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Von: gunner1993
14.07.2014 | 11889 Aufrufe | 26 Kommentare | 26 Bewertungen Ø 6.4
Event-Fans bei der WM
Wieder Zeit für Fußball
Die WM brachte die "Event-Fans" wieder auf die Straße. Mit dem Auto und auf der Fanmeile. Ein Hoffen auf das Ende.

Die WM ist um, na endlich, werden die Vereinsfußballfans sagen, die sich jedes Wochenende auf ein Neues in Aue in den Regen stellen, den Betzenberg hochwandern, mit der U6 nach Fröttmaning raus fahren dabei die Pöbeleien und Hassgesänge ertragen oder anstimmen.

Die Zeiten der hupenden Autos gefüllt mit angetrunkenen Eventfans nachts um Viertel nach Drei!!! - endlich beendet. Die rappelvollen öffentlichen Verkehrsmittel mit singenden "Fußballtouristen", deren Ideenreichtum von "la la" bis "super Deutschland hey, hey" reicht, gehören der Vergangenheit an. Genießt diese Zeit, zwei Jahre noch, dann kommen sie alle wieder. Zur Europameisterschaft in Frankreich.

Das Elend begann mit dem 4:0 Sieg gegen Portugal. Die deutsche Nationalmannschaft feierte einen glänzenden Auftakt in die Weltmeisterschaft. Müllers Dreierpack, Hummels per Kopf. Ronaldo wieder am Heulen. Soweit noch alles im Rahmen.

Mit diesem Auftakt kamen leider auch die Eventfans "Fußball" aus ihren Ecken, oder besser gesagt ihren Autokorso-Karren. Diese neue Art der "Fans" ging nicht zum Fußball um den perfekten Steilpass zu sehen, die harten Tacklings in engen Spielen oder um über die falsche Taktik zu diskutieren.

Sie gingen zum Fußball, um Spaß zu haben. Deutschland musste gewinnen, sonst hätten sich die Mühen ja nicht gelohnt. Teilweise wurde "vorgeglüht" damit die Abendspiele um 22:00 erst recht lustig wurden. Angetrunkene Fachsimpelei "Neuer ist voll gut, ja ... alta" - all inklusiv. Vortrinken? Zu einem Fußballspiel? Ist es mittlerweile auch normal, mit 1,5 Promille ins Kino zu gehen???

Wie bei jeder anderen Party durfte das perfekte Outfit natürlich nicht fehlen. Ein neues Deutschland-Trikot, das mit den drei Sternen ist mittlerweile schon wieder "out", oder wahlweise auch in kompletter Montur mit Hosen und Stutzen, ein Schminkstift in den Farben Schwarz-Rot-Gelb, eine Blumenhalskette (was haben Blumen mit Fußball zu tun), einen Cowboyhut und die Fahne als Umhang. Willkommen im Public-Viewing-Himmel. Wer ein Hund besaß und kein Scharmgefühl, der kleidete diesen auch noch ein. Noch nie tat mir ein Lebewesen so leid, das sich nicht wehren konnte. Wohl gemerkt, dass sind keine 14-jährigen Mädels, sondern erwachsene und zum Teil verheiratete Männer. Habt ihr einen an der Murmel?

Mit jeder Partie wuchs dann auch die Euphorie und die Menschenmasse, die beim Public-Viewing dabei sein wollte, wenn man den konnte. "Mist, kann heute nicht public viewen, muss arbeiten." Viewen? Jaaaaaa leck. Was macht man denn nach der WM? Tatort viewen?

Die vorläufige Krönung erreicht das Spektakel des Grauens im Halbfinale. 7:1 gegen Brasilien. Für den "normalen" Fußballfan, der sich länger als 17 Tage mit der schönsten Nebensache der Welt beschäftigt, ein Ereignis mit historischem Ausmaß. Der Rekordweltmeister, das Fußballland schlecht hin, nach dem 5:1 der Holländer gegen Spanien, das nächste große Erdbeben in der Weltgeschichte, usw. Vergleiche mit Jahrhundertspielen wurden angestellt.

-> Für den Eventfan: Sieben Mal jubeln, sieben Mal einen Spielernamen brüllen. Und natürlich Autokorso, nachts um halb zwei. Mit Hund!

Die Analysen, das Auseinandernehmen jeder Spielszene, das, worauf sich der wirkliche Fan danach freut, weil man mit seinen Jungs diskutieren kann, gibt es nicht mehr.

Das interessiert den "Event-Fan" nicht. Und die Fernsehsender passen sich dem an. Statt Taktik lieber ein WM-Chat mit Cathy Fischer oder ein Beitrag von Fernanda Brandao über brasilianische Massagen an der Copacabana oder die richtige Zusammenstellung eines Caipi. Was raucht ihr denn? 2018 in Russland lässt sich Katrin Müller-Hohenstein dann Wodka aus dem Bauchnabel schlabbern, von Urs Meier?

