Ein Ösi und viel Rohmaterial

Thorben Rybarczik
18. Juli 201611:00
Jakob Pöltl könnte ein Top-10-Pick werdengetty
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Jakob Pöltl gilt als einer der talentiertesten Center in der Draft - sein zusätzliches Jahr am College hat sich ausgezahlt. Auch Skal Labissiere wird hoch gehandelt, braucht aber noch jede Menge Feinschliff. Das gilt auch für Monster-Athlet Cheick Diallo sowie für den Kroaten Ivica Zubac. Damian Jones erholt sich derweil von einer OP. Den Draft 2016 gibt es im LIVESTREAM FOR FREE (Freitag, 2 Uhr).

Die NBA im Livestream bei DAZNnba

Jakob Pöltl

Position: Center

Statistiken: 17,2 Punkte, 9,1 Rebounds

College: Utah

Alter: 20

Größe: 2,15 Meter

Gewicht: 107 Kilo

Im Idealfall ein Typ wie: Marc Gasol

Stärken:

- beweglich für seine Größe

- effektiv im Pick-and-Roll

- tauglich als Ringbeschützer

- guter Rebounder

Schwächen:

- eindimensional im Post

- kaum Gefahr von außerhalb der Zone

- muss Masse zulegen

Das österreichische Center-Talent wäre wohl schon letztes Jahr reif für die NBA gewesen. Doch Pöltl entschied sich dafür, noch ein Jahr am College dranzuhängen. Eine nicht unumstrittene Entscheidung, die sich jedoch ausgezahlt hat. Vor allem der zuvor rohen Offense tat das Extra-Jahr gut - Pöltl ist als Sophomore zum Fixpunkt des Utes-Angriffs gereift.

Er besticht durch seine - für diese Länge ungewöhnliche - Mobilität und Beweglichkeit. Das macht ihn im Pick-and-Roll brandgefährlich, da er in der Lage ist, auch schwierige Pässe zu kontrollieren und anschließend aus engen Situationen heraus abzuschließen. Zwar strahlt er noch keine große Gefahr als Werfer aus dem Pick-and-Pop aus, doch sein ansonsten weiches Handgelenk und seine verbesserte Freiwurfquote (66,8 Prozent) machen Hoffnung, dass diesbezüglich noch viel möglich ist.

Im Post-Spiel ist sein Repertoire an Moves noch recht klein. Vor allem ein Fadeaway täte seinem Spiel sicherlich gut, denn er ist zu sehr auf seinen rechtsausgelegten Hookshot angewiesen. Wird ihm dieser genommen, bleiben nicht viele Optionen. Allerdings besitzt Pöltl eine gute Übersicht und neigt auch nicht dazu, schwache Abschlüsse zu erzwingen. Dass er trotzdem auf 17,2 Punkte pro Spiel kam (64 Prozent FG), spricht für seinen hohen Basketball-IQ.

In der Verteidigung ist Pöltl zwar keine Blockmaschine (1,6 Blocks pro Spiel), doch bei seiner Größe reicht es, wenn er den gegnerischen Wurf erschwert. Er hat ein gutes Gespür dafür, wann seine Helpside benötigt wird. Auch dabei spielt ihm seine gute Beinarbeit in die Karten, dank der er nur selten zu Fouls greifen muss (2,3 pro Spiel).

Sollten die Toronto Raptors Bismack Biyombo ziehen lassen, könnten sie an neunter Stelle über Pöltl nachdenken. Wenn die Scouts der Liga jedoch davon überzeugt sind, dass er seine Offensive stetig verbessern kann, könnte er auch schon früher über die Ladentheke gehen.

Prognose: Top-10-Pick

Mögliche Teams: Nuggets, Raptors, Bucks, Kings

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Skal Labissiere

Position: Center/Power Forward

Statistiken: 6,6 Punkte, 3,1 Rebounds

College: Kentucky

Alter: 20

Größe: 2,12 Meter

Gewicht: 105 Kilo

Im Idealfall ein Typ wie: Chris Bosh

Stärken:

- schnell

- guter Shotblocker

- guter Wurf, auch Potential für den Dreier

Schwächen:

- Defense am Mann

- unbeständig

- kann kaum selber kreieren

Anthony Davis, DeMarcus Cousins, Karl-Anthony Towns - die jüngste Geschichte der Wildcats ist gespickt mit hochkarätigen Big Men. Noch vor einem Jahr wurde Skal Labissiere als künftiges Mitglied dieser Elite-Versammlung gehandelt, allerdings verlief die Freshman-Saison des Haitianers wie eine mittelschwere Katastrophe. Nur 15,8 Minuten stand er durchschnittlich auf dem Feld und büßte sogar seinen Platz in der Starting Five von Coach-Legende John Calipari ein.

