Der fünfte Spieltag der Premier League wird mit einem Kracher eröffnet: Chelsea gegen Liverpool(21 Uhr LIVE auf DAZN und im LIVETICKER). SPOX hat sich beiden Teams im Head-to-Head-Vergleich angeschaut. Wer hat wo die Nase vorn? Coutinho und Mane sind in herausragender Form, aber das gilt auch für "Krieger" Diego Costa. Das Rennen wird eng.
Torhüter: Courtois vs. Mignolet
Thibaut Courtois räumte am Sonntag bei der Partie gegen Swansea Gylfi Sigurdsson an der Strafraumgrenze ab - der Offensivspieler war nach einem Konter in guter Position. Courtois musste herauskommen, erwischte aber nur seinen Gegenspieler. Beim Elfmeter verlud ihn Schütze Sigurdsson. Dennoch: Belgiens Nationalkeeper Courtois kassierte in der Liga bisher nur vier Gegentore, davon zwei gegen Swansea. Der 24-Jährige gehört ohne Zweifel zu den besten Keepern der Liga.
Von seinem Landsmann Simon Mignolet kann man dies nicht behaupten, er ist immer mal wieder für einen Patzer gut. Den leistete er sich in dieser Saison zwar noch nicht, er ist aber ein Unsicherheitsfaktor. Doch durch die Verletzung von Loris Karius war er gesetzt und absolvierte gegen Burnley sein 200. Premier League-Spiel. Der frühere Mainzer Karius ist nun aber wieder fit, saß schon gegen Leicester auf der Bank. Es ist unklar, ob Klopp ihn gegen die Blues ins kalte Wasser schmeißen wird. Mit ihm hätten die Reds im Tor aber einen sichereren Rückhalt.
Vorteil Chelsea
Innenverteidigung: Cahill/Luiz vs. Lovren/Matip
Wer die Schuld am Remis gegen Swansea trug, war für Gary Cahill klar: der Schiri. "Man konnte auf dem Mond sitzen und sehen, dass es ein klares Foul war", monierte der Innenverteidiger. Grund: Vor dem 2:1 für die Swans war er von Leroy Fer angegangen worden, der anschließend das Tor erzielte. Zwar war die Aktion von Fer foulwürdig, aber Cahill hatte genug Zeit, den Ball zuvor abzuspielen. Er bildete bisher die Devensivzentrale mit John Terry.
Doch Terry fällt mit einer Bänderverletzung in den nächsten Tagen aus, für ihn wird David Luiz sein zweites Chelsea-Debüt feiern. Luiz zeichnet sich vor allem durch seine Physis aus, rückt aber auch gerne mit nach vorne. Gegen Liverpool könnte das gefährlich werden, wenn Mane und Firmino mit ihrer hohen Geschwindigkeit in die Lücken stoßen. Die Innenverteidigung der Blues punktet mit Erfahrung, aber Luiz ist unberechenbar.
Liverpool wird gegen die Blues wohl mit Matip und Lovren auflaufen. Gegen Leicester stand noch Lucas in der Zentrale, legte aber Jamie Vardy das Gegentor perfekt auf. Lovren hat seine Trainingsverletzung aus der vergangenen Woche auskuriert. Vor allem seine körperliche Stärke ist gegen Diego Costa gefordert. Joel Matips Part ist die Antizipation von gegnerischen Pässen in die Tiefe und die Spieleröffnung für die Reds.
Vorteil Liverpool
Außenverteidiger: Azpilicueta/Ivanovic vs. Milner/Clyne
Branislav Ivanovic ist ein Arbeiter, noch dazu einer, der in der Saison auch das eine oder andere Tor schießt. Doch mit 32 ist er nicht mehr der Jüngste und Schnellste. Die linke Seite der Blues beackert Cesar Azpilicueta, der vor allem durch seine Zweikampfstärke und Flanken besticht. Neuzugang Marcos Alonso, der im Sommer für 23 Millionen aus Florenz kam, wartet noch auf seine Chance.