Vielen Dank an einen Autor bei der Mopo, der diese Ansicht offenbar teilt: Katrins Dschungelshow ist auf dem Weg zum WM-Kult. Man kann sich die Palmen anschauen, hin und wieder kommt auch ´ne Katze vorbei, verrät sie uns. Und viele lauschen ihr begeistert außer, wenn sie sich für Fußball interessieren.

In Berlin wird im "Sportschau-Club" auf ein Planschbecken in der Spree geschossen. Was es ausmacht, wenn Frankreich mit Giroud UND Benzema spielen würde, wenn interessiert`s. Hauptsache Party mit Cathy.

Das Deutschland ins Finale kommt, für den Public-Viewer, stand diese Frage gar nicht zur Debatte. Ist doch egal wo "Lahmi" spielt, Hauptsache Schlaaaand gewinnt. Das Wort Taktik, braucht keiner, sind ja ein FußballFACHbegriffe.

Das Finale wurde bekanntlich gewonnen, der langjährige Vereinsfußballfan freut sich natürlich darüber, allerdings weiß er auch, dies dann einzuordnen, historisch und welche Auswirkungen das auf die kommende Saison hat. Die Spieler bleiben länger im Urlaub, die Vorbereitung der Teams läuft alles andere als reibungslos, die ersten Punkte könnte schon beim Saisonstart liegen gelassen werden, und so weiter und so fort.

Was juckt das die Leute auf der Fanmeile, es ist Partytime, blöd nur, dass das Finale auf einen Sonntag fiel. Am nächsten Morgen wurden aus den Eventfans verkaterte Berufstätige in U-Bahnhöfen, die mit der Nachricht "Pogba bester Nachwuchsspieler der WM" nichts anzufangen wussten. Wer ist das? Spielt der bald für uns?

Diesen Leuten sollte man eine Karte zu einem Ligaspiel schenken. Lazio gegen AS, Gala gegen Fener, S04 gegen BVB oder was auch immer. Schocktherapie. Wer nicht hören will, muss fühlen.

Der Schminkstift mit den deutschen Farben und die künstliche Blumenkette (nochmal: was haben Blumen mit Fußball zu tun) wird in den nächsten Tagen endlich ein neues Zuhause bekommen - die Mülltonne, denn jetzt ist die Zeit vorbei, in der sich jeder das Gesicht mit Farbe zukleistert. Die Zeit ist vorbei, in dem das Fußballgucken vor riesigen Leinwände zum Abendprogramm wurde. Hätte es nicht bei jedem Deutschlandspiel ab der 20 Minuten aus allen Eimer schiffen können. Wahrscheinlich kommt das dann alles am 01.11. - BVB gegen Bayern.

Was passiert erst, wenn diese Leute realisieren, dass an diesem Tag der "süße" Mats Hummels mit seiner Cathy gegen den "hotten Schweini" mit seiner Sarah antreten wird. Der lustige Thomas Müller auf einmal gar nicht mehr so gut drauf ist, wenn Torwart Weidenfeller ihn im Strafraum von den Beinen holt. Wenn auf einmal Manuel Neuer einen Schuss von Erik "Helium" Durm hält.

Und was wird erst aus dem Jogi, dem Hansi, dem Olli und dem Andi. Die liegen sich dann nicht mehr jeden Abend jubelnd in den Armen. Der Hansi verlässt sogar die Fantastischen Vier. Er wird Sportdirektor beim DFB. Kaum jemand, der bei der Verlesung der Aufstellung durch einen der Animateure auf den großen Bühnen in den Städten jeden Namen mitgebrüllt hat, obwohl die Spieler selber 9000 Kilometer entfernt waren, wird Hansis-Vorgänger kennen. Stattdessen kommt ein Jens Keller, ein Thomas Schaaf und vielleicht schafft es auch Mirko Slomka die Testspiele zu überstehen. Die haben dann keine durchregneten niveablauen Hemden an.

Auch die Nationalhymne, stolz vor jedem Spiel mitgesungen, sie wird bei den Partien Darmstadt gegen Sandhausen nicht gespielt. Warum nicht, ist doch Fußball? Stattdessen "Die Elf vom Niederrhein" ,"Mer ston zu dir" und "Ole, hier kommt der BVB", dazu steht man auf und singt VOR einem Übertragungsgerät mit.

Auch die Vorberichterstattung, zweieinhalb Stunden vor dem Anstoß, mit dem Opdi und dem Scholli oder den beiden Ollis fällt weg. Kahn und Scholl tun mir wirklich leid. Die beiden haben so viel erlebt, könnte einen ganzen WM-Tag mit Anekdoten und Geschichten erzählen. Stattdessen werden sie von Katrin MH. unterbrochen, die am Tag vor dem Finale am Teamhotel steht. "Irgendwie fühlt sich das alles hier wie ein letztes Mal an. Letztes Mal Ankunft in einem Hotel, letzte PK, letztes Training." Du Labertante, das hat so ein Finale an sich, dass es das letzte Spiel ist.

