Der VfB Stuttgart und die TSG 1899 Hoffenheim haben sich in einem spektakulären Derby 3:3 (2:2) getrennt. In der Nachspielzeit vergab Hoffenheims Sejad Salhovic per Foulelfmeter die große Chance zum Sieg.
Durch den einen Punkt kletterte das Team von Trainer Ralf Rangnick dennoch, zumindest vorrübergehend, wieder auf Platz eins. Bei Hoffenheim war Mittelstürmer Demba Ba mit drei Treffern der Garant für das Unentschieden (24., 45., 67.).
Für den VfB traf Nationalspieler Mario Gomez doppelt (31., 65.). Den ersten Treffer für die Gastgeber erzielte Cacau (26.).
Der VfB bleibt damit unter Veh-Nachfolger Markus Babbel in der Bundesliga weiter ohne Niederlage. Den Hoffenheimern gelang in den letzten sechs Partien nur ein Sieg.
Schon vor der Partie hatte es Unruhe gegeben. Die beiden Hoffenheimer Andreas Ibertsberger und Christoph Janker waren bei der Partie in Gladbach zu spät zur Dopingkontrolle erschienen. Mittlerweile hat der DFB Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen die Dopingregeln eingeleitet.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Beim VfB stürmt Cacau statt Marica neben Gomez. Hoffenheim beginnt mit Demba Ba nur mit einem echten Stürmer. Die verletzten Timo Hildebrand und Chinedu Obasi stehen nicht im Kader. Dafür beginnen Daniel Haas und Isaac Vorsah. Marvin Compper kehrt in die Innenverteidigung zurück.
21.: Cacau legt von der Torlinie zurück und Simak feuert die Kugel aus 15 Metern von der linken Strafraumkante mit links flach am langen Eck vorbei! Schwieriger Winkel, aber immerhin mal ein Torschuss!
24., 0:1, Ba: Beck steckt den Ball zu Ba durch, der dreht sich im Sechzehner kurz mal um Boulahrouz und haut den Ball aus 13 Metern ins linke Kreuzeck. Lehmann ist mit den Händen dran, den kann er schon halten...
26., 1:1, Cacau: Gomez spielt die Kugel steil auf Cacau, der Brasilianer dringt auf der linken Seite in den Strafraum ein und spitzelt das Ding aus sieben Metern flach ins rechte Eck.
30.: Salihovic springt Boka böse in die Beine. Mit Gelb ist er gut bedient. Boka muss raus, für ihn kommt Magnin. Erste Diagnose bei Boka: Es hat die Bänder am Knie erwischt.
31., 2:1, Gomez: Nach einer zunächst geklärten Ecke flankt Tasci von der rechten Seite scharf vor das Hoffenheimer Tor und in der Mitte nickt Gomez aus ganz kurzer Entfernung ein.
45., 2:2, Ba: Riesenbock von Magnin auf der linken Seite. Vorsah spielt den Ball klasse in den Lauf von Ba, der läuft den Stuttgartern davon, steht allein vor Lehmann und haut die Kugel aus 16 Metern mit links flach am Keeper vorbei.
63., 3:2, Gomez: Klasse Anspiel von Osorio in den Strafraum, Gomez hat ganz viel Zeit und lupft den Ball über den herausgeeilten Haas ins Eck. Grandioses Tor! Im Anschluss läuft Gomez an allen vorbei zu Manager Horst Heldt auf die Bank. Dessen Vater war unter der Woche verstorben. Ganz feine Geste von Gomez.
67., 3:3, Ba: Langer Pass an den Sechzehner, Ba läuft Tasci davon und schießt mit links ein! Ba zum Dritten! Völlig irre alles!
90+2.: Elfmeter für Hoffenheim! Irre! Eduardo zieht auf der rechten Seite in den Strafraum ein und wird von Magnin gehalten, gezogen und getroffen, klarer Elfer. Salihovic knallt das Ding dann aber über die Latte und vergibt somit die große Chance zum Sieg.
