Frankfurt/Hamburg - Patrik Sinkewitz darf dank der Kronzeugenregel nächstes Jahr wieder in den Sattel steigen, muss sich aber bei der nächsten Tour de France mit der Zuschauerrolle begnügen.
Der geständige Dopingsünder wurde vom Sportgericht des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) für ein Jahr bis zum 17. Juli 2008 gesperrt. Zudem muss der Hesse eine Strafe von 40.000 Euro zahlen, teilte der BDR mit.
"Ich denke, ich bin genug bestraft worden. Mit einem Jahr Sperre kann ich leben. Die Geldstrafe ist aber ein Schock", sagte Sinkewitz der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Sein "Bruder im Geiste" Jörg Jaksche dementierte unterdessen Kontakte zu seinem früheren T-Mobile-Team. "Fakt ist, ich habe mit T-Mobile nicht über die Modalitäten eines Vertrags geredet. Ich habe kein einziges Angebot", sagte Jaksche.
Nachträgliche Disqualifikation
Neben der Sperre und der einmaligen Geldbuße von 40.000 Euro an den BDR zur Durchführung zusätzlicher Trainingskontrollen muss Sinkewitz die nachträgliche Disqualifikation von der Tour 2006 und der Tour de Suisse 2007 hinnehmen.
Zudem muss der 27-Jährige die bei diesen Rennen errungenen Preisgelder abgeben. "Endlich ist die Ungewissheit vorbei", sagte Sinkewitz, der in der vergangenen Saison im Magenta-Team 700 .00 Euro verdient haben soll. Er will bereits in diesem Winter sein Training intensivieren, um für ein neues Team interessant zu werden. "Ich hoffe, dass jetzt die Vergangenheit vorbei ist und ich mich auf die Zukunft konzentrieren kann."
Erwartetes Urteil
Es sei natürlich schade, dass er bei der am 5. Juli beginnenden Frankreich-Rundfahrt nicht starten könne: "Aber ich denke, ich werde noch weitere Chancen bekommen, bei der Tour dabei zu sein".
Sein Anwalt Michael Lehner sagte: "Das ist das erwartete Urteil nach der Kronzeugenregelung. Es ist mit Maß und Überlegung gesprochen". Schon zuvor hatte die Bonner Staatsanwaltschaft ihre strafrechtlichen Ermittlungen gegen den 27-Jährigen gegen die Zahlung einer Summe in fünfstelliger Höhe eingestellt.
Auch BDR-Präsident Rudolf Scharping ist mit der Entscheidung des vierköpfigen Sportgerichts unter Leitung von Peter Barth zufrieden: "Alles, was wir mit unseren Regeln erreichen wollen, ist mit dem Urteil berücksichtigt. Es ist der Sinn der Kronzeugenregelung, dass die Mithilfe bei der Aufklärung des Doping gewürdigt wird", sagte er.
Tour 2008 schon vorbei
Bei den Preisgeldern der Tour de Suisse 2007 und der Frankreich- Rundfahrt 2006 handelt es sich um relativ geringe Beträge, da Sinkewitz im Magenta-Trikot bei beiden Rundfahrten keine Etappensiege errang.
Seine Siegprämien von der Deutschland Tour 2004 und dem Frankfurter Radklassiker "Rund um den Henninger Turm" in diesem Jahr muss Sinkewitz hingegen nicht zurückgeben, da der Hesse für diese Rennen keine Doping-Vergehen zugegeben hatte, sagte Barth.
Sinkewitz kann sich nun auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber machen. Die am 5. Juli beginnende Tour 2008 muss er aber abschreiben. Das T-Mobile-Team hatte Sinkewitz während der diesjährigen Tour am 18. Juli suspendiert, nachdem er in der Vorbereitung auf die Frankreich-Rundfahrt positiv auf Testosteron-Doping getestet worden war.
Für niemanden ist die Tür zu
Diese Suspendierungszeit durch den Bonner Rennstall rechnete das BDR-Gericht bei der einjährigen Sperre an, die am Freitag in Kraft trat. "Eine Rückkehr von Sinkewitz ist für uns derzeit kein Thema", sagte T-Mobile-Teamsprecher Stefan Wagner.
Auch ein mögliches Jaksche-Comeback im Magenta-Trikot werde nicht diskutiert. "Grundsätzlich ist für keinen Rennfahrer, der aus den richtigen Gründen zu uns kommen will, die Tür zu", betonte Wagner aber.
Ebenso wie seine ungeklärte Zukunft macht Jaksche ein Disput mit Gerolsteiner-Chef Hans-Michael Holczer zu schaffen. Es sei eine harte Unterstellung, dass Holczer gesagt habe, er hätte "nicht allumfassend über Dopingpraktiken Dritter ausgesagt", sagte Jaksche.
Habe Namen genannt, keine Fahrer
In einem Offenen Brief an Holczer ließ der Ansbacher seinem Ärger freien Lauf, nachdem der Gerolsteiner-Chef in der Internetausgabe des "Stern" auf die Frage nach einer möglichen Verpflichtung Jaksches gesagt hatte: "Dem einen Vertrag geben? Damit brauche ich im Hause Gerolsteiner niemandem zu kommen.
Dort ist man nicht zufrieden mit dem Umfang dessen, was Jaksche ausgesagt hat." Für Jaksche ist dies eine harte Unterstellung: "Das bedeutet, dass Holczer meint, ich würde die Leute schützen."
Jaksche schrieb: "Diese implizierte Aussage des Teams Gerolsteiner (...), das die letzten Jahre von Doping-Auffälligkeiten und -Fällen selbst betroffen war, entspricht gottseidank nicht der Wahrheit." Jaksche beteuerte, umfassend ausgesagt zu haben: "Ich habe Namen genannt, aber es waren keine Fahrer dabei."
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