Der FC Bayern stolpert, Borussia Dortmund gewinnt spät: Eine Woche vor dem deutschen Clasico (Samstag, 18.30 Uhr im LIVETICKER) haben sich die Kräfteverhältnisse an der Spitze der Bundesliga geändert.
Ist die Ausgangslage für den Rekordmeister nach der verlorenen Tabellenführung schlechter? Oder macht ihn das 1:1 in Freiburg sogar stärker? Zwei SPOX-Redakteure diskutieren.
Stefan Petri: Besser geht's für den BVB nicht
Eine bessere Ausgangsposition kann man sich aus Sicht der Schwarz-Gelben nach dem späten 2:0-Heimsieg gegen Wolfsburg kaum wünschen. Nachdem in den letzten Monaten ein Neun-Punkte-Vorsprung und die bessere Tordifferenz verspielt worden war, hat man das Momentum wieder auf seiner Seite: Drei Siege in der Liga in Folge, die Länderspielpause hat man weggesteckt.
Klar, es war gegen die Wölfe kein fußballerischer Leckerbissen. Aber gegen die Bayern wird es ein anderes Spiel, nämlich eines, das dem BVB wie auf den Leib geschneidert ist: Der Jäger aus München muss vor eigenem Publikum kommen, muss gewinnen. Nachdem die Punkte in Freiburg gelassen wurden, wird die Elf von Niko Kovac mit Wut im Bauch auflaufen.
Die Dortmunder dagegen können das spielen, was sie am besten können: Tief stehen, abwarten und die Bayern auskontern. Wie es schon im Hinspiel gelang. Die Bayern dort packen, wo sie verwundbar sind. Wenn Favre auf das eigene Umschaltspiel setzen kann, stört es gleich sehr viel weniger, wenn es spielerisch nicht so klappt.
Mit Marco Reus hat Lucien Favre zudem seinen wohl wichtigsten Spieler wieder an Bord. Der wird nach seiner "Babypause" so motiviert sein wie selten und die BVB-Angriffe orchestrieren. Mario Götze und Paco Alcacer sind ebenfalls fit, darüber hinaus hat Favre in der Innenverteidigung endlich wieder Optionen.
Bangen muss man beim BVB lediglich auf der linken Abwehrseite. Achraf Hakimi, dessen Schnelligkeit so wichtig ist, zog sich am Wochenende einen Mittelfußbruch zu und fehlt nicht nur in München, sondern für den Rest der Saison. Abdou Diallo (muskuläre Probleme) ist ebenfalls fraglich. Vielleicht wird es Altmeister Marcel Schmelzer richten müssen.
Abgesehen davon passt eine Woche vor dem Spitzenspiel aber alles. Man darf auch nicht vergessen, dass sich die Borussia eine ganze Woche auf die Bayern vorbereiten kann und frisch und ausgeruht anreisen wird, während die Bayern erst noch das lästige Pokalspiel gegen Underdog Heidenheim hinter sich bringen müssen. Da kann viel passieren ...
Kein Zweifel, die Bayern sind klar besser in Form als noch im Hinspiel und vor eigenem Publikum klarer Favorit. Motivationsprobleme wird es ganz sicher keine geben. Aber der BVB hat den Vorsprung, eine vielversprechende Taktik, ein ausgeruhtes Team und den unerschütterlichen Glauben an die eigene Stärke. Und zwar bis zur 90. Minute - und darüber hinaus.
Die nächsten fünf Spiele von Borussia Dortmund im Überblick
Gegner | Wettbewerb | Datum | Uhrzeit |
FC Bayern (A) | Bundesliga | Samstag, 6. April | 18.30 Uhr |
Mainz 05 (H) | Bundesliga | Samstag, 13. April | 18.30 Uhr |
SC Freiburg (A) | Bundesliga | Sonntag, 21. April | 15.30 Uhr |
Schalke 04 (H) | Bundesliga | Samstag, 27. April | 15.30 Uhr |
Werder Bremen (A) | Bundesliga | Samstag, 4. Mai | 15.30 Uhr |
SPOX-Redakteur Kerry Hau: Der FCB wird eine Reaktion zeigen
Dass sich die Bayern mit ihrer behäbigen "Das-wird-schon-irgendwie"-Mentalität in Durchgang eins und ihrer miserablen Chancenverwertung nach dem Seitenwechsel gegen beherzt kämpfende, aber alles andere als furchteinflößende Freiburger im Rennen um die Meisterschaft in eine unnötige Drucksituation gebracht haben, ist unstrittig.
Vielleicht ist es aber genau diese Drucksituation, die das Team von Niko Kovac im Spiel der Spiele braucht, um sein Maximum abzurufen.
Wären die Münchner punktgleich mit ihrem Herausforderer aus Dortmund, bestünde die Gefahr, dass sie mit angezogener Handbremse ins Spiel gehen. Jetzt steht fest: Sie müssen auf Sieg spielen, um sechs Spieltage vor Schluss alle Trümpfe in der Hand zu halten.
Das setzt bei mental starken Spielern, wie die Münchner sie zu Genüge in ihren Reihen wissen, Kräfte frei. Nicht so wie beim Aus in der Königsklasse gegen Liverpool, als man nach dem 0:0 im Hinspiel den Eindruck hatte, die Bayern würden vor heimischem Publikum nicht so recht im Klaren darüber sein, ob sie nun druckvoll und mutig nach vorne spielen sollen oder nicht. Saft- und kraftlos war das. Ohne Gift und Galle. Wie am Samstagnachmittag bis zur Halbzeit in Freiburg.
Umso wärmer muss sich der gegen Wolfsburg lange ideenlos und ausgelaugt daherkommende BVB am kommenden Wochenende anziehen - vor allem wenn der Gegenüber mehr Zielwasser trinkt als vor dem Spiel im Breisgau.
Die Bayern ließen, angeführt von ihrer personifizierten Tormaschine Robert Lewandowski, mehrere hundertprozentige Gelegenheit gegen den Sportclub ungenutzt. Das werden der Pole und seine Mannschaftskollegen nicht auf sich sitzen lassen. Auch die Art und Weise des Auftrittes in der zweiten Halbzeit hat bewiesen: Die Elf von Kovac ist dann am gefährlichsten, wenn man sie ärgert. Das dürften zuallererst die Heidenheimer am Mittwochabend zu spüren bekommen.
Das Pokalviertelfinale in der Allianz Arena dürfte auf der einen Seite zwar Kräfte kosten, stellt auf der anderen Seite aber eine hervorragende Gelegenheit dar, um Selbstvertrauen für das Kräftemessen mit der Borussia zu tanken.
Die nächsten fünf Spiele des FC Bayern im Überblick
Gegner | Wettbewerb | Datum | Uhrzeit |
FC Heidenheim | DFB-Pokal | Mittwoch, 3. April | 18.30 Uhr |
Borussia Dortmund | Bundesliga | Samstag, 6. April | 18.30 Uhr |
Fortuna Düsseldorf | Bundesliga | Sonntag, 14. April | 15.30 Uhr |
Werder Bremen | Bundesliga | Samstag, 20. April | 18.30 Uhr |
1. FC Nürnberg | Bundesliga | Sonntag, 28. April | 18.00 Uhr |