Am Montag beginnt das Tennisturnier in Wimbledon. Für den Schweizer Roger Federer ist es ein besonderes Event: Vor zehn Jahren gewann Federer zum ersten Mal in Wimbledon, es sollten sechs weitere Titel bei dem Traditionsturnier folgen. In einem Interview äußerte sich der 31-Jährige jetzt über seinen schwierigen Karrierestart, ein mögliches Karriereende und seinen ersten Triumph auf dem "heiligen Rasen".
"Ich bin damals (2003, Anm. d. Red) mit einem gewaltigen Druck in die Rasenwochen gegangen. Ich habe auch von mir selbst verlangt, in Wimbledon das Viertelfinale zu erreichen. Dann wurde daraus das Märchen des Wimbledon-Erfolgs, das Märchen meiner Karriere", berichtete der Schweizer im Gespräch mit der Münchner "AZ".
Nach mehrfachem frühen Ausscheiden bei seinen ersten Grand-Slam-Turnieren wurde bereits offen von einer Blockade Federers gesprochen, bis zu den US Open 2002 konnte er bei vier Grand-Slam-Turnieren nur ein Spiel gewinnen.
Für Federer eine schwierige Phase: "In der Szene wussten viele, dass ich ein gewisses Talent besitze. Das schuf Druck, produzierte massives Anspruchsdenken. Ich brauchte meine Zeit."
"Man kann schon sagen, dass ich da ein Flegel war"
Darüber hinaus benötigte der Schweizer einige Jahre, um ruhiger zu werden. In seiner Anfangszeit war er noch bekannt für seine Temperamentsausbrüche. "Man kann schon sagen, dass ich da ein Flegel war. Ich zertrümmerte meine Schläger nicht unbedingt, warf sie aber vor Wut auf dem Platz herum. Ich konnte nicht besonders gut mit Niederlagen umgehen, oft habe ich nach einem Turnierausscheiden heulen müssen", gab der 31-Jährige zu.
Auch mit den Schiedsrichtern habe er sich gerne mal angelegt. Allerdings habe er sich irgendwann gesagt: "Du kannst zwar nicht alles gewinnen, du musst aber wenigstens alles versuchen und ruhig bleiben. Das habe ich dann auch eisern umgesetzt. Und dieses Prinzip gilt auch heute: Wenn ich weiß, dass ich alles gegeben habe, machen mir Niederlagen keine Mühe."
Enttäuschung nach Finalpleite
Bei einer Niederlage fiel es ihm allerdings besonders schwer, dieses Prinzip umzusetzen: Bei den Olympischen Spielen 2012 in London verlor Federer im Finale mit 2:6, 1:6 und 4:6 gegen Andy Murray, für den mittlerweile 17-fachen Grand-Slam-Gewinner eine harte Pleite: "Denn ich wusste: In Wimbledon Olympia zu spielen und die Chance auf Gold zu haben, das wird es nie mehr geben."
Nach dem Match sei dann jemand zu ihm in den Raum gekommen, in dem er auf die Siegerehrung wartete, "und wollte mir die Zeremonie erklären. Den habe ich dann nach draußen gebeten, ich wollte meine Ruhe und noch mal fünf Minuten Zeit zum Nachdenken haben. In diesen fünf einsamen Minuten habe ich mich dann gefragt, ob ich nun wirklich enttäuscht oder doch stolz über diese Medaille sein sollte."
Er habe sich dann entschieden, seine Enttäuschung für sich zu behalten und sich über Silber zu freuen, immerhin war es seine erste Einzel-Medaille für die Schweiz. Den Wunsch nach Olympischem Gold hat er aber noch nicht abgehakt: "Das Jahr 2016 habe ich oft genannt, als mir die Frage nach dem Aufhören gestellt wurde - teils aus Schutz, teils auch mit einem realistischen Hintergrund. Ich habe Olympia-Gold im Einzel noch als Ziel vor Augen, deshalb schließe ich ein Ende in Rio nicht aus."
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