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Das bessere Team verliert

Tim HasselbeckSPOXJan-Hendrik BöhmerSPOX
06. Februar 201118:50
Steelers oder Packers - wer gewinnt den Super Bowl?Getty
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Die Pittsburgh Steelers haben das bessere Team. Gegen ihre Defense ist kein Kraut gewachsen. Dennoch verlieren sie den Super Bowl (0.15 Uhr im LIVE-TICKER) gegen die Green Bay Packers - sagt jedenfalls "ESPN"-Experte Tim Hasselbeck. Der ehemalige NFL-Quarterback und vergleicht exklusiv für SPOX die beiden Teams auf allen Positionen. Am Ende erklärt er, warum am Ende die Packers gewinnen.

Quarterback: Big Ben? Unkonventionell!

Ben Roethlisberger vs. Aaron Rodgers

Ben RoethlisbergerGetty Aaron Rodgers ist genau der Quarterback, den man als Coach haben will. Seine Wurftechnik ist hervorragend, er kann Situationen außerordentlich gut einschätzen und ist zudem extrem athletisch. Das ist sein X-Faktor. Seine Mobilität macht viele Spielzüge erst möglich.

Ben Roethlisberger ist hingegen ein bisschen unkonventionell. Dennoch verfügt er über die gleichen Qualitäten wie Rodgers - besonders im Bezug auf Scrambling und das kreieren von Big Plays. Er macht es eben nur anders.

Zwei völlig verschiedene Quarterbacks, die dennoch ungeheuer effektiv mit ihrem Stil sind. Über eine komplette Saison sind beide für mich gleichwertig. Aber in einem Spiel, dem größten Spiel von allen, wenn es wirklich darauf ankommt? Da setze ich auf Big Ben. Alleine schon wegen seiner Erfahrung. Besonders mit Game-Winning-Drives im Super Bowl.

Running: Running-Game? Gegen Pittsburgh?

Rashard Mendenhall / Isaac Redman vs. Brandon Jackson / James Starks / John Kuhn

Rashard MendenhallGetty Rashard Mendenhall ist ein herausragender Running Back - und vielleicht einer der am häufigsten unterschätzten Spieler im Super Bowl. Weil er neben Stars wie Big Ben und Hines Ward spielt, wird er oft einfach übersehen. Jeder redet über die Steelers-Defense, aber Mendenhall ist ein überragender Running Back. Er hat das komplette Paket. Er ist ein Power-Runner, kann den Ball im Backfield fangen und Verteidigern davonlaufen.

Bei den Packers hat zuletzt James Starks überrascht. Die Frage ist nur: Wie kann er sich gegen die Steelers-Defense behaupten? Running-Game? Gegen Pittsburgh? Das ist eine der härtesten Sachen, die man sich vorstellen kann. Ich glaube nicht, dass er ein gutes Spiel haben wird. Vielleicht kann er einige Pässe im Backfield fangen, doch das war's dann auch.

Hier sind für mich die Steelers im Vorteil, Mendenhall ist klar besser als Starks. Allerdings gleicht Green Bays überlegene O-Line (dazu später mehr) das Duell wieder ein bisschen aus. Dennoch bleibe ich dabei: Running Game ist ganz klar Pittsburgh-Territory.

Receiveing: Vorsicht vor Mike Wallace

Mike Wallace / Hines Ward / Emmanuel Sanders / Heath Miller vs. Greg Jennings / James Jones / Donald Driver / Jordy Nelson / Brett Swain / Andrew Quarless

Greg Jennings, Donald Driver, Jordy NelsonGetty Hier muss man sich das Gesamtbild anschauen. Alle Receiver des jeweiligen Teams zusammenfassen. Und wenn man das tut, besteht für mich kein Zweifel daran, dass die Packers das bessere Packet haben. Vielleicht sogar das beste in der Liga.

Das muss aber nicht heißen, dass sie damit im Super Bowl einen enormen Vorteil haben. Als ehemaliger Quarterback würde ich persönlich das Receiving-Corps des Packers bevorzugen, aber das heißt nicht, dass die Steelers hier keine Waffen hätten. Hines Ward ist seit Jahren eine Bank und auch Mike Wallace ist ein Top-Receiver. Viele Experten reden immer nur über seinen Speed, doch er kann viel mehr. Big Plays, solide Routen. Er ist richtig gut.

Die Green Bay Packers im Blog-Porträt: Alles Käse, oder was?

Ich denke, dass die Packers hier keinen so großen Vorteil haben, wie viele Experten denken. Dennoch sehe auch ich sie leicht vorne. Besonders deshalb, weil sie echt gute fünf Receiver-Sets aufs Feld bringen können. Greg Jennings, Donald Driver, Jordy Nelson, James Jones und Brett Swain. Das wird die Steelers enorm beschäftigen und vielleicht einen Linebacker aus dem Spiel nehmen. Sie sind eigentlich die große stärke der Steelers - doch gegen fünf Receiver muss man vielleicht einen opfern und dafür die Secondary stärken. Das ist vielleicht der größte Vorteil der Packers im Kampf gegen die Steelers-D.

