Trainerwechsel in der Bundesliga: Erste Bilanz der Saison 2018/2019

Von SPOX Österreich
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Trainerwechsel sind in der Fußball-Bundesliga an sich nichts Ungewöhnliches. In den vergangenen Jahren waren insgesamt um die 15 neue Trainer bei den Erstligavereinen am Start, die vor oder während der Saison ausgetauscht wurden. Zum jeweiligen Saisonstart waren es im Schnitt etwa 10 Vereine, die mit neuen Trainern aufwarteten. Zu Beginn der laufenden Saison 2018/19 ging die Zahl der Vereine mit neuen Trainern auf 6 zurück. Eine Trendwende ist aber nicht zu erkennen, denn während der Saison mussten einige Vereine Federn lassen. Wer musste gehen, wer kam?

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Vermeintlich positiv lief es für Schalke-Trainer Domenico Tedesco, der bereits vor Beginn der Saison seinen Vertrag beim aktuellen Vize-Meister vorzeitig verlängern konnte. Jedoch ist derzeit fraglich, ob der Verein bei einem weiteren Abwärtstrend der Mannschaft weiterhin an ihrem Trainer festhält. Gerüchte um einen Nachfolger kursieren bereits.

Vom Zweitjüngsten Trainer der Bundesliga zum Ältesten. Friedhelm Funkel, Coach von der Fortuna aus Düsseldorf, durfte sich nicht nur über den Aufstieg aus der 2. Liga freuen, sondern auch über den jüngsten 3:0-Sieg gegen den VFB Stuttgart. Das Thema Vertragsverlängerung war in Düsseldorf ein sehr vakantes Thema in den letzten Wochen. Erst entschied man sich völlig überraschend den Vertrag mit Funkel nicht zu verlängern, um nur kurze Zeit später wieder zurück zu rudern und den Vertrag bis 2020 zu Verlängerung. Dem Vertrauen zwischen Führungsetage und Trainer hat dies natürlich nicht wirklich gut getan, wie Funkel selbst ganz offen verriet.

Für die Schwaben aus Stuttgart hingegen gab es in dieser Saison einige Turbulenzen: Trainer Tayfun Korkut musste im Oktober seinen Hut nehmen, obwohl sein Vertrag noch bis Mitte 2020 laufen sollte. Der einstige Coach von Hannover 96 hatte in der vorherigen Bundesligasaison noch gute Karten, die aktuelle Spielzeit endete für ihn jedoch im Desaster: Der letzte Tabellenplatz im vergangenen Oktober mit nur 5 Punkten bedeuteten das Ende für Korkut. Sein Nachfolger Markus Weinzierl konnte das Ruder jedoch bislang auch nicht rumreißen. Noch immer droht dem VFB der Abstieg, die Kritik an dem früheren Schalke-Coach wird immer lauter. Laut Fachmännern geht der Trend auch hier in Richtung Entlassung. Die Frage scheint nur noch zu sein, wann Trainer Weinzierl seinen Hut nehmen muss. Zudem wurde kurzerhand Sportdirektor Michael Reschke entlassen und durch Thomas Hitzlsperger ersetzt.

Die Uhr von RB Leipzig-Trainer Ralf Rangnick tickt keinesfalls, weder als Trainer noch als Sportdirektor. Das Julian Nagelsmann ab kommendem Sommer übernimmt ist längst klar. Durch eine bisher eher ungewöhnlich offene Kommunikation wurde der Deal bereits frühzeitig verkündet. Die sportliche Leistung unter Trainer Rangnick kann sich durchaus sehen lassen. Neben seiner Funktion als Sportdirektor hatte er die Trainerposition auch schon 2015 für ein Jahr inne, bis Ralph Hasenhüttl den Job übernahm. Der Österreicher führte die Mannschaft zwar erfolgreich, jedoch zogen sich die Vertragsverhandlungen für eine Verlängerung hin. Hasenhüttl wollte ein langfristiges Arbeitspapier, Leipzig dagegen erst abwarten, wie es um die Mannschaft nach der Campions League steht. Am Ende schwand das Vertrauen in ihn, der Vertrag, der noch ein Jahr laufen sollte, wurde nicht verlängert, und so zog Hasenhüttl vorzeitig die Reißleine. Der Vertrag wurde auf seinen Wunsch hin aufgelöst.

