23.03.2010 um 00:51 Uhr
Italien - Deutschland 1970 I
Zeitreisen - Das Jahrhundertspiel I
Es ist Sommer 1970 und die Welt hat in der ersten Jahreshälfte schon einige Dramen erlebt. Im Frühjahr verfolgen die Augen der Menschheit das Drama um die Raumfähre Apollo 13, an der Kent State University werden protestierende Studenten von Mitgliedern der amerikanischen Nationalgarde erschossen und in der Bundesrepublik dämmert der "Deutsche Herbst".
Das grösste sportliche Drama wird derweil in Mexiko-Stadt an einem heissen Sonntagnachmittag geschrieben. Es ist das WM-Halbfinale zwischen Italien und Deutschland - Es wird in die Geschichte eingehen als "Das Jahrhundertspiel". Über dem Rasen im Aztekenstadion flirrt die Hitze, 102.000 Zuschauer sind gekommen und wenn sie Mexikaner sind heisst ihr Favorit Deutschland. Am Ende dieses epischen Spiels werden aber die Italiener als Sieger vom Platz gehen.
Das Tunier
Mexiko im Hochsommer, Spiele am Nachmittag in der grössten Hitze, Stadien als riesige Glutöfen. Die FIFA hatte schon im Vorfeld reagiert - zum ersten Mal dürfen die Mannschaften bei einer Weltmeisterschaft auswechseln - und es wird sich zeigen: Die Entscheidung war richtig!
Und es gibt noch mehr regeltechnische Neulinge bei dieser WM: die gelben und roten Karten feiern ihr Debüt, wobei die rote Karte noch nicht "mitfeiern" wird.
Das offizielle Logo der WM 1970 in Mexiko
Es ist das Tunier der Weltmeister: Titelverteidiger Engeland 1x Titel, Deutschland 1x, Uruguay 2x, Italien 2x, Brasilien 2x. Es ist aber auch das Tunier der Aussenseiter, so nehmen Israel, El Salvador, Marokko, Schweden, Belgien und Rumänien an dieser WM Teil. Das Feld vervollständigen die UDSSR, die CSSR, Bulgarien und der Gastgeber Mexiko.
Zwei Favoriten fehlen, die Argentinier schieden in einer katastrophalen Qualifikation hinter Bolivien und eben Peru aus dem Rennen um den Titel aus bevor es überhaupt begonnen hatte. Die Portugiesen, immerhin 3. 1966 in England, um den einmaligen Eusebio lieferten in ihrer Qualifikationsgruppe ein, mit dem argentinischen vergleichbares, Debakel ab.
Die Gruppenauslosung in Mexiko-Stadt
Die Wege der Protagonisten des Jahrhundertspiels zu dieser WM konnten allerdings unterschiedlicher nicht sein. Die Deutschen pflügten durch ihre leichte Vierergruppe mit Schottland, Österreich und Zypern und gaben nur einen Punkt ab. Die Italiener dagegen hatten in ihrer Dreiergruppe mit Wales und der DDR starke Probleme mit den Ostdeutschen und konnte sich nur um Haaresbreite durch ein glückliches, aber im Ergebnis deutlich 3:0 in Palermo qualifizieren.
Wie schon bei den Weltmeisterschaften in Uruguay 1930, Brasilien 1950 und Chile 1962 wurden auch 1970 in Mexiko grosse Anstrengungen für die Organisation der WM unternommen. Sie spiegelten sich vor allem in den zwei gigantischen, typisch lateinamerikanischen Stadien wieder:
Das Estadio Jalisco in Guadalajara mit seinen 71.000 Plätzen und einem der schönsten Stadien der Welt, dem Aztekenstadion in Mexiko-Stadt, das 105.000 Zuschauer fassen konnte.
Das Aztekenstadion im Dezember 1969
Diese Stadien und die Zuschauer sahen, wie eigentlich immer bei einer Weltmeisterschaft, die grössten Stars dieser Zeit - Franz Beckenbauer und Gerd Müller, Roberto Boninsegna, die Weltmeister Geoff Hurst und Bobby Charlton, den nun mehr schon "Ewigen" Lew Laschin und Jairzinho sowie Pele, der seine letzte WM spielen sollte.