Offensive Line: Packers überraschend gut

Jonathan Scott / Chris Kemoeatu / Doug Legursky / Ramon Foster / Flozell Adams vs. Chad Clifton / Daryn Colledge / Scott Wells / Josh Sitton / Bryan Bulaga

Bryan BulagaGetty Die O-Line der Packers hat in diesem Jahr einen richtig guten Job gemacht. Noch im letzten Jahr wurde Aaron Rodgers unglaublich oft gesackt, weil er den Ball länger gehalten hat, als es seine stark geschwächte Line zuließ. In diesem Jahr waren sie großartig. Bryan Bulaga in der ersten Runde des Drafts zu holen war ganz wichtig. Center Scott Wells ist aktuell vermutlich einer der besten Spieler auf dieser Position. Sie haben aus den Spielern, die sie haben, das Beste herausgeholt. Was noch für die Packers spricht, ist das direkte Matchup gegen die Defensive Line der Steelers. Im ersten Moment mag einem das vielleicht komisch vorkommen. Aber so gut zum Beispiel James Harrison als Pass-Rusher ist, er ist auch kein Riese. Und jemand wie Chat Clifton könnte richtig gut gegen ihn aussehen.

Super Bowl XLV Drinking Game: Trinken mit der ARD

Bei den Steelers hingegen gilt die O-Line als größter Schwachpunkt. Zwar hat Rookie-Center Maurkice Pouncey das ganze wieder ein wenig stabilisiert, da der aber ausfällt und durch den in Frankfurt geborenen Doug Legursky ersetzt wird, geht der Punkt an die Packers. Auch weil Flozell Adams, so beeindruckend er körperlich auch ist, traditionell Probleme gegen bewegliche Pass-Rusher wie Clay Matthews hat und auch jetzt wieder haben wird.

Defensive Line: Die beste Line der NFL

Ziggy Hood / Casey Hampton / Brett Keisel vs. Ryan Pickett / B.J. Raji / Cullen Jenkins

Die Defensive Line der SteelersGetty Die D-Line der Steelers ist eine der besten der NFL. Da gibt es keinen Zweifel. Besonders gegen den Run. Und das trifft nicht nur auf die Starter Casey Hampton (Defensive Tackle), Brett Keisel und Ziggy Hood (Defensive Ends) zu. Die Steelers haben Tiefe, können rotieren.

Natürlich wird aktuell viel über B.J Raji von den Packers geredet und wie gut er und Defensive End Cullen Jenkins aktuell spielen, aber beim Run-Stopping sehen sie im Vergleich mit den Steelers keine Sonne. Ich sehe Pittsburgh klar vorne, auch wenn man mit beiden Defensive-Fronts nichts falsch machen kann.

Teil II: Superstar vs. Team und der Experten-Tipp

Linebacker: Die unglaubliche Steelers-Line

LaMarr Woodley / James Farriror / Lawrence Timmons / James Harrison vs. Clay Matthews / A.J. Hawk / Desmond Bishop / Erik Walden

James HarrisonGetty Bei den Packers ist Clay Matthews der Spieler, über den alle reden. Er ist ein ausgezeichneter Pass-Rusher. Mehr noch. Er ist der Motor der Defense. Er versorgt sie mit Energie. Ich habe keinen Spielzug gesehen, bei dem er nicht bis zur letzten Sekunde einfach alles gibt. Aufgeben kennt er nicht. Selbst bisher relativ unbekannte Spieler wie Desmond Bishop und Erik Walden konnten davon enorm profitieren und spielen jetzt eine starke Saison.

Dennoch. Gegen die unglaublichen Linebacker der Steelers sehen auch sie alt aus. Da kann man die Liste einfach von oben nach unten durchgehen und findet keine einzige Schwachstelle. Bei LaMarr Woodley, James Farrior, Lawrence Timmons und James Harrison gerät einfach jeder Defensive Coordinator ins Schwärmen. Sie sind hartnäckig gegen den Run, spielen immer mit vollem Einsatz uns sind knallhart. Steelers Football, eben. Auf der anderen Seite können sie sich auch zurückfallen lassen und gegen den Pass verteidigen. Und genau diese Vielseitigkeit und Härte macht sie zur mit Abstand besten Linebacker-Combo der NFL.