Die zweite Entlassung während der laufenden Saison war kurz vor Jahresende bei Bayer Leverkusen zu verzeichnen. Heiko Herrlich, der zu Beginn der vorherigen Saison als Trainer verpflichtet wurde, musste sich nach der Hinrunde mit einem 9. Platz zufriedengeben. Zu wenig für die Erwartungen um einen so starken Kader. Der frühere BVB-Trainer Peter Bosz lenkt nun als sein Nachfolger seit Januar die Geschicke der Mannschaft. Mit gemischten Erfolgen: Der Niederländer verhalf Leverkusen gegen Bayern München zwar zu einem Überraschungssieg, flog aber gegen den Zweitligisten Heidenheim spektakulär aus dem DFB-Pokal.

Und wie steht es um den Rekordmeister FC Bayern München? Zwar konnten die Bayern ihre Dominanz der letzten Jahre in dieser Saison noch nicht wieder erreichen, sind aber dem derzeitigen Tabellenführer Borussia Dortmund dicht auf den Fersen. Auch im DFP-Pokal sind die Münchener auf Kurs. Der Stuhl von Trainer Nico Kovac scheint sicherer denn je. Der einstige Mittelfeldspieler des FC Bayern ist seit Beginn der Saison wieder bei "seinem" Verein, zusammen mit Bruder Robert als Co-Trainer. Der gebürtige Kroate freut sich auch, wieder näher bei seiner Familie sein zu können, die ihren Wohnsitz in Salzburg hat. Sein Vertrag läuft bis Mitte 2021. In dieser Saison scheint für Kovac noch alles möglich. Vieles wird von dem Championsleauge-Kracher mit dem FC Liverpool abhängen.

Der Vertrag des 96-Trainers Andre Breitreiter sollte eigentlich erst nach dieser Saison auslaufen. Nachdem der Verein nach der Winterpause eine schmerzliche Niederlage gegen Werder Bremen und gegen den Tabellenführer aus Dortmund hinnehmen musste, kam Ende Januar das vorzeitige Aus für den früheren Schalke-Trainer. Sein Nachfolger: Der einstige Nationalspieler und Ex-Trainer von Ferencvaros Budapest Thomas Doll. Sein Einstand gegen RB Leipzig misslang zwar, jedoch konnte Hannover 96 einen 2:0-Sieg im Folgespiel gegen den derzeit Tabellenletzten FC Nürnberg einfahren und wichtige 3 Punkte wettmachen. Dolls Vertrag wurde bis 2020 geschlossen und bleibt auch bestehen, falls der Verein in die 2. Liga absteigt.

Der jüngste Trainerabgang betrifft den 1. FC Nürnberg. Der Rauswurf von Michael Köllner kam nicht wirklich überraschend: 15 Spiele ohne Sieg in Folge und dazu auch noch Tabellenletzter. Da hilft es nicht, dass der seit März 2017 amtierende Trainer den 1. FC Nürnberg in die Erste Liga gehievt hat. Ein Debakel mit weiteren Folgen: Auch der Nürnberger Sportdirektor Andreas Bornemann musste gehen. Er hatte sich bis zuletzt hinter Köllner gestellt und gegen seine Entlassung ausgesprochen. Seiner Meinung nach könne auch kein anderer Trainer die Mannschaft aus dem Tal führen. Trotzdem hofft man noch auf den Relegationsrang, da der VFB Stuttgart und Hannover 96 - ebenfalls auf den hinteren Plätzen - auch keinen Blumentopf gewinnen und weiter nach hinten rücken könnten. Marek Mintal übernimmt zunächst als Interimstrainer bei Nürnberg, gemeinsam mit Co-Trainer Boris Schommers. Ob diese Konstellation auf längere Sicht so bleibt, ist fraglich. Da über die Trainerfrage der Sportdirektor entscheidet, steht als oberste Priorität erst einmal die Suche nach einem Nachfolger von Bornemann an.

