Dino Toppmöller im Interview: "Der BVB ist ohne Tuchel immer schlechter geworden"

Johannes Wiest
19. April 201810:34
Dino Toppmöller schwärmt gegenüber SPOX in den höchsten Tönen von Thomas Tuchel.getty
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Dino Toppmöller hat 128 Spiele in der zweiten Liga absolviert. Mittlerweile trainiert der 37-Jährige den luxemburgischen Topklub F91 Düdelingen.

Im Interview mit SPOX schwärmt Toppmöller in den höchsten Tönen von Thomas Tuchel. Zudem äußert sich der frühere Stürmer über seine Zeit bei Manchester City, seinen Vater Klaus Toppmöller und die Zeit, als er sich bei Eintracht Frankfurt verzockt hat.

SPOX: Herr Toppmöller, nach einer langen Odyssee als Spieler mit zwölf verschiedenen Klubs sind Sie schließlich in Luxemburg angekommen. Warum haben Sie eigentlich so häufig den Verein gewechselt?

Dino Toppmöller: Das hatte unterschiedliche Gründe. Teilweise war es die sportliche Perspektive, weil ich nicht die erhofften Einsatzzeiten bekommen habe. In meiner Zeit in Bochum habe ich mich deswegen mit dem Trainer verkracht. Teilweise waren es auch personelle Änderungen im Verein oder es hat einfach nicht gepasst. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn ich nicht so oft den Verein gewechselt hätte.

Toppmöller über seine Spielerkarriere

SPOX: Trotz 128 Spielen in der zweiten Liga schafften Sie nie den Sprung in die Bundesliga. Woran hat es gelegen?

Toppmöller: Vielleicht habe ich einfach nicht die Qualität gehabt, aber ich stand schon öfter kurz davor. In Frankfurt war ich zum Beispiel selbst schuld. Wir sind damals in die Bundesliga aufgestiegen - aber dann habe ich mich verzockt, wollte zu viel Gehalt. Daraufhin hat Frankfurt sein Vertragsangebot zurückgezogen und ich bekam keine Verlängerung. Da hätte ich bestimmt ein paar Spiele in der Bundesliga machen können. Aber obwohl das nicht geklappt hat, bin ich sehr zufrieden mit meiner Spielerkarriere. Tausende Jugendliche wollen Profi werden, ich hab es geschafft.

SPOX: Bei welchem Klub haben Sie die schlechtesten Erfahrungen gemacht?

Toppmöller: Das war zu meiner Zeit beim FC Augsburg: Der Trainer (Holger Fach; Anm. der Redaktion) wollte mich damals unbedingt haben, der Manager war aber nicht überzeugt. Am Ende hat sich der Trainer durchgesetzt und ich wurde verpflichtet. Aber ich konnte das Vertrauen nicht zurückzahlen, da habe ich mich sehr schlecht gefühlt. Dann kam auch noch eine Knöchelverletzung dazu und ich fiel länger aus.

Dino Toppmöllers Stationen als Spieler

ZeitraumVerein
-1999FSV Salmrohr
2000-20011. FC Saarbrücken
2001Manchester City
2001-2002VfL Bochum
2002-2003Eintracht Frankfurt
2003-2005Erzgebirge Aue
2005-2006SSV Jahn Regensburg
2006-2008Kickers Offenbach
2008-2009FC Augsburg
2010F91 Düdelingen
2010-2012FSV Salmrohr
2012-2014SV Mehring
2014-2016Hamm Benfica

SPOX: Als 20-Jähriger waren Sie 2001 auch ein halbes Jahr bei Manchester City aktiv, ohne einen Einsatz in der Liga zu bekommen. Wie kam der Wechsel zustande?

Toppmöller: Ich bin damals auf eigene Faust zu einem Probetraining nach England geflogen - kurze Zeit später saß ich beim Manager und der hat mir sofort einen Vertrag über dreieinhalb Jahre angeboten. Da sagt man natürlich nicht Nein und ich habe ohne Berater ganz alleine meinen Vertrag unterschrieben.

SPOX: Wie haben Sie die Zeit dort erlebt?

Toppmöller: Das war eine wahnsinnig tolle Erfahrung. Manchester City ist der professionellste Klub, bei dem ich je gearbeitet habe. Ich durfte bei den Profis mittrainieren und habe in der Reserve als Leistungsträger alle Spiele gemacht. Aber ich war noch zu jung. Ich hatte Heimweh, habe meine Familie vermisst. Davor war ich immer behütet, in der Nähe meiner Familie. Manchester City kam zu früh für mich, ich hätte noch zwei, drei Jahre gebraucht.