Nathaniel Clyne ist bei den Reds gesetzt, er ist schnell und zweikampfstark - diese Qualitäten sind auch nötig, um gegen Eden Hazards Tempo zu bestehen. Sein Pendant links ist James Milner, den Klopp zum Außenverteidiger umfunktioniert hat. Auch er ist unangefochten und besticht bei Liverpool durch seine Stärke im Zweikampf. Gegen Tottenham erzielte er das 1:0 für die Reds. Milner ist nicht nur deswegen ein Führungsspieler.
Unentschieden
Mittelfeld: Kante/Oscar/Matic vs. Henderson/Wijnaldum/Lallana
Auch das Rennen im Mittelfeld ist eng. Die letzte Saison der Blues war zum Vergessen, daher bediente sich Roman Abramovich bei Meister Leicester und holte N'Golo Kante. Der hat sich perfekt bei Chelsea eingefügt und jedes Ligaspiel unter Conte absolviert. Kante ist der Chef in der Zentrale, räumt vor der Abwehr auf und fängt Bälle des Gegners ab. Nemanja Matic lobte gegenüber Sky Sports die Balance, die er dem Team gebe. Davor agieren Oscar und Matic. Auf sie verzichtet Conte nicht, auch wenn ihre Kreativität sich bisher kaum in Zahlen niederschlägt, beide haben erst einen Scorerpunkt gesammelt.
Matic stand im Sommer kurz vor dem Absprung, allerdings überredete ihn der neue Coach zu bleiben. Oscar wird sicher noch einige Tore und Vorlagen in der Saison sammeln. Er ist mit seiner Zweikampfstärke ein Schlüsselspieler im Mittelfeld und zudem jemand, der die Zuspiele vor einem Assist liefert.
Die Organisation im Mittelfeld von Liverpool übernimmt Kapitän Jordan Henderson. Gegen Burnely enttäuschte er, doch gerade gegen Leicester zeigte er sich deutlich verbessert - in der Liga hat er hat eine Passquote von fast 89 Prozent. Zwar ist Emre Can wieder im Training, aber ein Einsatz kommt zu früh.
Zusammen mit Henderson ziehen Adam Lallana und Georgino Wijnaldum die Strippen. Gegen Leicester traf Lallana fulminant per Vollspann, schon gegen Arsenal war dem englischen Nationalspieler ein Tor gelungen. Kein Vergleich zur Vorsaison, in der er in 30 Ligaspielen lediglich vier Mal traf. Sein Kollege Wijnaldum kam vor der Saison aus Newcastle. Er ist kein Torjäger, sondern hält die Bälle im Mittelfeld und legte schon zwei Tore auf.
Ihr zentrales Mittelfeld haben beide Teams bereits gefunden, alle sechs standen in jedem Premier-League-Spiel in der Startelf.
Unentschieden
Offensive Außen: Hazard/Willian vs. Coutinho/Mane
Eden Hazard hat sein Tief endgültig überwunden. Schon Ende der vergangenen Saison präsentierte er sich in aufstrebender Form, auch jetzt bejubelte er zwei Treffer, ist spritzig und kurbelt die Offensive der Blues an. Von Willian kann man das noch nicht behaupten. Gegen Watford ersetzte Conte den Brasilianer durch Pedro, doch der machte nicht auf sich aufmerksam. Daher ist Willian im Moment erste Wahl, trotz seiner noch ausbaufähigen Form.
Das sieht in Liverpool anders aus. Im ersten Ligaspiel gegen Arsenal verlor Coutinho den Ball vor dem ersten Gegentor, doch er bügelte seinen Fehler wieder aus. Erst traf er sehenswert per Freistoß, leitete dann lässig per Außenrist ein weiteres Tor ein und machte in der zweiten Halbzeit seinen Doppelpack perfekt. Auch sonst strukturiert er Liverpools Offensive, schickt seine Teamkollegen mit geschickten Pässen in die Tiefe. Gegen Leicester wurde er geschont, weil er bei der brasilianischen Nationalmannschaft weilte, er dürfte für Sturridge wieder ins Team kommen.
