Die Telefone in der Geschäftsstelle der Rhein-Neckar Löwen klingelten in den vergangenen Tagen fast unaufhörlich. Mehr als 20.000 Karten hätte der Bundesligist für das Duell am Mittwoch (20.15 Uhr im LIVE-TICKER) mit Rekordmeister THW Kiel verkaufen können. Doch die heimische Halle bietet nur 13.200 Fans Platz. Ein Hexenkessel erwartet die Kieler dennoch.
Die Löwen erleben derzeit die größte Euphorie in ihrer zehnjährigen Historie und wollen die imposante Erfolgsserie von 13 Siegen aus 13 Spielen in der Bundesliga auch gegen den Titelverteidiger fortsetzen.
"Von einer solchen Situation haben wir immer geträumt", sagt Manager Thorsten Storm. "Viele Leute drücken uns die Daumen, weil sie keinen neuerlichen Alleingang des THW sehen wollen."
Ein ungewohntes Gefühl für die Löwen. Lange waren die Mannheimer in der Handball-Welt verhasst, weil sie mit viel Geld den Erfolg erzwingen wollten. Die aufgrund von Finanzproblemen nicht ganz freiwillige Umkehr der Philosophie brachte nicht nur Siege, sondern auch neue Sympathien - beides wollen die Löwen auch gegen Kiel erreichen.
Gensheimer fehlt verletzt
Seit Wochen fiebert das gesamte Umfeld der Löwen auf das Gipfeltreffen der beiden einzig ungeschlagenen Teams hin - auch wenn der Vergleich mit den Kielern im offiziellen Sprachgebrauch des Klubs erst jetzt in den Fokus rückt.
Ganz nach dem Motto des "von Spiel zu Spiel Denkens" arbeiteten Trainer Gudmundur Gudmundsson und seine Mannschaft die bisherigen Aufgaben in der Liga ab. Die 60 Minuten gegen den THW haben aber schon lange einen Platz in den Hinterköpfen der Spieler gefunden.
Am Samstagabend rückte das Spitzenspiel gegen Kiel dann aber doch für ein paar Stunden in den Hintergrund. Uwe Gensheimer, Star der Löwen, verletzte sich im EHF-Pokal-Spiel gegen das zweitklassige Team AC Diomidis Argous schwer und riss sich ohne gegnerische Einwirkung die Achillessehne.
Etwa sechs Monate fällt der Nationalspieler, der seit 2003 für den Verein spielt und nur wenige Kilometer von der heimischen Arena aufgewachsen ist, nun aus. Ein herber Rückschlag.
Gudmundsson: Kiel ist der Favorit
"Es tut mir für Uwe unendlich leid. Ich hätte ihm gewünscht, dass er die Mannschaft gegen Kiel als Kapitän aufs Feld führen kann", sagt Storm. Im Duell Erster gegen Zweiter sind die Löwen damit einer ihrer stärksten Waffen beraubt.
"Auch mit Uwe wäre es schwer geworden", sagt Storm zwar, doch den Schock nach dem Ausfall der Leitfigur kann der Manager kaum verbergen. Trainer Gudmundsson sieht den THW fast folgerichtig als "eindeutigen Favoriten".
Da die Löwen sparen müssen und den Etat vor der Saison um mehr als zwei Millionen Euro gedrückt haben, fehlt es an erfahrenen Alternativen. Gegen Kiel wird Kevin Bitz für Gensheimer einspringen. Der 19-Jährige rückte vor der Spielzeit aus der eigenen Jugend in den Profikader und hat gerade einmal sieben Bundesligapartien bestritten.
Zebras seit Mai 2011 ungeschlagen
Es muss also eine starke Teamleistung her. "Wenn der THW einen guten Tag erwischt, ist es kaum möglich, ihn zu schlagen", sagt Torhüter Goran Stojanovic und gefällt sich in der Rolle des Underdogs.
Obwohl die Löwen aktuell Tabellenführer sind, gehen sie als Herausforderer in die Begegnung. Immerhin kann sich Coach Gudmundsson auf das mit Stojanovic und Niklas Landin beste Torhütergespann der Liga verlassen.
Die beste Defensive der Liga wird gegen den stärksten Angriff wohl auch auf eine herausragende Leistung der Schlussmänner angewiesen sein, um dem THW die erste Niederlage in der Liga seit dem 4. Mai 2011 beizubringen.
Der 14. Spieltag der HBL im Überblick
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