Sie alle waren von der unglaublichen Gastfreundschaft der Mexikaner beeindruckt und von den äusseren Einflüssen auf das Tunier förmlich erschlagen. Da die FIFA entschied, dass das Tunier in Europa zur besten Sendezeit im Fernsehen zu sehen sein sollte, wurden die Spiele in der Regel um 12:00 Uhr oder um 16:00 Uhr angepfiffen. Der gemeine Mexikaner hält eigentlich aus gutem Grund um diese Zeit Siesta, denn die höchste je gemessene Temperatur bei einem Weltmeisterschaftsspiel, fällt just auf das Jahrhundertspielen der Deutschen und der Italiener - mit 50° Celsius knapp über der Rasenkante des Aztekenstadions. Aber nicht nur die grosse Hitze machte den Spieler zu schaffen, auch die grosse Höhe der WM-Standorte mit dem Gipfel Mexiko-Stadt - knapp 3.000 Meter über dem Meer - und eine als "Montezumas Rache" berühmt gewordene Durchfallerkrankung setzten den Spieler zu.
Und doch trotz oder vielleicht wegen all dieser Unwägbarkeiten und nicht zuletzt wegen des Halbfinales Deutschland - Italien gilt diese WM als eine der sportlich Besten.
Als am 31. Mai 1970 in Mexiko-Stadt die Partie Mexiko gegen die UDSSR angepfiffen wurde, war alles bereit für eine WM die in die Geschichte eingehen sollte
...
Fortsetzung: Das Jahrhundertspiel II - Der Weg ins Halbfinale folgt am Sonntag
Fortsetzung: Das Jahrhundertspiel III - Das Spiel / Aftermath folgt am nächsten Dienstag
Es ist Sommer 1970 und die Welt hat in der ersten Jahreshälfte schon einige Dramen erlebt. Im Frühjahr verfolgen die Augen der Menschheit das Drama um die Raumfähre Apollo 13, an der Kent State University werden protestierende Studenten von Mitgliedern der amerikanischen Nationalgarde erschossen und in der Bundesrepublik dämmert der "Deutsche Herbst".
Das grösste sportliche Drama wird derweil in Mexiko-Stadt an einem heissen Sonntagnachmittag geschrieben. Es ist das WM-Halbfinale zwischen Italien und Deutschland - Es wird in die Geschichte eingehen als "Das Jahrhundertspiel". Über dem Rasen im Aztekenstadion flirrt die Hitze, 102.000 Zuschauer sind gekommen und wenn sie Mexikaner sind heisst ihr Favorit Deutschland. Am Ende dieses epischen Spiels werden aber die Italiener als Sieger vom Platz gehen.
Das Tunier
Mexiko im Hochsommer, Spiele am Nachmittag in der grössten Hitze, Stadien als riesige Glutöfen. Die FIFA hatte schon im Vorfeld reagiert - zum ersten Mal dürfen die Mannschaften bei einer Weltmeisterschaft auswechseln - und es wird sich zeigen: Die Entscheidung war richtig!
Und es gibt noch mehr regeltechnische Neulinge bei dieser WM: die gelben und roten Karten feiern ihr Debüt, wobei die rote Karte noch nicht "mitfeiern" wird.
Das offizielle Logo der WM 1970 in Mexiko
Es ist das Tunier der Weltmeister: Titelverteidiger Engeland 1x Titel, Deutschland 1x, Uruguay 2x, Italien 2x, Brasilien 2x. Es ist aber auch das Tunier der Aussenseiter, so nehmen Israel, El Salvador, Marokko, Schweden, Belgien und Rumänien an dieser WM Teil. Das Feld vervollständigen die UDSSR, die CSSR, Bulgarien und der Gastgeber Mexiko.
Zwei Favoriten fehlen, die Argentinier schieden in einer katastrophalen Qualifikation hinter Bolivien und eben Peru aus dem Rennen um den Titel aus bevor es überhaupt begonnen hatte. Die Portugiesen, immerhin 3. 1966 in England, um den einmaligen Eusebio lieferten in ihrer Qualifikationsgruppe ein, mit dem argentinischen vergleichbares, Debakel ab.
