Hamburg bleibt Tabellenführer

Stefan MoserOliver Wittenburg
05. Oktober 200820:34
SPOXGetty
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Mit seinem ersten Sieg in Cottbus überhaupt ist der Hamburger SV an die Tabellenspitze zurückgekehrt. Mladen Petric gelang in der 90. Minute im Anschluss an einen Eckball per Kopf der 2:1-Siegtreffer für die Hanseaten.

Vor gut 17.000 Zuschauern im Stadion der Freundschaft brachte Ivica Olic den HSV mit einem Abstauber in der 54. Minute in Führung. In der Folge vergaben die Gäste zahlreiche Gelegenheiten zur Vorentscheidung, was Energie Cottbus in der 74. Minute bestrafte.

Nach einer langen Flanke in den Strafraum traf Branko Jelic zum glücklichen Ausgleich für die Hausherren.

Der HSV (16 Punkte) führt die Tabelle vor Hoffenheim und Stuttgart (beide 13) an. Cottbus (5) verpasste den Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz.

Der SPOX-Spielfilm:

8.: Atouba bricht ohne Fremdeinwirkung an der eigenen Eckfahne zusammen und hält sich den Oberschenkel. Nach kurzer Behandlung an der Seitenlinie kommt das Zeichen der Betreuer: Es geht nicht weiter. Jansen kommt ins Spiel und übernimmt Atoubas Position.

17.: Der HSV hat eine kleine Drangperiode, kommt aber nicht zum Abschluss. Trochowskis Linksschuss aus 20 Metern ist eher eine Rückgabe.

27.: Fein, was Cottbus hier spielt. Über viele Stationen kommt der Ball direkt auf den linken Flügel zu Cagdas, dessen Flanke wird geklärt, Angelov zieht aus dem Hintergrund ab. Anderthalb Meter drüber.

32.: Meine Güte, Jansen! Hamburgs Linksverteidiger hat auf dem linken Flügel Platz ohne Ende. Anstatt aber anzutreten, spielt er den Ball dem ersten verfügbaren Cottbuser in den Fuß.

37.: Mit etwas Goodwill die erste Torchance für den HSV: Cvitanovic köpft eine Jansen-Flanke im hohen Bogen weg, Guerrero nimmt den Ball aus 18 Metern direkt ab. Guter Schuss, aber einen Meter zu hoch.

50.: Bei Jansen geht's nicht weiter, auch er hält sich den Oberschenkel. Jerome Boateng ersetzt den Ex-Bayern.

54., 0:1, Olic! Ein böser Patzer von Pavicevic bringt Guerrero in Ballbesitz. Hamburgs Nummer neun tanzt Kukielka aus, schießt aus 14 Metern flach und scharf, Tremmel kann nicht festhalten und Olic schiebt ein.

58.: Fast das 2:0 für den HSV. Prima Zuspiel von Petric auf Boateng, der schon im Strafraum von halblinks auf die kurze Ecke schießt. Tremmel klärt zur Ecke. Starke Parade.

63.: Nächstes ganz dickes Ding für den HSV: Petric schießt aus 17 Metern an den rechten Innenpfosten. Tremmel hatte gegen den Flachschuss des Kroaten keine Chance.

74., 1:1, Jelic: Unfassbar! Cottbus gleicht mit seiner ersten echten Torchance aus und stellt den Spielverlauf damit auf den Kopf. Mitreski flankt lang vors HSV-Tor, alle pennen außer Jelic, der aus kurzer Distanz keine Mühe hat.

90., 1:2, Petric: Der Kroate köpft nach Trochowski-Ecke aus acht Metern in die lange rechte Ecke. Unglaublich, dieser Petric.

So lief das Spiel: Wie zu erwarten stand Cottbus von Beginn an tief, spielte taktisch sehr diszipliniert, machte mit hohem läuferischen Aufwand die Räume im Mittelfeld eng und lauerte ausschließlich auf Konter. Hamburg entsprechend mit mehr Spielanteilen, allerdings zu statisch, ohne Leidenschaft und ohne echten Zug zum Tor. Cottbus gewann die Zweikämpfe im Mittelfeld und störte den Spielaufbau der Hamburger damit immer wieder entscheidend. Konsequenz: Eine ziemlich zähe erste Hälfte ohne große Highlights - und eine doch recht enttäuschende Vorstellung des HSV.

Unverändertes Bild in den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit: Cottbus stand sicher, Hamburg fiel nichts ein. Erst nach der überraschenden Führung durch Olic nahm der HSV endlich Fahrt auf, erspielte sich zahlreiche Torchancen und verdiente sich so die Führung im Nachhinein. Auch nach dem Ausgleich durch Jelic behielt Hamburg seine Linie und belohnte sich mit dem Last-Minute-Treffer zum 2:1 durch Petric.

Star des Spiels: Der Kroate spielte keine überragende Partie. Überragend aber ist seine Bilanz. Schon zum dritten Mal in dieser Saison erzielte Petric für den HSV den Siegtreffer. In allen Wettbewerben zusammen erzielte der 27-Jährige sechs der letzten sieben Pflichtspieltore der Hamburger.

Gurke des Spiels: Cottbus spielt mit Leidenschaft und guter Organisation in der Defensive. Nach vorne aber kommt einfach zu wenig. Nur drei Tore in sieben Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Stellvertretend dafür stand am Sonntag Dusan Vasiljevic. Der Serbe konnte den erkrankten Ervin Skela nie in der Rolle des Spielmachers ersetzen. Mit kläglichen 13 (!) Balkontakten und ohne einen einzigen gewonnenen Zweikampf wurde der zentrale Mann im Mittelfeld nach einer Stunde ausgewechselt.

Lehren des Spiels: Positiv für Hamburg: Der HSV gewinnt nun auch die schmutzigen Spiele und steht damit zu Recht auf dem ersten Platz in der Tabelle. Noch positiver: Die Mannschaft von Martin Jol scheint immer noch nicht bei 100 Prozent. Noch immer etwa sind die Neuzugänge nicht integriert. Gegen Cottbus stand mit Petric nur einer der Neuen in der Startelf. SPOXGettyEinzig negativ: Entweder hat Hamburg in den ersten 45 Minuten nicht begriffen, dass es um die Tabellenführung geht, oder die gute Ausgangslage lähmt die Spieler. Denn in Hälfte eins fehlte es der Elf von Martin Jol an Leidenschaft und Biss. In der Pause immerhin scheint der Trainer die richtigen Worte gefunden zu haben.

Cottbus dagegen ist mittlerweile besser als sein Ruf. Vor allem in der Organisation im Mittelfeld verhält sich die Prasnikar-Elf extrem clever und diszipliniert. Im Spiel nach vorne allerdings fehlt es weiterhin an Struktur - und vor allem an Qualität von der Bank. Das Fehlen von Skela und Rangelov konnte Cottbus in der Offensive nicht kompensieren.