Darunter litt nicht nur seine Produktivität, sondern auch sein Selbstvertrauen - Labissiere war phasenweise ein Schatten seiner selbst und wirkte auf dem Parkett wie isoliert vom Rest des Teams. Dass er dennoch recht hoch gehandelt wird, liegt natürlich zum einen daran, dass gute Big Men in der 2016er-Draftklasse rar gesät sind, zum anderen aber auch an seiner Mischung aus Athletik und Ballgefühl.

Seine 2,12 Meter scheinen förmlich über den Court zu schweben, was ihn im Fastbreak zu Waffe macht. Einmal in der Zone, kann er dort hochprozentig und über Ringniveau abschließen und das ein oder andere Highlight-Tape füllen. Was ihn für Scouts aber noch interessanter macht, ist sein Wurfgefühl. Er kann - auch deutlich außerhalb der Zone - per Fadeaway abschließen oder einfach als Spot-Up-Schütze Würfe aus der Halbdistanz abfeuern. Nicht auszuschließen, dass er seine Range zeitnah auch bis hinter die Dreierlinie ausweiten kann.

Am hinteren Ende des Courts fehlt es dem 20-Jährigen derweil an Masse und Durchsetzungsvermögen. Im Post ist es für kräftigere Big Men ein Kinderspiel, ihn bis unter den Korb zu drücken. Dies kann er auch nicht mit seiner durchschnittlichen Fußarbeit wettmachen. Immerhin: Aus der Helpside heraus ist er mit ordentlichem Timing ausgestattet und für den einen oder anderen Block zu haben (1,6 pro Spiel).

Labissiere sollte in einem Team landen, das ihm noch Zeit gibt, Spiel und Körper an die NBA anzupassen. In seiner Draft-Range stechen besonders die Orlando-Magic ins Auge, die auf seiner Postion Verstärkung gebrauchen könnten.

Prognose: Top-15-Pick

Mögliche Teams: Bucks, Magic, Jazz, Suns

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Cheick Diallo

Position: Center/Power Forward

Statistiken: 3,0 Punkte, 2,5 Rebounds

College: Kansas

Alter: 19

Größe: 2,06 Meter

Gewicht: 98 Kilo

Im Idealfall ein Typ wie: Kenneth Faried

Stärken:

- Athletik

- Shotblocking

Schwächen:

- offensiv limitiert

- zu leicht

- taktische Defizite

- fehlende Fundamentals

Ähnlich wie bei Labissiere verlief auch die Saison von Diallo nicht wie erwünscht. Zu Beginn der Saison verpasste er fünf Spiele wegen Streitigkeiten mit der NCAA und auch anschließend konnte er sich nicht als fester Bestandteil der Rotation etablieren. Was gegen ihn sprach, war die Tatsache, dass zwei deutlich erfahrenere Bigs im Roster standen - jedoch kursierten auch immer wieder Nachrichten, dass er Probleme bei der Umsetzung der Playbooks hatte.

Es war ihm also nicht vergönnt, sein Potential voll auszuschöpfen oder sein Spiel zu entwickeln, trotzdem steht der Malier auf der Liste der Scouts. Denn: Seine athletischen Fähigkeiten warten nur darauf, ein passendes Spiel aufgedrückt zu bekommen. Diallo ist schnell auf den Beinen, nennt eine starke Sprungkraft sein Eigen und weist zudem eine überdurchschnittliche Armspannweite auf, was seine fehlende Länge wett macht.

Offensiv kann er im Pick-and-Roll oder nach Cuts bedient werden und am Brett mit Power abschließen, auch im Fastbreak gelingt ihm das gut. Das ändert aber nichts daran, dass sein Spiel sehr roh ist. Postmoves sind nicht vorhanden, ein Sprungwurf ebenso wenig. Kurz: Er ist auf die Kreationen seiner Mitspieler angewiesen.

Defensiv sieht das schon etwas besser aus. In der Helpside verfügt er über die nötigen Instinkte und ein starkes Timing beim Block (4,5 Blocks auf 40 Minuten hochgerechnet) und auch am Mann gibt es Momente des Lichts. Gegen starke Post-Spieler fehlen ihm allerdings die nötigen Fundamentals, um effizient den Korb zu beschützen.

Diallo ist noch weit davon entfernt, "NBA-ready" zu sein, seine Physis jedoch könnte die GMs der Liga überzeugen. Sollte er bei einem Team landen, dass schon über eine große Frontcourt-Rotation verfügt, könnte er erst einmal in der D-League weiter ausgebildet werden.