Auch Neuzugang Mane trumpft auf und macht den Eindruck, als würde er schon lange an der Anfield Road spielen. Am 2. Spieltag fehlte er gegen Burnley verletzt, schon verlor Liverpool. Drei Scorerpunkte hat er bereits gesammelt. Mit seinem Tempo stellt er die gegnerischen Defensivreihen vor große Probleme und zeichnet sich zudem durch seinen guten Abschluss aus. Das Zusammenspiel der Offensivkräfte harmoniert zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison bereits hervorragend.
Vorteil Liverpool
Sturm: Diego Costa vs. Roberto Firmino
An Diego Costa scheiden sich die Geister, genauer: an seiner Spielweise. Die ist oft grenzwertig. Auch gegen Swansea war der Torjäger im Fokus, Conte nahm ihn aber in Schutz und beschuldigt stattdessen die gegnerischen Verteidiger: "Sie wissen, dass Diego ein Spieler mit Leidenschaft ist und versuchen ihn zu provozieren. Der Schiedsrichter muss das sehen und Diego Costa seine Art zu spielen, erlauben." Klopp, Lovren und Co. werden das anders sehen. Wie auch immer, der Spanier ist in atemberaubender Form, traf vier Mal, gegen Swansea sogar per Fallrückzieher. Klopp bezeichnete ihn vor dem Spiel als "Krieger".
Bei Liverpool wird Roberto Firmino gegen Chelsea wieder als falsche Neun ins Sturmzentrum rücken. Auch er traf im letzten Spiel doppelt und ist unter Jürgen Klopp Stammspieler. Damit macht Firmino den verletzungsanfälligen Daniel Sturridge beinahe vergessen. Divock Origi ist noch nicht so weit, über einen längeren Zeitraum zuverlässig zu treffen, diese Rolle muss der frühere Hoffenheimer Firmino ausfüllen.
Knapper Vorteil Chelsea
Trainer: Antonio Conte vs. Jürgen Klopp
Antonio Conte gehört zu den taktisch besten Trainern in der Premier League. Das hat er zuletzt bei der EM mit Italien gezeigt. Jetzt trainiert er Chelsea und nach London hat er eine große defensive Stabilität gebracht, nur sieben Schüsse kamen in vier Spielen aufs Tor. Allerdings resultieren daraus auch vier Gegentore. Zudem hält er seine schützende Hand über Diego Costa, der dankt es ihm mit Toren. Nicht umsonst stehen die Blues auf Platz zwei der Tabelle.
Auch Jürgen Klopp gehört zu den taktikversessenen Trainern in England, der ebenso wie Conte sehr emotional und extrovertiert an der Seitenlinie agiert. Noch mehr als der Coach der Blues wirkt Klopp als Motivator, der das Publikum mitreißt. Aber dem früheren Dortmunder ist es ein Dorn im Auge, dass in Anfield bereits sein Name skandiert wird, noch bevor das Spiel zu Ende ist. So passiert gegen Leicester. Sein Team hört schon eher auf ihn: Im Pressing zeigt Liverpool bereits gute Ansätze, doch an den Feinheiten muss Klopp noch arbeiten. Aber wenn selbst Sir Alex findet, dass die Reds und Klopp zusammenpassen, ist Liverpool auf einem guten Weg.
Unentschieden
Fazit
Es wird ein verdammt enges Spiel. Kleinigkeiten werden die Partie entscheiden, da beide Teams bereits gut in Form sind. Zwei Personalien werden besonders im Fokus stehen: Zum einen David Luiz, dessen Rückkehr zu Chelsea nicht unumstritten ist. Es wird interessant zu sehen sein, wie er sich einfügen wird. Für Aussetzer, die nicht sportlicher Natur sind, ist Diego Costa zuständig.
Auch wenn sein Coach hinter ihm steht, sollte er sich keine groben Unsportlichkeiten mehr leisten - seinen Ausfall bei einem Platzverweis könnten die Blues nicht kompensieren, denn vor dem Tor ist er momentan eiskalt. Liverpools Trumpf ist das hervorragende Zusammenspiel der Offensivkräfte. Zeigen sie das am Freitagabend, wird es schwer für Chelsea.
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