler (fünfmaliger Meister), als Jugend- und Assistentscoach und sogar als Mettbrötchen verkaufender Stadionwirt für die DEG tätig, ehe er sie vor anderthalb Jahren übernahm. Für Kreutzer ist der Posten dementsprechend nicht nur ein Job, er ist sein Leben.

"Eishockey ist wie eine Droge für mich, da komme ich nicht von weg", beschreibt der 48-Jährige seine Leidenschaft im Gespräch mit SPOX: "Cheftrainer bei meinem Verein zu sein, macht mich sehr stolz. Das ist für mich wie ein Traum!"

Die Mischung macht's

Doch auch der beste Trainer ist von der Qualität seiner Spieler abhängig. Und die stimmt in Düsseldorf nun wieder. "Wir haben versucht, eine Mannschaft zusammenzustellen, die mit jungen und erfahrenen Spielern bestückt ist. Da haben wir die richtige Mischung gefunden", erklärt Kreutzer das Erfolgsrezept bei SPOX.

So sei die Mannschaft "in allen vier Reihen ausgeglichen und für den Gegner schwer auszurechnen". Zudem habe man einen sehr guten Teamgeist: "Jeder kämpft für den anderen!"

Neben Youngstern wie Manuel Strodel, Alexander Preibisch und Torhüter Mathias Niederberger, die sich zu echten Leistungsträgern entwickelt haben, bestimmen erfahrene Männer wie Kapitän Daniel Kreutzer (Bruder des Trainers), Eduard Lewandowski, Norm Milley und Tim Conboy den Kader. Letztere beiden wurden aus Wolfsburg bzw. Ingolstadt verpflichtet.

"Da darf man auch mal träumen"

Möglich gemacht wurden die - nicht ganz günstigen - Käufe durch die finanziellen Zuschüsse der beiden Gesellschafter Mikhail Ponomarev und Peter Hoberg.

Bei aller Romantik muss man also auch in Düsseldorf zugeben, dass es ohne Geld nicht geht. "Ohne ihn wären wir nicht dort, wo hier heute sind", hebt Hoberg die Bedeutung seines russischen Investor-Kollegen hervor. Und der gibt zurück: "Ohne Hoberg gäbe es die DEG nicht mehr."

Geld, ein ausgeglichener Kader und mit Kreutzer ein Fachmann als Trainer, der die Düsseldorfer EG lebt und liebt - diese Elemente haben den achtmaligen deutschen Meister zurück in die Spur gebracht.

Ob die Mannschaft schon in dieser Saison bereit für den neunten Titel ist, wird der April zeigen. Bis dahin gilt es aber erst einmal, die Playoffs zu erreichen. "Wir haben in Düsseldorf immer den Anspruch, eine so konkurrenzfähige Mannschaft zu haben, dass wir um die Playoffs mitspielen", sagt Kreutzer bei SPOX und hofft auf mehr: "Wenn man dann dort ist, ist immer alles möglich - da darf man auch mal träumen."

Vom Letzten zum Meister innerhalb von nur zwei Jahren? Das wäre dann wirklich filmreich.

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