Hamburg - Für den ehemaligen Nationalspieler Stefan Kretzschmar ist Bundestrainer Heiner Brand "die Lichtgestalt" im deutschen Team.
Er werde von allen Spielern für sein sportfachliches Wissen respektiert, vor allem aber als Mensch, sagte der 34 Jahre alte Sportdirektor des SC Magdeburg der "Welt am Sonntag".
"Er ist nicht der Kumpeltyp, das muss er auch nicht sein. Nur was er macht, hat Hand und Fuß. Und noch etwas ist erstaunlich: Er hält an den Leuten fest, mit denen er etwas erreicht hat. Dadurch haben die Spieler enormes Vertrauen zu ihm", meinte Kretzschmar. Der einstige Weltklasse-Linksaußen holte unter Brand (im Bild) 2004 Olympia-Silber.
"Kein Ketchup zum Essen"
Der Bundestrainer habe sich seit seinem Dienstantritt 1997 sehr verändert, berichtete Kretzschmar. Als der Weltmeister-Trainer in der Nationalmannschaft anfing, sei das eine Katastrophe gewesen: "Da gabs Regeln, die waren schlimmer als beim Militär. Um elf Uhr abends war Bettruhe, und Heiner saß auf dem Flur und hat kontrolliert. Beim Essen durften wir keinen Ketchup nehmen, keine Mayonnaise. Cola, Fanta, Sprite standen auf dem Index. Übers Rauchen müssen wir gar nicht reden. Brand war da absolut militant."
Geändert habe sich das erst nach dem dritten Platz bei der EM in Italien 1998: "Als der Erfolg kam, ist Heiner Stück für Stück lockerer geworden."
Ein Jahr nicht miteinander gesprochen
Die Erfolge der vergangenen Jahre habe er Brand zunächst nicht zugetraut, sagte der heutige TV-Experte. Am Anfang sei das Verhältnis zwischen ihm und dem Trainer problematisch gewesen.
Sie hätten ein Jahr lang nicht miteinander gesprochen, berichtete Kretzschmar: "Er hat mir fehlenden Teamgeist und Egoismus vorgeworfen. Da war Funkstille."
Erst als Kretzschmar um eine Aussprache gebeten habe, wurde die Beziehung wieder entspannter, "und er hat mich wieder zur Nationalmannschaft eingeladen. Er hat nur auf diesen Anruf gewartet. Zwischenzeitlich dachte ich: Mit Heiner Brand und mir, das wird nie was."