Wo geguckt wird, soll mir ja egal sein. Ob mit 30.000 im Olympiastadion oder alleine auf dem Sofa. Nur wer mit guckt, das ist nicht egal. Leute, die man auf seine Party nicht eingeladen hat will man nicht dabei haben, ist das so schwer zu akzeptieren?

Vier Wochen lang war für die Abendplanung gesorgt. Jetzt bricht diese Welt in sich zusammen, urplötzlich und aus heiterem Himmel. Was genau passiert dann, in diesem zwei Jahre langen Loch, in dem es nur ein paar Länderspiele geben wird.(über die sich dann die Vereinsfußballfans aufregen)

Es ist wieder Zeit für Fußball.

KOMMENTARE
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praesidinho
17.07.2014 | 11:59 Uhr
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17.07.2014 | 11:59 Uhr
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http://de.webfail.com/b8531dfde2a

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cced
17.07.2014 | 14:25 Uhr
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cced : 
17.07.2014 | 14:25 Uhr
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cced : 
Ich muss sagen, dass man als Fan des 1. FC Köln so etwas natürlich gewohnt ist. Erinnerung an Lena (unsere Euro Grand Prix Siegerin): "Ich bin FC-Fan, weil die Leute da so abgehen."

Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich mir die deutschen Spiele auch beim Public Viewing anschaue. Es stört mich nämlich nicht, da mein Interesse dem Verein gilt und nicht der Nationalmannschaft. Generell freut man sich ja über den Weltmeistertitel. Auch ausgelassen. Am Ende würde ich mich aber über den Gewinn der Schale mehr freuen.
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Joyside
17.07.2014 | 15:27 Uhr
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Joyside : 
17.07.2014 | 15:27 Uhr
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Joyside : 
Alle 2 Jahre kann ich mit den Eventfans leben. Im Stadion bei den Deutschland-Spielen (schaue so ca. 1 DFB-Spiel pro Jahr im Stadion) nerven mich die dummen Kommentare schon, aber auch bei Buli-Spielen hat man oft andere neben sich, die total unqualifizierten Mist erzählen, ob man es hören will, oder nicht.

Einige der Mädels sehen auch ganz schick aus, in ihren Schland-Outfits. Ich war auch mit ein paar Freunden und meiner Freundin beim Finale beim Rudelgucken.

Bei Marios Tor und auch nach dem Schlusspfiff sind dann plötzlich Bengalos und Rauchbomben durch die Gegend geflogen. Ich schätze, ein paar starke Jungs wollten den ganzen "Schlandis" mal zeigen, wie man im Stadion "Emotionen" auslebt.

Ein Bengalo ist uns direkt vor die Füße gefallen und hätte meiner Freundin fast die Beine verbrannt. Sie hatte Panik und wusste glaub ich nicht genau, was das ist. Ich konnte dann sie wegdrücken und das Bengalo ein Stückchen zur Seite treten, wo es sicher abbrannte. In dem Moment waren mir die Schlandis ein Stück sympathischer als die "echten Fans".

Ich bin froh, dass ich den WM-Sieg mit meiner Freundin und gefühlt dem ganzen Land, und nicht nur den Fußballfans, teilen konnte. Es war einer der schönsten Tage meines Lebens und ohne die Schland-Euphorie wäre er nicht so toll für mich gewesen.

Es kommt mMn drauf an, was man draus macht. Soziale Medien und Vorberichterstattung im TV sind z.B. für mich als "echten Fan" an WM/EM-Spieltagen grundsätzlich tabu. Ich kann aber trotzdem Spaß am Autokorso haben, genauso wie ich nach der WM/EM wieder auf Buli-Spiele oder ins Stadion zu meinem lokalen Viertligisten gehe und gebannt U-Länderspiele auf Eurosport verfolge, wenn ich Zeit habe.
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Auswechselspieler
18.07.2014 | 07:51 Uhr
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18.07.2014 | 07:51 Uhr
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Gebe dir in vielen Punkten recht.

Mir ist nach wie vor unerklärlich was eine Cathy Fischer oder diese Fernanda Brandao im Vorbericht/Nachbericht eines Fussballspiels zu suchen hat.

Es ist vollkommen scheiß egal, ob man sich an der Copacabana massieren lassen kann oder sonstiges...die sollen verdammt nochmal über das jeweilige Spiel reden.

Find das hier ganz nett:

http://www.stupidedia.org/stupi/Event-Fan
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Bogdanskinator
18.07.2014 | 12:37 Uhr
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18.07.2014 | 12:37 Uhr
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Einfach grandios, Du sprichts mir aus der Seele! Wird gleich in den sozialen Netzwerken geteilt, das muss verbreitet werden.
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SchwarzeKatze
18.07.2014 | 12:40 Uhr
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18.07.2014 | 12:40 Uhr
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Stört mich nicht, da ich sowieso nicht auf solche PV Events gehe.

Sollen sie ruhig feiern. Jedem das seine. Muss mich nicht als was besseres fühlen.
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