Piotr Trochowski (24): Kaum einer spiegelt die Berg- und Talsaison des Hamburger SV so wieder, wie der quirlige Mittelfeld-Mann des Tabellenfünften.
Nach turbulenten Auftritten im Verein und der Nationalmannschaft zu Beginn der Saison, musste Trochowski zuletzt die Spielmacher- gegen die Reservistenrolle eintauschen.
Warum es beim HSV trotzdem passt und wie er seine Denkpause empfunden hat, erzählt er im SPOX-Interview.
SPOX: Herr Trochowski, am Samstag geht's in der Bundesliga gegen Frankfurt, dann kommt noch Aston Villa im Uefa-Cup. Wie fällt ihr Hinrunden-Fazit aus?
Trochowski: Sehr positiv. Wir sind Fünfter in der Liga, im UEFA-Cup geht's für uns weiter und im DFB-Pokal spielen wir auch noch mit. Wir sind also in allen drei Wettbewerben noch dabei.
SPOX: Das klingt lockerer als es tatsächlich war, oder?
Trochowski: Das sehe ich anders. Wir stehen einfach gut da. Und das, obwohl wir doch viele Punkte leichtfertig abgegeben haben. Nur die schlechten Auswärtsspiele ärgern mich. Das ist unser Manko, da müssen wir einfach besser auftreten. Denn mit drei, vier Punkten mehr auf dem Konto sähe es sicher noch viel besser aus. Vielleicht würden wir sogar ganz oben stehen.
SPOX: Aber der HSV schießt ziemlich wenig Tore: erst 25. Zum Vergleich: Hoffenheim hat 41.
Trochowski: Klar. Im Gegensatz zu anderen Mannschaften schießen wir wirklich zu wenig Tore. Da müssen wir vor dem Tor noch kaltschnäuziger sein.
SPOX: Auch das Spiel nach vorne wirkte in den letzten Wochen etwas holprig.
Trochowski: Na ja, es ist ja nicht so, dass wir wenig Torchancen haben. Wir hätten zum Beispiel auch gegen Köln vier, fünf Tore machen müssen. Die Chancen dazu waren ja da. Nur die müssen rein, damit man dann am Ende der Saison auch vielleicht 50, 60 oder 70 Tore hat.
Spox: Und wie viele sollen es werden, wo soll die Reise in dieser Saison denn hingehen?
Trochowski: Nach oben. Das ist doch klar. Wir wollen uns jede Saison verbessern und zusammenwachsen. Und klar, wir wollen auch immer international dabei sein - und möglichst wieder in der Champions League. Das ist mein Ziel.
SPOX: Nach dem vielversprechenden Saisonstart scheint aber der Spielfluss abhanden gekommen sein. Was lief da falsch?
Trochowski: Erstmal: Wir haben einige Ausfälle gehabt, mussten auf mehreren Position umstellen. Da haben die Jungs teilweise noch nie gespielt, und dann bricht der Spielfluss auseinander. Aber trotzdem haben wir gepunktet. Und klar, wir werden natürlich auch wieder unseren schnellen Fußball spielen - wie zu Beginn der Saison.
SPOX: Da hat der HSV Spaß gemacht...
Trochowski: Ja, da haben wir temporeichen, offensivstarken Fußball gespielt. Da waren wir am stärksten. Und da wollen wir natürlich wieder hin.
SPOX: Aber kann es sein, dass Martin Jol zunehmend mehr Wert auf Defensive legt - provokant gefragt: Zurück zu Huub Stevens?
Trochowski: Das hängt natürlich auch mit unseren Ausfällen zusammen. Das konnten wir nicht locker kompensieren. Wir spielten häufig mit sehr veränderten Aufstellungen und wie vorhin schon gesagt: Dann fehlt die Abstimmung und dann konzentrieren wir uns mehr auf eine gute Ordnung im Spiel. Deswegen sage ich ja: Unser Konterspiel war schon immer gefährlich, das ist eine Stärke, und dann müssen wir in den schwierigen Phasen der Saison zu solchen, vielleicht nicht so populären Mitteln, greifen.
SPOX: Mehr Abwehr, weniger Sturm. Hat der Trainer Sie deswegen zuletzt in Bochum und Prag draußen gelassen?
Trochowski: Das weiß ich nicht genau. Aber dazu will ich mich auch nicht äußern.
SPOX: Der Trainer sprach von Ruhe. Brauchten Sie tatsächlich zwei Spiele Ersatzbank zum Entspannen?
Trochowski: Ich will natürlich jedes Spiel spielen. Mein Anreiz, dass ich spielen will, dass ich auflaufen will, ist groß. Gerade in den wichtigen Spielen. Wie auch gegen Prag. Das war ein entscheidendes Spiel. Dann in Bochum das Auswärtsspiel. Auch da wollten wir unbedingt gewinnen. Aber da habe ich nun mal nicht gespielt tr- und da ist man dann schon enttäuscht.
SPOX: Das heißt, Sie fühlten sich selbst nicht müde?
Trochowski: Lassen Sie uns doch nach vorne gucken. Ich fühle mich fit.
Beendet der HSV erfolgreich die Hinrunde? Auch unterwegs immer top-informiert sein!
SPOX: Allerdings: Nach dem starken Saisonstart - auch im DFB-Team - ist auch Ihre persönliche Formkurve etwas abgeflacht. Fehlt Ihnen noch die Konstanz?
Trochowski: Nein, das ist Unsinn. Wir sind allgemein nicht mehr so offensiv aufgetreten wie am Anfang der Saison. Unser Spiel ist dann im Laufe der Saison einfach ein bisschen verflacht, und dann ist es normal, wenn man ein Elftel der Mannschaft ist, dass es dann auch bei mir nicht mehr so läuft wie zu Beginn der Saison.
SPOX: Trotzdem sah es so aus, als wären Sie gerade zum Saisonstart aufgeblüht. Weil der Schatten von van der Vaart weg war?
Trochowski: Das hat nichts mit Rafael van der Vaart zu tun. Ich habe eine EM gespielt, bin dann voll motiviert in die Saison gestartet. Deswegen hat es einfach gut geklappt.
SPOX: Lassen Sie uns über das neue Top-Niveau sprechen. Bayern und Hoffenheim. Viele meinen ja, dass es so ein Spiel in der Bundesliga wohl noch nie gegeben hat. Kann der HSV da mithalten? Die Tabelle sagt ja schließlich: Viel fehlt nicht.
Trochowski: Vom Tabellenplatz her fehlt nicht viel, klar.
Spox: Aber?
Trochowski: Hoffenheim ist die Überraschungsmannschaft, die wirklich sehr guten Fußball spielt. Das ist nicht zu übersehen. Dementsprechend hatten wir natürlich auch in dem Spiel unsere Schwierigkeiten. Man muss den Hut ziehen. Dass sie so lange da oben stehen, zeigt, dass das, was sie machen, Hand und Fuß hat. Und die Bayern haben sich auch erst im Laufe der Saison gesteigert.
SPOX: Apropos: Ivica Olic ist offenbar auf dem Weg zum FC Bayern. Kommt dann Podolski zum HSV?
Trochowski: Na ja, gute Spieler sind natürlich immer willkommen. Und Poldi ist ja ein Guter. Aber Ivica sehe ich auch noch jeden Tag in der Kabine ...
SPOX: Herr Trochowski, was sind Ihre persönlichen Ziele für 2009?
Trochowski: Fitbleiben, eine gute Vorbereitung und versuchen, von Beginn an mit dem HSV zu punkten. Und dann natürlich gute Auftritte bei der Nationalmannschaft.
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