Die Werbetrommel hatte Theo Zwanziger schon vorher gerührt. Bei der Präsentation seiner Autobiografie "Die Zwanziger Jahre" in Berlin ging es nun darum, Wogen zu glätten und Missverständnisse aus der Welt zu räumen.
Denn der ehemalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sieht sein Buch, das am Montag erschienen ist, durch die Vorabdrucke seit der vergangenen Woche in ein falsches Licht gerückt. "Das ist eine Liebeserklärung an den Fußball und kein Abrechnungsbuch", sagte Zwanziger am Mittwochabend.
Die Vorabberichte hatten für mächtig Wirbel gesorgt. Der 67-Jährige kritisiert in seiner Biografie unter anderem seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach, Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und Bayern Münchens Vereinspräsident Uli Hoeneß. Besonders stark richten sich die Attacken in seinem Buch gegen Hoeneß, den Zwanziger darin als "Besserwisser, Macho und Scharfmacher" bezeichnet, worauf der Bayern-Präsident bereits konterte: "Dass Theo Zwanziger kein guter Präsident war, wusste ich schon lange."
Unterstützung durch Claudia Roth
Nun ruderte Zwanziger zurück und betonte, dass er die Leistungen von Hoeneß in seinem Buch über viele Seiten gewürdigt habe. Es gebe aber eben auch Dinge, die er kritisiere. "Ein Mann dieser Bekanntheit darf sich nicht in einer derartig abwertenden Weise über den Frauenfußball äußern", sagte Zwanziger. Außerdem habe er sich besonders über die "bitterböse Medienschelte über Südafrika und die WM 2010" des Bayern-Präsidenten geärgert.
Zur Seite sprang ihm die Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth, die das Buch gemeinsam mit Zwanziger vorstellte. "Das Ganze erinnert mich an das Buch von Philipp Lahm. Es werden einzelne Sätze herausgezogen, die durch alle Medien gehen. Ich habe das Buch gelesen. Es gibt fast nur lobende Worte für Uli Hoeneß", sagte Roth. Nicht in Berlin dabei war Günter Netzer. Der ehemalige Nationalspieler hatte seine Teilnahme kurzfristig abgesagt.
Zwanziger versucht Aussagen abzuschwächen
"Günter war durch einige Teile meines Buches irritiert", sagte Zwanziger. Irritiert war auch Niersbach, der die Kritik an seiner Person in Zwanzigers Werk nicht kommentieren wollte. In seinem Buch wirft Zwanziger seinem Nachfolger vor, bei der Europameisterschaft in diesem Sommer nicht seiner sozialen Verantwortung nachgekommen zu sein und nach seiner Amtsübernahme im März dieses Jahres zu oft die Rückkehr zum Kerngeschäft betont zu haben. Auch diese Aussagen versuchte Zwanziger nun abzuschwächen.
Niersbach habe "große Stärken", Zwanziger habe sich bei der EM 2012 aber mehr gewünscht, als Auschwitz zu besuchen und sich mit dem ukrainischen Staatschef zu zeigen. "Ich hätte zum Beispiel die Klitschkos eingeladen und mit ihnen über die Menschenrechte in der Ukraine gesprochen", sagte der Jurist aus Altendiez.
Der Kader des DFB-Teams
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