Nystad kommt straffrei davon

SPOX
27. Februar 200916:15
Claudia Nystad kommt ohne Strafe davonGetty
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Nach der Stinkefinger-Aktion bei der Nordischen Ski-WM in Liberec droht Langläuferin Claudia Nystad keine Strafe durch den Deutschen Skiverband. Das bestätigte ein DSV-Sprecher.

Skilangläuferin Claudia Nystad wird nach dem Eklat bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften keine Strafe vom Deutschen Skiverband (DSV) erhalten.

Der Dauerstreit im deutschen Frauen-Skilanglauf schwelt aber weiter.

Nach der Siegerehrung für die deutsche Silber-Staffel gab es eine etwa fünfminütige Aussprache zwischen Nystad und dem nicht nur von ihr heftig kritisierten Bundestrainer Jochen Behle samt anschließender gemeinsamer Medaillenfeier in einer Pizzeria. Die Grundprobleme wie die Zukunft von Frauen-Cheftrainer Ismo Hämäläinen plus das gestörte Verhältnis zwischen Behle und den Frauen bleiben ungelöst.

Nystad entschuldigt sich

"Nach dem Rennen ist man halt sehr emotional. Ich entschuldige mich für die Geste", sagte Nystad und behauptete zugleich in Bezug auf die Aktion mit dem Mittelfinger nach dem Rennen in der Mixed-Zone: "Sie hat aber nicht Jochen Behle gegolten."

Nystads emotionale Entgleisung war ein Ausbruch des lange angesammelten Frusts gegen den Bundestrainer, deshalb rutschte ihr im ZDF-Interview auch eine erneute Kritik heraus: "Es ist sicher professioneller, wenn man alles nach der WM klärt und nicht vor den Wettkämpfen."

Der Deutsche Skiverband (DSV) versuchte nach dem Riesenwirbel, den Eklat kleinzureden. Sportdirektor Thomas Pfüller wollte öffentlich überhaupt nichts dazu sagen - aber spätestens nach dem letzten WM-Frauenrennen am Samstag will er über die Zukunft des Dauer-Krisenherdes Frauen-Skilanglauf Auskunft geben: "Es wird alles auf den Prüfstand gestellt." Presseprecher Stefan Schwarzbach versicherte nur, dass es keine verbandsinternen Strafen oder eine Sperre für Nystad geben werde.

Effenbergs "Stinkefinger" kein Maßstab

Anders war ein "Stinkefinger" 1994 bei der Fußball-WM bewertet worden. Damals beleidigte Stefan Effenberg mit dieser Geste die Fans und wurde prompt aus der DFB-Auswahl ausgeschlossen.

"Es gibt keinen Streit", sagte Jochen Behle, der die Probleme bei der WM mit seiner Dauerkritik an Hämäläinen angezettelt hatte. Zuvor hatte der Mann, der sich als Reizfigur sieht und kein "Frauenversteher" sein will, nach außen hin gelassen auf den "Stinkefinger" reagiert: "Wenn sie so gut läuft, kann sie öfter so eine Reaktion zeigen."

Dabei war die unmittelbar vorausgegangene verbale Kritik von Nystad am Bundestrainer mehr als deutlich und nach Meinung vieler Beobachter auch durchaus berechtigt.

"Du hast als Trainer zwei Möglichkeiten. Entweder du stehst hinter deiner Mannschaft oder du tust es nicht. Die Medaille, die wir gewonnen haben, ist einzig und allein für Ismo", hatte Nystad erklärt.

Zu Behle direkt meinte sie: "Ich kann nicht beeinflussen, was er sagen will. Im Prinzip ist es mir auch wurscht." Danach folgte die eindeutige Geste.

Der Bundestrainer hatte vor und während der WM immer wieder die Position von Hämäläinen in Frage gestellt. Der Finne sei "zu weich", habe seine Frauen nicht im Griff und habe zu wenig trainieren lassen. Sportchef Pfüller hatte daraufhin vergeblich versucht, seinen Langlauf-Chef zu stoppen.

Konstellation im Frauen-Langlauf vor ungewisser Zukunft

Es war nicht das erste Mal, dass Behle vor wichtigen Titelkämpfen Unfrieden gesät hat. Vor den Weltmeisterschaften 2005 und 2007 hatte er öffentlich Evi Sachenbacher-Stehle und ihren damaligen Trainer Wolfgang Pichler kritisiert.

Die Skilangläuferinnen sprachen sich vor zwei Jahren daraufhin gegen Behle und für einen eigenen Frauen-Cheftrainer aus, der dann in Hämäläinen auch installiert wurde.

Oberster Chef der Frauen ist allerdings weiter Behle - eine Konstellation, die für die Zukunft wohl nicht mehr haltbar sein wird.

Nach dem Silberlauf hatte Behle munter weitergestichelt: "Es ging nicht nur um Ismo. Wir haben über Leistungen diskutiert - und die waren halt nicht zufriedenstellend. Die Medaille nehmen wir gern mit."

Die Ergebnisse der Nordischen Ski-WM