Prognose: Late-Firstround-Pick

Mögliche Teams: Raptors, Pistons, Hawks, Pacers, Bobcats

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Ivica Zubac

Position: Center

Statistiken: 6,8 Punkte, 3,0 Rebounds

Verein: Mega Leks

Alter: 19

Größe: 2,15 Meter

Gewicht: 120 Kilo

Im Idealfall ein Typ wie: Tiago Splitter

Stärken:

- Fundamentals

- agil für seine Größe

- bereits ausgeprägte Post-Moves

Schwächen:

- Explosivität

- Defense

- verletzungsanfällig

- Athletik

Der Kroate wäre für jedes Team ein Perspektivspieler, der bei seinem Verein Mega Leks (Serbien) eine Ausstiegsklausel für die NBA besitzt. Allerdings: Derjenige, der sich die Rechte an ihm sichert, wird ihn wohl noch für mindestens eine Saison in Europa "parken", damit er mit mehr Spielzeit an seinem Game feilen kann.

Die Grundlagen des klassischen Center-Spiels besitzt er bereits - im Post kann er sich dank starker Fußarbeit seinen eigenen Wurf kreieren. Auch den wichtigen Up-and-Under-Move nennt er sein Eigen, seine Hakenwürfe kann er mit links wie rechts anbringen. Von seinen unauffälligen Stats sollte man sich nicht täuschen lassen, da er einfach noch nicht viele Minuten gesehen hat.

Anders war es beispielsweise bei der U21-WM im letzten Sommer, als er seine meist älteren Gegenspieler mit 17,6 Punkten und 7,9 Rebounds dominierte. Spätestens seit diesem Turnier haben ihn die Scouts auf dem Schirm. Ihnen wird aber auch nicht entgangen sein, dass er bei all den Fundamentals auch eklatante Schwächen aufweist: Ihm fehlt es an Explosivität in der Offense, sodass er aus dem Pick-and-Roll kaum Gefahr ausstrahlt.

Auch defensiv ist er noch kein Faktor, da er weder ein guter Eins-gegen-Eins-Verteidiger, noch ein guter Shotblocker aus der Helpside ist. Darüber hinaus gibt es Zweifel an seiner Gesundheit, da er in der letzten beiden Jahren zwei schwere Verletzungen (Fuß und Knie) durchgemacht hat.

Mit Joffrey Lauvergne und Nikola Jokic haben die Nuggets schon ordentliche Erfahrungen mit Bigs von Mega Leks gemacht. An 19. Stelle wäre er für sie eine Option, jedoch kann er auch weiter nach hinten durchrutschen. Die Hawks und Spurs sind dort auch immer für einen europäischen Pick gut.

Prognose: Late-Firstround-Pick

Mögliche Teams: Nuggets, Hawks, Spurs, Hornets

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Damian Jones

Position: Center

Statistiken: 13,9 Punkte, 6,9 Rebounds

College: Vanderbilt

Alter: 20

Größe: 2,14 Meter

Gewicht: 111 Kilo

Im Idealfall ein Typ wie: Bismack Biyombo

Stärken:

- schnell unterwegs

- effizient in der Zone

- guter Offensiv-Rebounder

Schwächen:

- fehlende Fundamentals

- Defense

- Konstanz

Auch Damian Jones ist kein Big Man, der irgendeinem Team sofort helfen würde. Zuletzt wurde sein Name vor allem mit einer Verletzung in Verbindung gebracht, die er sich beim Workout mit den Orlando Magic zuzog und die eine Operation an einem Brustmuskel nach sich zog.

Dadurch wird er die Summer League verpassen - was aufgrund seines durchaus vorhandenen Potentials aber keine Katastrophe für seine Draftchancen sein dürfte. Denn Jones ist vor allem defensiv ein moderner Center, der mit seiner Agilität in der Lage ist, das gegnerische Pick-and-Roll zu verteidigen - ein enorm wertvolles Attribut, wobei ihm auch seine riesige Armspannweite in die Karten spielt.

Offensiv lebt er von seiner Athletik und der Fähigkeit, offene Räume schnell zu erkennen und diese auszunutzen. Am Brett schließt er hochprozentig ab, auch über Ringniveau. Weitere Gefahr strahlt er beim offensiven Rebound aus, da er die nötigen Instinkte und die Kraft besitzt, sich zweite Wurfchancen zu erarbeiten.

Allerdings fehlen ihm die Fundamentals samt Postmoves, auch ein konstanter Sprungwurf ist nicht vorhanden. Seine 53-prozentige Freiwurfquote könnte Gegner dazu einladen, ihn absichtlich zu foulen. Es gibt also noch eine Menge Handlungsbedarf.

Prognose: Late-Firstround-Pick

Mögliche Teams: Magic, Hornets, Celtics, Clippers, Pacers