Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic hat nach ereignisreichen ersten Monaten als neuer Boss der Berliner die Erwartungen gedämpft und vor zu hohen Zielen gewarnt: "Wie immer ist es nicht einfach, einen neuen Verein zu übernehmen. Sie waren am Tabellenende und haben gegen den Abstieg gekämpft und es dann geschafft, in der Liga zu bleiben", sagte Bobic dem Forbes-Magazin.
Im Moment müsse man trotz der hohen Investitionen von Geldgeber Lars Windhorst "realistisch sein". Dieser hat seit 2019 etwa 375 Millionen Euro an die Hertha gezahlt, Erfolg hat sich seitdem jedoch trotz Spielertransfers in Höhe von mehr als 160 Millionen Euro noch nicht eingestellt.
"Ein Großteil der Investitionen ist jetzt sowieso weg. Das Geld des Investors kann nicht nur für Spieler ausgegeben werden", erklärte Bobic zu den Geldern, mit denen sich Windhorst 64,7 Prozent der Anteile der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA gesichert hat. Im Sommer nahmen die Berliner einen tiefgreifenden Umbruch im Kader vor und trennten sich unter anderem von Großverdienern wie Matheus Cunha und Jhon Cordoba. "Die Mentalität schlägt immer die Qualität", meinte Bobic hierzu.
Der Start in die neue Spielzeit ist dennoch missglückt, mit 13 Punkten in elf Spielen steht derzeit nur Rang 13 zu Buche. Bobic will den Fokus allerdings nicht nur auf den Profikader zu legen: "Eines unserer Ziele in diesem Sommer war es, nicht nur in die erste Mannschaft zu investieren, sondern auch in der zweiten Mannschaft und der Akademie das Budget zu erhöhen."
Bobic: "Bayern München ist hier sehr aggressiv"
Demnach sei es in der Vergangenheit so gewesen, dass vielversprechende Spieler viel zu früh den Verein verlassen hätten. "Die Stadt Berlin ist voll von Anwerbern für andere Vereine. Bayern München zum Beispiel ist hier sehr aggressiv." So stehen mit Nemanja Motika und Torben Rhein zwei ehemalige Hertha-Spieler im Aufgebot der Bayern-Reserve.
Der Tatsache, dass sich die Lücke zum Rekordmeister auf absehbare Zeit nicht schließen lässt, ist sich Bobic bewusst: "Zuallererst machen sie bei Bayern gute Arbeit. Dann hängt sehr vieles von der Champions League ab. Wenn man dort 20, 25 Jahre in Folge spielt, wird der Abstand sehr groß." Sein Ziel sei es, "jedes Jahr ein wenig mehr Geld zur Verfügung zu haben und auf gesunde Art zu wachsen". Die 50+1-Regel spiele dabei "eine große Rolle" und werde unterstützt, "aber ich muss auch realistisch sein: Die Regelung wird irgendwann fallen".
Bei der Weiterentwicklung des Vereins soll auch eine Klärung der Stadionfrage helfen. "Ich arbeite daran, dass wir ein neues Stadion bekommen und bin in ständigem Austausch mit dem neuen Berliner Senat." Zwar sei das Olympiastadion "ein tolles Stadion für unsere großen Spiele oder das DFB-Pokalfinale. Aber im Alltag ist es für uns nicht ideal".
Für einen Neubau wolle man "unser eigenes Geld investieren und nichts vom Steuerzahler nehmen". Erste Signale seien positiv: "Obwohl es im Fußball nur um Ergebnisse geht, müssen wir immer das langfristige Projekt im Auge behalten. Das neue Stadion könnte ein Wendepunkt sein. Im Moment ist es das Wichtigste, gesund aus der Pandemie herauszukommen."
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