BVB: Eine große und eine wichtige Baustelle

Jochen Tittmar
14. März 201314:45
Der Kader von Borussia Dortmund zu Beginn der Saison 2012/2103getty
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In den beiden Rückrunden der Meisterjahre 2011 und 2012 bestritt Borussia Dortmund kein einziges internationales Spiel. Dies hat sich in der aktuellen Saison geändert, durch die Mehrfachbelastung und den Fokus auf die Champions League hat der BVB an Konstanz verloren. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kündigte kürzlich substanzielle Verstärkungen für den Kader an. Das Hauptaugenmerk wird auf der Außenverteidigung und dem Sturm liegen.

Tor

Das aktuelle Personal: Roman Weidenfeller, Mitch Langerak, Zlatan Alomerovic

Die Situation: Auch wenn er gelegentlich nicht frei von Fehlern ist, überwiegen bei Weidenfeller vor allem in den letzten zweieinhalb Jahren die grandiosen Leistungen. Der Stammkeeper ist die unangefochtene Nummer eins. Langerak steht in der Hierarchie klar dahinter und kommt in drei Spielzeiten auf bislang sieben Pflichtspiele - die alle gewonnen wurden. Alomerovic saß in Leverkusen erstmals auf der Bank der Profis und steht ansonsten bei der U 23 in der 3. Liga im Tor.

Der Ausblick: Weidenfellers Vertrag läuft 2014 aus, der Verein strebt eine weitere Zusammenarbeit an und dürfte sich mittlerweile in Gesprächen mit dem 32-Jährigen befinden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese zu einem positiven Ergebnis führen und der Vize-Kapitän auch in den kommenden Spielzeiten das BVB-Gehäuse hüten wird.

Weidenfeller im SPOX-Interview: "Ich möchte bis 40 spielen"

Langeraks Bilanz bei den Profis ist zwar herausragend, bei einigen Einsätzen in der zweiten Mannschaft wackelte er aber teils bedenklich. Mit ihm (Vertrag bis 2016) wird aber als kommende Nummer eins geplant, wenn man Torwartrainer Teddy de Beer glauben darf.

Alomerovics Kontrakt endet am Saisonende. Er wird sich überlegen, ob er den Verein nicht verlässt. In Talent Hendrik Bonmann (19, Rot-Weiss Essen) steht ein Neuzugang für die U 23 bereits fest.

Die Neuzugang-Kandidaten: Keine

Innenverteidigung

Das aktuelle Personal: Neven Subotic, Mats Hummels, Felipe Santana, Koray Günter

Die Situation: Seit Jürgen Klopps Amtsantritt 2008 besteht die Stamminnenverteidigung aus Hummels und Subotic.

Ebenso lang ist Santana die Nummer drei und steht parat, wenn einer der anderen beiden passen muss.

Dahinter ist die Personaldecke so dünn, dass bei akuten Engpässen bereits auf Sven Bender und Sebastian Kehl zurückgegriffen werden musste. Günter und Winter-Neuzugang Marian Sarr (18) absolvierten bislang kein Bundesligaspiel.

Der Ausblick: Da Hummels (2017) und Subotic (2016) noch lange an den Verein gebunden sind und überwiegend starke Leistungen abliefern, wird der Kern derselbe bleiben.

SPOX Santana dürfte den Verein dagegen verlassen, nachdem seine Hoffnung auf mehr Rotation unerfüllt blieb und er weiterhin lediglich den Lückenbüßer spielen muss. Sein Vertrag besitzt eine Klausel, wonach er für eine Million Euro Ablöse den Verein im Sommer verlassen kann, sofern er auf 20 Pflichtspieleinsätze kommt - was seit dem CL-Rückspiel gegen Donezk gegeben ist.

In diesem Fall wird sich der BVB nach einem dritten Innenverteidiger umsehen, der mindestens das Niveau von Santana mitbringt. Hinzu kommt die Option, den an Greuther Fürth ausgeliehenen Lasse Sobiech wieder zurück zu holen, der in Dortmund eine gesunde Wertschätzung genießt.

Günter wird nächste Saison seine ersten Einsätze bei den Profis bekommen und an die Bundesliga herangeführt.

