"Ein lebendes Bollwerk" nannte ihn neulich der "Kicker". "Eine Persönlichkeit und ein Vorbild" nennt ihn Mirko Slomka im Gespräch mit SPOX. Die Rede ist von Marcelo Bordon (Steckbrief).
In den ersten Spielen der noch jungen Saison war der 32-Jährige in der Defensive unüberwindbar. Hinzu kam sein Kopfballtor zum 1:0 im Auftaktspiel gegen Hannover.
Bordon verkörpert den absoluten Siegeswillen auf dem Platz. Seine Ausstrahlung und seine imposante Statur wirken fast ein wenig furchteinflößend auf die gegnerischen Stürmer.
(Die Auslosung zur Champions League am Donnerstag ab 17.55 Uhr bei Premiere und im SPOX-TICKER!)
"Ich muss ein Vorbild sein"
Der Brasilianer präsentiert sichl in Top-Form. Die ist auch von Nöten, wenn Schalke 04 in die Gruppenphase der Champions League einziehen will. Im Rückspiel bei Atletico Madrid (ab 20.45 Uhr im LIVE-TICKER) müssen die Schalker einen 1:0-Vorsprungen verteidigen.
Bordon wird dann wieder im Mittelpunkt stehen. Eine Rolle, die ihm abseits des Platzes nicht unbedingt liegt, die er aber als Kapitän erfüllen will.
"Ich muss ein Vorbild sein. Ich kann nicht sagen: Du machst das, und Du machst das. Ich muss es selber machen", sagt Bordon. "Wir müssen alles dafür tun, dass nur der Fußball zählt."
Etwas konfliktscheu
Der Brasilianer tut alles dafür. Nach seinem Wechsel 2004 vom VfB Stuttgart zu Schalke kletterte er stetig in der Hierarchie des Vereins nach oben. Schon damals hatte ihn Schalkes Ex-Manager Rudi Assauer geadelt. "Wir erhalten einen internationalen Spitzenmann, einen der besten Abwehrspieler Europas."
Seine Leistung auf dem Feld sind und waren unbestritten. In 248 Bundesligaspielen erzielte er immerhin schon 24 Treffer. Allerdings fehlte es ihm laut Ex-Trainer Ralf Rangnick an Führungsqualitäten neben dem Platz.
"Von der Leistung und der Ausstrahlung her ist er ideal für die Rolle, aber er geht einem Streit gern aus dem Weg", sagte der heutige Hoffenheim-Coach, der damals auf Frank Rost als Kapitän setzte.
Seit zwei Jahren Kapitän
Bordon ist kein Mann der großen Worte, sondern der Taten, wie auch Slomka bestätigt. "Ich habe Marcelo schon als Co-Trainer unter Ralf Rangnick als Persönlichkeit kennen gelernt. Er ist in allen Belangen Vorbild für das Team und überzeugt besonders durch gute Leistungen auf dem Platz." Slomka war überzeugt von Bordon und zwang ihn vor zwei Jahren quasi in die neue Rolle als Kapitän.
Damit hatte sich Bordon im internen Machtkampf mit Keeper Rost durchgesetzt. Allerdings wollte der Brasilianer nichts davon wissen. "Ich habe kein Problem mit Frank, aber wir haben vielleicht eine andere Mentalität. Vielleicht haben wir nicht zusammen gepasst", sagt Bordon rückblickend.
Stolperstein für Slomka
Mit der Binde trägt Bordon die Verantwortung für die gesamte Mannschaft und nicht nur für seine südamerikanischen Mitspieler, für die er die Bezugsperson Nummer eins im Verein ist. Diese Rolle füllt er mittlerweile aus. Und er setzt das auch knallhart durch, wie sein Förderer Slomka zu spüren bekam.
Nach der 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern am 22. Spieltag der letzten Saison stand der gläubige Christ vor der Kapelle in der Veltins Arena und sprach mit Journalisten. Mit seiner ruhigen, fast melancholischen Stimme leitete er den Anfang vom Ende des Trainers ein.
Auf die Frage, was man nach dem schlechten Spiel ändern müsse, hatte Bordon geantwortet: "Ich bin kein Trainer. Es gibt eine klare Hierarchie. Ich bin nur ein Spieler, das ist nicht meine Aufgabe. Ansonsten brauchen wir keinen Trainer."
Einen Monat später wurde Slomka entlassen. "Sein Wort hat in der Mannschaft, im Verein und in der Öffentlichkeit Gewicht", meint Slomka.
"Jesus ist meine Kraft
Bordons Meinung zählt auf Schalke. So bleibt er auch unter Neu-Trainer Fred Rutten Kapitän, auch wenn er sich zuvor bescheiden gab. "Ich will mich nicht aufdrängen. Aber wenn der Trainer es will, mache ich das natürlich weiter", so der Abwehrchef.
Diese Zurückhaltung entspricht dem Naturell des Christen, der seine Kraft aus dem Glauben schöpft. Auf seinem Rücken hat er ein Tattoo mit den Worten: "Jesus ist meine Kraft". "Gott ist für mich so eine Art Glücksbringer", sagt Bordon, der dabei auch selber die Initiative ergreift.
Er lädt seine Mannschaftskollegen zu regelmäßigen Bibelrunde ein, die unter anderem Rafinha, Kevin Kuranyi und Manager Andreas Müller besuchen. Daraus entstanden mittlerweile auch zwei Bücher, "Mit Gott auf Schalke" und die "Schalke-Bibel". Im Job knallhart, im wahren Leben eher weich - Bordon als eiskalter Engel.
Gedanken ans Karriereende
Vielleicht kommt er mit seiner ruhigen, sonoren Stimme oft etwas zu pastoral rüber. Es passt aber trotzdem zu seiner imposanten Aura, wenn man ihm gegenüber steht.
Dabei hätte die Bundesliga diese Persönlichkeit in diesem Sommer fast verloren.
Bordon dachte daran, seine Karriere zu beenden. "Ich stand kurz davor, um Vertragsauflösung zu bitten", so Bordon, der zurück nach Brasilien wollte, um sich um seine an Alzheimer leidende Mutter zu kümmern.
Doch seine Familie hat ihn umgestimmt. "Hier auf Schalke habe ich noch was zu tun, hier habe ich meine Aufgabe", sagt Bordon. Und diese Aufgabe heißt Meisterschaft. Diese Mission will das lebende Bollwerk noch erfüllen, bevor er zurück in sein Heimatland geht.
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