Aber rollen wir das Feld von Hinten auf:

Im Tor steht nach wie vor Tim Wiese. Über diese Position macht man sich in Bremen am allerwenigsten Gedanken. Dazu hat man mit Vander einen zweiten Torhüter, der keine Forderungen stellt und da ist, wenn man ihn braucht. Gut, in dieser Saison war er nicht da, weil ihn eine langwierige Verletzung plagt, dafür rückte Sebastian Mielitz in fünf Pflichtspielen in die erste Mannschaft und schaffte es beim einen oder anderen Fußballfan bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Vielleicht könnte er Tim Wiese eines Tages beerben - es gibt abwegigere Szenarien.

Die Abwehr wurde gestellt durch Per Mertesacker, Sebastian Prödl, Clemens Fritz über rechts und Silvestre bzw später Schmidt links.

Was wohl niemand für möglich gehalten hätte vor der Saison: Prödl war der einzige Spieler, der in der Liga keine einzige Minute verpasste! Dabei war er nur durch die lange Verletzung von Naldo überhaupt in die Mannschaft gerutscht. Trotz einiger immer wieder auftretender Unaufmerksamkeiten schaffte er es, wenigstens nicht immer negativ aufzufallen. Er zeigte sogar in einigen Spielen durchaus eine gewisse Klasse. Vielleicht kann er das ausbauen.

Per Mertesacker schien oft ein Schatten vergangener Tage zu sein. Sicherlich spielt die lange Vorsaison samt der WM eine Rolle, dass man oft das Gefühl hatte, er sei nicht ganz auf der Höhe des Geschehens. Durch das Fehlen von Naldo fiel die fehlende Souveränität Mertesackers besonders auf. Dazu kommt der etwas fade Beigeschmack, dass er immer wieder mit Arsenal London in Verbindung gebracht wird und niemand so wirklich weiß ob da nun was dran ist oder nicht.

Bleibt bei der Innenverteidigung zu sagen, dass die angesprochene Souveränität zu oft gefehlt hat. Dazu wirkten die beiden großgewachsenen Verteidiger nach wie vor etwas zu hüftsteif, selbst in den Kopfballduellen trat man nicht mehr so überragend wie in früheren Tagen auf. Ob Naldo in dieser Saison noch einmal zum Einsatz kommt, darf bezweifelt werden, allerdings besteht die Möglichkeit, dass Per Mertesacker in der Winterpause wieder etwas regenerieren konnte und in der Rückrunde wieder mehr Sicherheit ausstrahlen wird. Das könnte auch Prödl helfen, der sicherlich noch nicht über die Erfahrung verfügt eine Verteidigung alleine zu organisieren.

Clemens Fritz spielte eine ordentliche Hinrunde. Seine Leistungen schwankten im Wesentlichen zwischen "durchschnittlich" und "fast so gut wie vor der EM 2008". Sollte er vom Verletzungspech verschont bleiben ist er weiterhin auf seiner Seite gesetzt, auch wenn er sich seit Längerem keinem wirklichen Konkurrenzkampf mehr stellen musste.

Die linkte Seite wurde, wie oben angesprochen, durch Micheal Silveste und später Dominik Schmidt besetzt. Falls Boenisch irgendwann mal wiederkommt dürfte es auf dieser Position spannend werden. Die besten Chancen hat zur Zeit sicherlich Schmidt, aber da kann sich noch viel ändern.

Das defensive Mittelfeld bestand - wie schon seit Jahren - aus Torsten Frings. Der Routinier ist zwar mittlerweile in die Jahre gekommen und nicht mehr der schnellste, allerdings ist er nach wie vor enorm wichtig als Führungsspieler für die Mannschaft. Wie lange der Lutscher noch Bestandteil der Mannschaft sein wird, steht derzeit offen. Vielleicht verlängert er noch ein Jahr (unter Umständen mit geringeren Bezügen) oder er wechselt, ähnlich wie Frank Baumann vor anderthalb Jahren, in die Bremer Chefetage. Wahrscheinlich dann aber doch eher in den Trainerstab und nicht ins Büro.

Neben Frings gaben sich Bargfrede, Wesley und später auch Clemens Fritz die Klinke in die Hand. Bargfrede konnte nicht an seine starke Debüt-Saison anknüpfen und fand sich entsprechend im weiteren Saisonverlauf immer mal wieder auf der Ersatzbank wieder. Der Brasilianer zeigte zwar Einsatzwillen, allerdings fehlte es etwas an Zweikampfstärke und taktischem Verständnis. Später verletzte er sich und Fritz wechselte auf die Position. Er erledigte die Sache durchaus ordentlich und konnte Frings' Laufschwäche gut ausgleichen. Wahrscheinlich wird er aber wieder auf seine angestammte rechte Abwehrseite wechseln.

Borowski wäre ebenfalls ein Kandidat für diese Position gewesen, hat aber schon seit längerem durch eine konstante Formschwäche und Verletzungen kein Spiel mehr für Werder gemacht. Fraglich, ob der schwache Saisonverlauf durch ihn hätte aufgehalten werden können. Wahrscheinlich aber nicht.

Im offensiveren Teil des Mittelfeldes bekommt Aaron Hunt eine Chance nach der anderen. "Zu viele", wie eine immer größer werdende Schar von Werder Fans meint. Hunt zeichnet sich vor allem durch seine beispiellose Unkonstanz aus. Es gibt Spiele, da trumpft er so auf, dass sogar ausländische Spitzenvereine aufhorchen, nur um dann wieder irgendwo unterzutauchen. Hunt konnte - wie übrigens Tim Wiese auch bemerkte und aussprach - Özil nicht ersetzen. Zu Lethargisch und Ungenau ist dazu sein Spiel. Er gilt mittlerweile ja auch nicht mehr als Talent, sondern müsste dem Alter nach eigentlich ein fertiger Spieler sein. Tja...

Marko Marin war ähnlich wie Mertesacker die kurze Regenerationszeit im Sommer deutlich anzumerken. Ihm fehlte es vor allem an seiner Spritzigkeit - und das wo doch sein Spiel davon lebt! Gegen Ende der Hinrunde wurde es zwar etwas besser, allerdings kann er noch wesentlich mehr. Möglicherweise zeigt er das in der Rückrunde.

Über Neuzugang Marko Arnautovic habe ich ja bereits geschrieben, er muss einfach nur schauen, dass er schnellstmöglich ins Team hineinkommt und nicht weiter durch irgendwelche Dummheiten auffällt.

Im Sturm fehlte Pizarro an allen Ecken und Enden, eine hartnäckige, immer wieder auftretende Oberschenkelverletzung sorgte dafür, dass er nur selten zum Einsatz kam.

Vertreten wurde er meist durch Hugo Almeida. Zwar nicht gleichwertig, aber immerhin doch ordentlich.

Sandro Wagner hingegen war in ausnahmslos allen Spielen ein absoluter Totalausfall. Es darf durchaus bezweifelt werden, ob er weiterhin seine Chancen bekommen wird, denn auch die Zuschauer verlieren die Geduld mit ihm.



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