Toppmöller über die Beziehung zu seinem Vater

SPOX: Inwieweit hat Ihr Vater Klaus Toppmöller Sie in Ihrer Karriere beeinflusst?

Toppmöller: Sehr. Am Anfang meiner Karriere war der Name sicherlich ein Vorteil und hat viele Türen geöffnet. Aber letzten Endes habe ich mich im Profifußball durchgesetzt und nicht mein Vater. Wegen meinem Namen hätte ich vielleicht drei, vier Spiele in der 2. Liga gemacht, aber keine 128. Der Name wurde immer mehr zur Bürde: Dadurch, dass mein Vater oft zeitgleich irgendwo Trainer war, stand er im Fokus, das war ein schweres Erbe für mich.

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SPOX: Wie ist der Kontakt zu Ihrem Vater, gibt er Ihnen denn Tipps?

Toppmöller: Als ich noch in Salmrohr aktiv war, hat mein Vater sich oft die Spiele angesehen und in Ruhe ein Bier getrunken. Er genießt jetzt seine Zeit. Wir diskutieren öfter mal über Fußball, aber ich hole mir keine Tipps. Der Fußball hat sich im Vergleich zu seiner Zeit taktisch sehr verändert.

SPOX: Wer hat Sie als Trainer am meisten beeinflusst?

Toppmöller: Wolfgang Frank war sicherlich der beste Trainer, bei dem ich gespielt habe (bei Kickers Offenbach; Anm. der Redaktion). Er hatte einen sehr guten Umgang mit den Spielern, da konnte ich mir einiges abschauen.

SPOX: Sie nannten vor einigen Jahren einmal Jose Mourinho als Ihr Trainervorbild.

Toppmöller: Es hat mich sehr beeindruckt, wie er mit Inter Mailand die Champions League gewonnen hat. Die Spieler haben sich für Mourinho zerrissen, alle haben gebrannt für ihn. Wenn ich an Samuel Eto'o denke. Der hat in einem Spiel eine halbe Stunde lang fast den Rechtsverteidiger gegeben. Obwohl er einer der besten Fußballer war, obwohl er ein Held in Kamerun war. Wenn ich mir aber jetzt Manchester United anschaue, ist das taktisch nicht so prickelnd.

SPOX: Wer ist zurzeit der beste Trainer?

Toppmöller: Thomas Tuchel, weil er taktisch brillant ist. In Dortmund kann man gut sehen, wie das Team seit seinem Abgang immer schlechter geworden ist. Aber auch Klopp ist überragend. Er motiviert die Spieler unglaublich. Am Ende zählt immer der Wille und der letzte Einsatz und Klopp ruft das hervor. Oder Heynckes: er hat einfach eine unglaubliche Personalkompetenz. Tuchel, Klopp, Heynckes - das sind die besten deutschen Trainer.

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Toppmöller über Düdelingen und die luxemburgische Liga

SPOX: Jupp Heynckes ist noch bis Saisonende bei den Bayern tätig. Trainieren Sie denn zurzeit den luxemburgischen FC Bayern?

Toppmöller: Wir haben das größte Budget in der Liga, die beste Infrastruktur, die größten Möglichkeiten. Aber ich mag es nicht gern, wenn man uns den FC Bayern Luxemburgs nennt, denn Bayern ist auf einem ganz anderen Level. Für mich ist das der beste Klub der Welt. Die Kommunikation ist da besser als in jedem anderen Verein, alles läuft unheimlich professionell ab. Und mit Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß haben sie eine überragende Führungsriege.

SPOX: Als erste Trainerstation waren Sie als Spieler und Co-Trainer in Personalunion beim FSV Salmrohr aktiv. Wie kam das zustande?

Toppmöller: Damals habe ich in Augsburg meine Karriere beendet. Ich bin heute noch sehr dankbar, dass sich beide Seiten so gut einigen konnten. Eigentlich hätte ich auch andere lukrative Angebote gehabt, aber ich habe gemerkt, dass der Körper nicht mehr mitmacht. Darum bin ich dann zu meinem früheren Klub Salmrohr gegangen und hab mich für den Spaß entschieden. Da hatte ich mit Abstand die schönste Zeit in meiner Karriere. Viele im Klub kannte ich noch von früher. Ich wurde zweimal Torschützenkönig und wir sind in die Oberliga aufgestiegen. Nebenbei konnte ich auch für die Zukunft planen und Trainerscheine erwerben.

SPOX: Wie wurden Sie in Luxemburg so schnell Cheftrainer der stärksten Mannschaft des Landes?