Die Gruppenauslosung in Mexiko-Stadt
Die Wege der Protagonisten des Jahrhundertspiels zu dieser WM konnten allerdings unterschiedlicher nicht sein. Die Deutschen pflügten durch ihre leichte Vierergruppe mit Schottland, Österreich und Zypern und gaben nur einen Punkt ab. Die Italiener dagegen hatten in ihrer Dreiergruppe mit Wales und der DDR starke Probleme mit den Ostdeutschen und konnte sich nur um Haaresbreite durch ein glückliches, aber im Ergebnis deutlich 3:0 in Palermo qualifizieren.
Wie schon bei den Weltmeisterschaften in Uruguay 1930, Brasilien 1950 und Chile 1962 wurden auch 1970 in Mexiko grosse Anstrengungen für die Organisation der WM unternommen. Sie spiegelten sich vor allem in den zwei gigantischen, typisch lateinamerikanischen Stadien wieder:
Das Estadio Jalisco in Guadalajara mit seinen 71.000 Plätzen und einem der schönsten Stadien der Welt, dem Aztekenstadion in Mexiko-Stadt, das 105.000 Zuschauer fassen konnte.
Das Aztekenstadion im Dezember 1969
Diese Stadien und die Zuschauer sahen, wie eigentlich immer bei einer Weltmeisterschaft, die grössten Stars dieser Zeit - Franz Beckenbauer und Gerd Müller, Roberto Boninsegna, die Weltmeister Geoff Hurst und Bobby Charlton, den nun mehr schon "Ewigen" Lew Laschin und Jairzinho sowie Pele, der seine letzte WM spielen sollte.
Sie alle waren von der unglaublichen Gastfreundschaft der Mexikaner beeindruckt und von den äusseren Einflüssen auf das Tunier förmlich erschlagen. Da die FIFA entschied, dass das Tunier in Europa zur besten Sendezeit im Fernsehen zu sehen sein sollte, wurden die Spiele in der Regel um 12:00 Uhr oder um 16:00 Uhr angepfiffen. Der gemeine Mexikaner hält eigentlich aus gutem Grund um diese Zeit Siesta, denn die höchste je gemessene Temperatur bei einem Weltmeisterschaftsspiel, fällt just auf das Jahrhundertspielen der Deutschen und der Italiener - mit 50° Celsius knapp über der Rasenkante des Aztekenstadions. Aber nicht nur die grosse Hitze machte den Spieler zu schaffen, auch die grosse Höhe der WM-Standorte mit dem Gipfel Mexiko-Stadt - knapp 3.000 Meter über dem Meer - und eine als "Montezumas Rache" berühmt gewordene Durchfallerkrankung setzten den Spieler zu.
Und doch trotz oder vielleicht wegen all dieser Unwägbarkeiten und nicht zuletzt wegen des Halbfinales Deutschland - Italien gilt diese WM als eine der sportlich Besten.
Als am 31. Mai 1970 in Mexiko-Stadt die Partie Mexiko gegen die UDSSR angepfiffen wurde, war alles bereit für eine WM die in die Geschichte eingehen sollte
...
Fortsetzung: Das Jahrhundertspiel II - Der Weg ins Halbfinale folgt am Sonntag
Fortsetzung: Das Jahrhundertspiel III - Das Spiel / Aftermath folgt am nächsten Dienstag
Aufrufe: 10152 | Kommentare: 23 | Bewertungen: 13 | Erstellt:23.03.2010
ø 9.2
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
23.03.2010 | 11:10 Uhr
0
liest sich gut, ist informativ und interessant. vom landmann gibts 10 punkte
0
23.03.2010 | 11:14 Uhr
0
fcbm007 :
Deine Zeitreisen sind echt interessant und vor allem auch schön zu lesen..10 Punkte
0
23.03.2010 | 11:41 Uhr
0
UliFan :
Prima Blog aber war das Spiel echt in Palermo? Gibt's das in Mexiko auch oder ein Verschreiber?
0
23.03.2010 | 11:41 Uhr
0
10P!
0
23.03.2010 | 11:56 Uhr
0
0
23.03.2010 | 12:01 Uhr
0
CriftlerSpox : Ulifan
Da gehts um die WM - Qualifikation in dem Absatz und das Spiel war in Palermo / Italien
0
23.03.2010 | 12:02 Uhr
0
0
COMMUNITY LOGIN
Statistik
Zeitreisen 3 - Monsieur Dynamite
Zeitreisen 2 - Der Papierene
Zeitreise 1 - Garrincha