Für den FC Augsburg ging es mit der Saison 2011/12 in die Bundesliga. Der derzeitige Stuttgart-Trainer Markus Weinzierl folgte als Trainer dem Niederländer Jos Luhukay, nachdem er 2016 zunächst von Dirk Schuster und noch im gleichen Jahr vom derzeitigen Trainer Manuel Baum abgelöst wurde. Zwar ist die Position der Augsburger in der Bundesliga etwas wacklig, dennoch sieht es derzeit nicht danach aus, dass der Verein wieder absteigt. Am Trainerposten von Baum, dessen Vertrag bis Mitte 2020 gilt, scheint niemand zu rütteln. Er genießt das Vertrauen von Steffan Reuter.

Noch ein Jahr länger läuft der Vertrag von Florian Kohfeldt beim SV Werder Bremen. Der frühere Co-Trainer von Viktor Skripnik übernahm dessen Cheftrainerposten zu Beginn der vergangenen Saison und kann mit einer Bilanz durchaus zufrieden sein. Der Verein, der in diesem Jahr sein 120-jähriges Bestehen feiert, konnte im Abstiegskampf bestehen und einige Punkte hinzugewinnen. Nicht außer Acht zu lassen ist das überragende Weiterkommen im DFB-Pokal in Dortmund.

Einen unbefristeten Vertrag hat Hertha BSC-Trainer Pal Dardai. Als starker Konkurrent des SV Werder Bremen zeigen sich die Berliner souverän im Bundesligageschehen. Ganz klar: Die Hertha will nach Europa.

Dieter Hecking darf laut Vertrag auch noch diese Saison bei Borussia Mönchengladbach die laufende Saison bis zum Ende trainieren. Keine Frage, mit einem Platz im oberen Drittel der Bundesligatabelle lässt es sich gut leben. Ihren bisherigen Heimsieg-Rekord konnten die Gladbacher zwar nicht ganz fortsetzen, aber wer hinfällt, steht auch wieder auf - so scheint Trainer Hecking zuversichtlich den kommenden Begegnungen entgegenzusehen.

Eintracht Frankfurt macht gerade nicht nur seinem Trainer Adi Hütter Freude. Bei der Europa League sind sie schon recht weit gekommen. In der Bundesliga tummeln sich die Frankfurter derzeit auch unter den oberen Plätzen. Hütters Zeit als Trainer soll auch nach der kommenden Saison noch nicht vorbei sein. Gerade um das Trio Jovic, Haller und Rebic bleibt die restliche Saison auch weiterhin spannend.

Gesichert ist auch der Trainerjob von Lucien Favre bei Borussia Dortmund. In der Champions League steht der Tabellenführer der Bundesliga bereits im Achtelfinale. Wo es nach der deutlichen 3:0 im Hinspiel wohl eher nach einem vorzeitigen Ausscheiden aussieht. Sonderlich dramatisch sollte das Ganze allerdings nicht wirken betrachtet man die Tatsache, dass der BVB nach 7 Jahren Bayern Dominanz aktuell eine mehr als realistische Chance hat Deutscher Meister zu werden. Schon jetzt basteln Watzke und Zorc im Hintergrund an einer vorzeitigen Vertragsverlängerung.

Bruno Labbadia, Trainer vom VfL Wolfsburg, scheint auch eine weiterhin glänzende Zukunft bevorzustehen. Er bewahrte den Verein in der vergangenen Saison vor dem Abstieg. Die Erfolge in der Europa League geben der Mannschaft weiter Auftrieb. Das Ziel Labbadias, in der Bundesliga-Rückrunde zu punkten, verliert er dabei aber nicht aus den Augen.