So lief das Spiel: Hoffenheim erwischte den besseren Start, attackierte den VfB früh und hatte deutlich mehr Ballbesitz. Gefährlich wurden die Gäste allerdings nicht. Die Stuttgarter taten sich schwer, in die Partie zu kommen, machten nach den Anfangsminuten immerhin aber die Räume dicht, so dass die Begegnung Mitte der ersten Halbzeit von Fehlpässen und Ballverlusten geprägt war. Nach der Hoffenheimer Führung legten beide Teams dann allerdings die Zurückhaltung ab und suchten mehr Risiko, wodurch sich eine unterhaltsame Partie entwickelte. Getty
In Durchgang zwei änderte sich daran nichts. Das Mittelfeld wurde schnell überbrückt, um vorne schnell zum Abschluss zu kommen. Insgesamt hatte der VfB nach der Pause leichte Vorteile. In der Schlussphase lieferte man sich einen offenen Schlagabtausch, in dem beide Teams bis zuletzt alles versuchten und Salihovic zur tragischen Figur wurde.
Der Star des Spiels: Dieses Mal gebührt diese Auszeichnung ausnahmsweise zwei Spielern. Denn was sowohl Mario Gomez als auch Demba Ba da auf den Rasen zauberten war schlichtweg: WELTKLASSE! Vor dem Tor waren beide so was von eiskalt und damit die Garanten eines spektakulären Fußball-Nachmittags.
Die Gurke des Spiels: Salhovic' Fehlschuss war der Flop des Spiels, die Gurke war allerdings Carlos Eduardo. Der kleine Brasilianer ist in der Krise. Nach Ibisevic' Verletzung und den anhaltenden Problemen von Obasi steht Eduardo in der Offensive mehr denn je in der Verantwortung, kann diese Last aber offenbar (noch) nicht tragen. Verlor viele einfache Bälle, kam mit dem aggressiven Auftreten der Stuttgarter nicht zurecht und ließ sich vor Gomez' 2:1 viel zu einfach von Cacau düpieren.
Die Lehren des Spiels: Der Trend der ersten Rückrundenspiele bestätigte sich auch in Stuttgart: Hoffenheim ist nicht mehr das Hoffenheim der Vorrunde. Rangnick probierte es dieses Mal mit einer neuen taktischen Variante, brachte mit Ba nur einen echten Stürmer und begann in einem 4-3-2-1. Dies stellte sich allerdings als Fehlgriff heraus, so dass Rangnick im Laufe des Spiels wieder auf ein 4-3-3 umstellte.
Verwunderlich, dass Rangnick auf der Sechser-Position auf den zuletzt eher schwachen Vorsah setzte und Luis Gustavo auf die Halbposition schob, wo sich der Brasilianer sichtlich unwohl fühlte. Vorsah glänzte zwar mit seinem starken Anspiel auf Ba vor dem 2:2, konnte ansonsten allerdings die großen Lücken im Defensivverbund nur ungenügend stopfen.
Zur fehlenden defensiven Stabilität gesellte sich bei der TSG ein Problem, das Rangnick schnellstmöglich beheben muss, will man wieder an die Leistungen der Vorrunde anknüpfen: Vorne lebt 1899 derzeit einzig von der überragenden individuellen Klasse von Ba.
Durch die Ausfälle von Ibisevic und Obasi fehlen Hoffenheim die Varianten. Ba kann nicht auf Dauer gleichzeitig als Wandspieler und Ballverteiler agieren und zusätzlich in die Tiefe gehen, wenngleich ihm das gegen den VfB gelang. Zudem fehlt es dem Spiel der Hoffenheimer ohne klassische Außenstürmer an Breite.
Der VfB hat sich unter Markus Babbel enorm stabilisiert. Durch die Doppelsechs mit Hitzlsperger und Khedira ist das Zentrum dicht und die Last im Spielaufbau auf zwei (spielstarke) Schultern verteilt. Was sich gegen die TSG ebenfalls zeigte: Cacau ist beim VfB wohl der kongenialste aller Sturmpartner für Gomez. Der Brasilianer spielt perfekt um den deutschen Nationalspieler herum und verschafft Gomez so den Platz, den der derzeit in Weltklasse-Manier nutzt.
Stuttgart - Hoffenheim: Daten & Fakten