Toppmöller: Bei meiner vorherigen Station Hamm Benfica haben wir die beste Zweitligasaison aller Zeiten hingelegt. Deswegen hatte ich zwei, drei gute Angebote aus der luxemburgischen Liga. Die Verantwortlichen in Düdelingen kannten mich noch aus meiner Zeit als Spieler und haben mir auch ein Angebot unterbreitet. Und da ist es in Luxemburg ähnlich wie in Deutschland beim FC Bayern - wenn man ein Angebot von Düdelingen bekommt, sagt man nicht Nein.

Dino Toppmöllers Stationen als Trainer

ZeitraumVereinFunktion
2010-2012FSV SalmrohrCo-Trainer und Spieler
2012-2014SV MehringSpielertrainer
2014-2016Hamm BenficaSpielertrainer
seit 2016F91 DüdelingenTrainer und Leiter der Fußballschule

SPOX: Auf internationaler Ebene war bisher für Ihren Klub die dritte Qualifikationsrunde der Champions League das Maximum. Sie sagten einmal, für den letzten Schritt in die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs fehlt die Risikobereitschaft. Was haben Sie damit gemeint?

Toppmöller: Wir sind diese Saison in der Qualifikation nur knapp gegen Nikosia gescheitert. Aber wir brauchen mehr Qualität, müssten vielleicht mal lieber zwei extrem starke Spieler holen, die dann eben so viel verdienen wie fünf andere. Aber wir müssen realistisch bleiben: Die Champions League ist utopisch, die Europa League wäre eine Sensation. Trotzdem: als ich die Spiele von Nikosia gegen Real, Tottenham und Dortmund gesehen habe, hat das schon wehgetan.

SPOX: Wie ist das Niveau der luxemburgischen Liga einzustufen?

Toppmöller: Wir und die anderen Top-Teams könnten in der 3. Liga wohl gut mitspielen. Ansonsten haben die Teams wohl Oberliga- oder Regionalliga-Niveau.

SPOX: Luxemburg ist das Land mit den viertmeisten deutschen Legionären im Fußball. Warum kommen denn so viele Deutsche zum Fußballspielen dorthin?

Toppmöller: Luxemburg ist ein Sprungbrett. Viele Scouts aus Belgien oder den Niederlanden kommen hierher und sehen sich nach Spielern um. Und man wird auch anständig bezahlt. Wenn ich mit Spielern telefoniere und sie überzeugen will, erzähle ich ihnen von der sehr guten Infrastruktur vor allem hier in Düdelingen. Dazu kommt bei uns die Möglichkeit, international zu spielen.

SPOX: Der schlechte Zuschauerschnitt spricht eher gegen Luxemburg.

Toppmöller: Ja, das ist klar. Aber es kommt natürlich auch immer auf den Spieler an, den man haben will. Einige haben schon vor vielen Zuschauern gespielt und brauchen das nicht mehr. Ich würde jetzt natürlich keinen Spieler aus der ersten oder zweiten Liga kontaktieren, aber für einen Spieler aus dem Mittelfeld der 3. Liga könnte ein Angebot von uns sicherlich lukrativ sein.

Dino Toppmöller über seine Zukunft

SPOX: Wie planen Sie Ihre künftige Karriere?

Toppmöller: Mein Vertrag läuft noch ein Jahr hier, ich bin sehr zufrieden. Wenn mich Tuchel fragt, ob ich sein Co-Trainer sein will, würde ich das natürlich sofort machen. Grundsätzlich habe ich keine Probleme, Co-Trainer zu sein, ich muss nicht immer Chef sein, habe auch noch nicht den Fußballlehrer gemacht.

SPOX: Sind Sie in der luxemburgischen Liga nicht eher aus dem Fokus deutscher Klubs?

Toppmöller: Es ist mir vollkommen egal, ob ich jetzt mehr oder weniger im Fokus deutscher Klubs bin. Der Sprung wäre auf jeden Fall möglich: Jeff Strasser ist auch aus der luxemburgischen Liga nach Kaiserslautern gekommen.

SPOX: Sie haben in Luxemburg vergangene Saison das Double geholt, für Ihren Vater reichte es in seiner Laufbahn zu keiner großen Trophäe. Wie oft ziehen Sie ihn damit auf?

Toppmöller: Ich habe es einmal gemacht. (lacht) Aber man muss das natürlich richtig einschätzen und das machen wir beide auch. Mein Vater würde sagen, dass es mehr Wert ist, im Champions-League-Finale zu stehen. Das sehe ich genauso.