Ansteigender Druck vor den bayerischen Wochen

SPOX
10. November 201213:38
Dieter Hecking verlor sein Jubiläumsspiel als Trainer des 1. FC NürnbergGetty
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Zum 200. Mal saß Dieter Hecking in der Bundesliga auf der Trainerbank. Doch nach den 90 Minuten vom Freitagabend durfte dem 48 Jahre alten Trainer kaum zum Feiern zumute gewesen sein.

Nicht, weil er ein schlechtes Fußballspiel verfolgen musste. "Da war viel drin", konstatierte er selbst und lag damit völlig richtig. Allerdings war es der FSV Mainz 05, der von Beginn an loslegte, als ob die Spieler ihren eigenen Trainer Thomas Tuchel widerlegen wollten. Der hatte im Vorfeld "eine zähe Partie" erwartet.

Nicolai Müller brachte die Hausherren nach einem Solo in Führung (12.), Andreas Ivanschitz (21.) erhöhte nach Zuspiel von Julian Baumgartlinger, da waren noch keine 30 Minuten gespielt. Noch vor der Pause gelang den Nürnbergern der Anschlusstreffer durch Per Nilsson (40.). Dazu viele Chancen auf beiden Seiten, etliche Aufreger und zehn gelbe Karten, von denen eine sogar ein Spieler (Hanno Balitsch) gesehen hatte, der nur auf der Bank saß.

Ärger mit dem vierten Offiziellen

Die Ereignisse bildeten die Eckdaten für ein "rassiges, ein leidenschaftliches Spiel, mit viel Tempo", wie Hecking zusammenfasste. Auch Mainz-Trainer Tuchel freute sich über "Spannung und Leidenschaft", noch mehr aber wohl über die wieder entdeckte Kaltschnäuzigkeit seiner Sorgenkinder der letzten Wochen, Ivanschitz und Müller. Und natürlich auch über die nächsten drei Punkte für seine Mannschaft.

Ärger bereitete dem 39 Jahre alten Trainer der vierte Offizielle. "Mit ihm war ich heute nicht einverstanden", leitete Tuchel auf der anschließenden Pressekonferenz seine Kritik an Martin Petersen ein. Der habe ihn bei der Ausübung seiner Arbeit behindert und dabei die Höflichkeit vermissen lassen. "Wenn ich mich so benehmen würde, hätte ich jede Woche einen Eintrag im Spielbericht stehen", sagte Tuchel.

FSV-Manager Christian Heidel bemängelte, dass der vierte Mann "die Hälfte des Spiels in unserer Coaching Zone steht und die andere bei den Nürnbergern." Dazu wäre ein Auftreten "am Rande der Arroganz" gekommen.

Tatsächlich gerieten Tuchel und auch Hecking in einer phasenweise hektischen Partie mit viel Arbeit für FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer immer wieder mit dem vierten Mann aneinander.

Doch auf die Schiedsrichterleistung wollte das Ergebnis keiner schieben. Die Analyse fiel bei den unterlegenen Franken einhellig aus. "Wir sind zu spät ins Spiel gekommen", sagte Timo Gebhart und Balitsch pflichtete bei: "Wir haben das in den ersten 30 Minuten verloren."

Danach arbeitete sich Nürnberg zurück ins Spiel. Aber selbst die streckenweise Dominanz in den Zweikämpfen, die erneut bewiesene Gefährlichkeit bei Standardsituationen oder die klare Feldüberlegenheit im zweiten Durchgang änderten nichts mehr an der Niederlage.

"Der Druck steigt"

Trotz des 1:0-Heimsieges gegen den VfL Wolfsburg kriselt es nach nur vier Punkten aus acht Spielen. "Der Druck auf uns steigt", konstatierte Abwehrspieler Timm Klose. Wille und Kampfgeist seien zu wenig. "In solchen Spielen müssen wir uns für unseren Einsatz auch belohnen."

Die Chance, auch wenn sie noch so klein ist, haben die Nürnberger nach der Länderspielpause. In den Wochen der bayerischen Derbys empfangen sie erst den FC Bayern München. Dann steht das Duell mit dem Erzrivalen SpVgg Greuther Fürth auf dem Programm. "In den zwei Spielen müssen wir punkten", sagte Timothy Chandler, der unter den Augen von US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann spielte und am Mittwoch mit der Auswahl in einem Freundschaftsspiel auf Russland trifft. Auch vom souveränen Spitzenreiter aus München dürfe man sich laut Chandler nicht beeindrucken lassen.

Nicht dabei sein wird gegen den Rekordmeister Balitsch. Die Karte auf der Bank war die fünfte.

Mainz - Nürnberg: Daten zum Spiel