Die Pittsburgh Steelers im Blog-Porträt: Hart, härter, Steelers

Secondary: Superstar vs. Team

Troy Polamalu / Ike Taylor / Ryan Clark / Bryant McFadden vs. Charles Woodson / Nick Collins / Tramon Williams / Charlie Peprah / Sam Shields

Charles Woodson (r.) und Nick CollinsGetty Troy Polamalu ist der "Defensive Player of the Year". Und er ist es vollkommen zu Recht. Er ist der beste Verteidiger der NFL. Aber wenn man sich den Rest der Steelers-Secondary anschaut: was kommt da noch? Ike Taylor, klar. Aber dann? Für mich gibt es dahinter niemanden, der wirklich den Unterschied machen kann. Das ist nun mal so.

Bei den Packers ist das anders. Sie haben zwar keinen Spieler, der für sich genommen an die Klasse eines Troy Polamalu herankommt. Aber nimmt man alle Spieler zusammen, haben sie die schlagkräftigere Truppe als die Steelers. Green Bay hat mit Nick Collins einen hervorragenden Safety und mit Tramon Williams den vermutlich besten Cornerback der bisherigen Playoffs. Hinzu kommt mit Charles Woodson ein Spieler, der einfach immer und überall Big Plays fabrizieren kann. Egal ob er blitzt oder Receiver deckt. Und dann gibt es da noch Sam Shields. Der ehemalige Wide Receiver ist unfassbar schnell und hat zuletzt großartig gespielt. Die Packers sind in diesem Punkt einfach das bessere Team. Trotz Troy Polamalu.

Coaches: McCarthy hat den größten Einfluss

Mike Tomlin / Bruce Arians / Dick LeBeau vs. Mike McCarthy / Joe Philbin / Dom Capers

Mike McCarthyGetty Alle reden immer von den Head Coaches, aber für mich geht es hier nur bedingt um Mike McCarthy und Mike Tomlin. Die Realität ist doch, dass der Head Coach oft nur so etwas ist wie der Manager des Teams. Die Assistenten machen vielerorts einen Großteil der Arbeit.

Genau so ist es bei den Steelers. Offensive Coordinator Bruce Arians leistet gute Arbeit. Er hat ein System gefunden, in dem Big Ben sein Ding durchziehen kann. Und Defensive Coordinator Dick LeBeau? Der ist legendär, hat mit den von ihm entwickelten Spielzügen das gesamte Spiel verändert. Beide verschaffen Tomlin einen enormen Vorteil. Er muss keine Spielzüge ansagen und kann sich deshalb voll auf die Dinge konzentrieren, die abseits davon passieren. Er kann sein Team einstellen, motivieren und in brenzligen Situationen gegebenenfalls blitzschnell eingreifen.

Außerdem hat er den Vorteil, dass seine Spieler genau wissen, was auf sie zukommt. Sie wissen, dass das Warm-Up vor einem Super Bowl länger ist als normal und muss nicht darauf achten, dass sich sein Team vor dem Spiel verausgabt. Er muss nicht dafür sorgen, dass sich seine Spieler in der etwas längeren Halbzeitpause richtig verhalten.

Prediction: So tippt die mySPOX-Community den Super Bowl

Bei den Packers steht Defensive Coordinator Dom Capers im Rampenlicht. Ihn hat man vor zwei Jahren geholt, um die Defense komplett umzukrempeln. Viele haben sich damals gefragt, warum. Schließlich passte mit Aaron Kampman plötzlich einer der besten Packers-Verteidiger nicht mehr ins System. Heute wundert sich niemand mehr.

Dennoch befindet sich McCarthy in einer völlig anderen Situation als sein Gegenüber Tomlin. Er ist einer der besten Trainer in der NFL. Das ist für mich unbestritten. Aber er sagt neben seinen Head-Coach-Aufgaben zusätzlich noch die Offensiv-Spielzüge an - ist damit viel mehr beschäftigt und weniger der Manager. Wenn man mich also fragt, welcher Head Coach den größeren Einfluss auf den Super Bowl hat, dann sage ich: Mike McCarthy.

Tipp: Wer gewinnt den Super Bowl?

SPOX Wenn man alle Punkte zusammennimmt, haben die Steelers vermutlich die besseren Einzelspieler und damit eigentlich auch das bessere Team. Aber das muss nicht unbedingt heißen, dass sie auch das Spiel gewinnen. Wenn ich mir die einzelnen Matchups anschaue, dann finde ich viele, die für die Packers sprechen. Green Bay hat eine sehr gute Chance, den Super Bowl zu gewinnen. Mein Tipp: 23:17 für die Packers.

Gast-Kolumne: Warum die Packers den Super Bowl gewinnen

Tim Hasselbeck spielte als Quarterback unter anderem für die Washington Redskins, New York Giants und Arizona Cardinals. Heute arbeitet der 32-jährige Bruder von Seattle-Seahawks-Quarterback Matt Hasselbeck als Football-Experte für ESPN.

Der Super Bowl: In der Nacht von Sonntag auf Montag ab 0.30 Uhr auf ESPN America

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