Kaum zu glauben. SPOX hievt Dirk Nowitzki in „die Riege der ganz großen deutschen Sporthelden." Stattdessen hätte ein Artikel gut getan, in dem sich die SPOX-Redakteure mal kritisch mit ihrer eigenen 'Leistung' auseinandersetzen. Und nicht ein peinlicher Apfel-Birnen-Vergleich. Was wurde im Ausblick auf die Saison nicht alles gefachsimpelt. Ging es um die Mavs, lautete die Frage im Grunde nur: Packen Nowitzki & Co. die erste Runde. Der Tenor im Ausblick auf die Saison: „Tolle Regular Season, frühes Playoffs-Aus. Hey, es sind die Mavs." Philipp Dornhegge meinte: „Wenn sie die Division gewinnen, könnte ich mir schon vorstellen, dass sie die 1. Runde überstehen." Und das war im Triangle-Talk noch die mäßigste Kritik.

Deutlicher wurde Kollege Regelmann: „So leid es mir für Dirk tut, es gibt für mich keinen einzigen Grund, warum es in dieser Saison plötzlich anders laufen soll." Und weiter: „Das Talent ist unbestritten vorhanden, aber ich sehe weiterhin nicht genug Winner-Typen in der Truppe, die die nötige mentale Toughness in den Playoffs besitzen." Als i-Tüpfelchen noch die volle Breitseite gegen Jason Kidd. Der „funktioniert in der Regular Season noch gut als Point Guard, aber in den Playoffs kannst du mit ihm nichts gewinnen. Es gibt nicht einen Point Guard im Westen, von dem er da nicht schwindlig gespielt wird." Schließlich lehnt sich Regelmann weit aus dem Fenster: „Es gibt Mannschaften, die finden, wenn es darauf ankommt, immer einen Weg, um Spiele zu verlieren. Und so eine Mannschaft sind die Mavs für mich. Deshalb langweilen sie mich auch, um ehrlich zu sein."

Neben Kidd wurde auch anderen Spielern die nötige Qualität abgesprochen. JJ Barea ist laut Haruka Gruber „zu klein", und „Chandler bringt basketballerisch alles mit für einen Center von Format, aber in seiner Karriere war er nie einer, der ein Team mitzureißen wusste. Wenn es lief, gehörte er zu den Besseren. Wenn es kriselte, ging Chandler immer mit unter."

Nach der Regular Season war jener Chandler dann in der Vorschau auf das Erstrunden-Duell mit den Blazern immerhin rehabilitiert. „Chandlers Einfluss ist nicht von der Hand zu weisen, aber reicht er allein, um das Loser-Image zu zerstören? Sorry, Dirk, aber das wird wieder nix. Die Mavs bleiben ein Team, das von Jump-Shots lebt und mit ihnen untergeht. Blazers in 6."

Und jetzt? Die Mavs werden mit Lob überschüttet und Dirk Nowitzki in einen Topf mit Steffi Graf und Michael Schumacher geworfen. Ich hätte mir gewünscht, dass man bei SPOX spätestens jetzt vom hohen Ross der Überheblichkeit gestiegen wäre, um zu sagen: „Sorry, dass wir einen solchen Mist verzapft haben."

Und nebenbei: In der damaligen Triangle-Offense hat Christian Schwarzer schon auf etwas Entscheidendes hingewiesen. Er meinte, er habe „immer noch den Glauben, dass Sportler aus ihren Fehlern lernen. Das ist meine grundsätzliche Einstellung zum Leistungssport. Wenn Fehler vernünftig analysiert werden, dann können sie auch abgestellt werden." Und etwas ganz Ähnliches hat Dirk Nowitzki auch in der PK nach Spiel 6 gesagt. Er meinte, dass wenn er den Titel früher geholt hätte, er viel weniger Arbeit und Zeit investiert hätte, als er es in den letzten Jahren getan hat.

Und ich meine, dass dieses extreme Maß an Hingabe und Arbeit ein ebenso großes Maß an Respekt erfordert. Auch wenn Dirk den Titel nicht geholt hätte. Es ist immer leicht, Gewinner mit Lob zu überschütten. Aber ich hätte mir gewünscht, dass Dirk und seine Mavs auch vor dem Titelgewinn respektvoller behandelt worden wären.