Die Neuzugang-Kandidaten: Aleksandar Dragovic (FC Basel), Timm Klose (1. FC Nürnberg), Sokratis (Werder Bremen), Miguel Rodrigues (CD Nacional), Cheikhou Kouyate (RSC Anderlecht)

Seite 2: Außenverteidigung und defensives Mittelfeld

Seite 3: Offensive Mittelfeldreihe und Sturm

Außenverteidigung

Das aktuelle Personal: Lukasz Piszczek, Marcel Schmelzer, Oliver Kirch, Patrick Owomoyela, Marcel Halstenberg

Die Situation: Piszczek (rechts) und Schmelzer (links) spielen, solange es gesundheitlich auch nur irgendwie vertretbar ist. Dahinter ist das Leistungsgefälle beträchtlich, so dass Klopp schon auf eine Dreierkette umstellte oder in Kevin Großkreutz und Jakub Blaszczykowski Mittelfeldspieler kurzzeitig zu Außenverteidigern umfunktionierte.

Der vom Verletzungspech arg gebeutelte Owomoyela fehlte bislang komplett, Kirch bestritt lediglich 182 Pflichtspielminuten.

Der Ausblick: Die Außenverteidigung ist die größte Baustelle im Dortmunder Kader und bedarf dringend einer qualitativen Generalüberholung. Gesucht sind Backups für die unangefochtenen Schmelzer und Piszczek, zumal dem Polen aufgrund hartnäckiger Hüftprobleme noch eine überfällige Operation bevorstehen wird.

Hier wird der BVB in jedem Fall reagieren und sich nach anderen Kalibern als zuletzt (Kirch, Chris Löwe) umschauen. Vonnöten sind Spieler, die eine gewisse Erfahrung mitbringen, dennoch entwicklungsfähig sind und den beiden Etablierten einen gesunden Konkurrenzkampf liefern.

Die Zukunftsperspektiven von Owomoyela und Kirch tendieren daher gen Null. Halstenberg unterschrieb bereits einen Vertrag beim FC St. Pauli für die kommende Saison.

Leihgabe Julian Koch hat im Winter beim MSV Duisburg erstmals seit zwei Jahren eine komplette Vorbereitung absolvieren können und wäre eine Alternative für die rechte Seite. Eine Ausdehnung des Leihgeschäfts erscheint jedoch wahrscheinlicher.

Die Neuzugang-Kandidaten: Sebastian Jung, Bastian Oczipka (beide Eintracht Frankfurt), Matthias Ostrzolek (FC Augsburg), Oliver Sorg (SC Freiburg)

Defensives Mittelfeld

Das aktuelle Personal: Ilkay Gündogan, Nuri Sahin, Sven Bender, Sebastian Kehl, Moritz Leitner, Marvin Bakalorz

Die Situation: Gündogan ist gesetzt. Ansonsten war Klopp häufig verletzungsbedingt gezwungen zu rotieren, so dass alle Spieler genügend Einsätze bekommen haben. Sahin hinkt noch etwas hinterher und ist hinter Bender und Kehl aktuell nur die Nummer vier. Bakalorz ist noch ohne Bundesligaminute, gehört dafür zu den Stammspielern der U 23.

Der Ausblick: Die Sechserpositionen sind der Bereich, bei dem der geringste Bedarf an Auffrischung besteht. Mit Gündogan und Sahin stehen zwei offensiv, mit Bender und Kehl zwei defensiv ausgerichtete Spieler im Kader. Leitner wird künftig auch im offensiven Mittelfeld Einsatzzeiten bekommen. Denkbar ist bei ihm auch eine Leihe an einen Bundesligisten, der regelmäßige Spielpraxis garantiert.

Moritz Leitner im SPOX-Interview

Mit diesem Personal ist die Borussia gut aufgestellt, zumal im größten Notfall auch Hummels, Kuba, Großkreutz und Götze auf dieser Position aushelfen könnten.

Die Neuzugang-Kandidaten: Sebastian Rode (Eintracht Frankfurt)

Seite 1: Tor und Innenverteidigung

Seite 3: Offensive Mittelfeldreihe und Sturm

Offensive Mittelfeldreihe

Das aktuelle Personal: Mario Götze, Marco Reus, Jakub Blaszczykowski, Kevin Großkreutz, Leonardo Bittencourt, Jonas Hofmann, Mustafa Amini

Die Situation: Götze (Mitte), Reus (links) und Kuba (rechts) haben einen klaren Vorsprung gegenüber den Kontrahenten, sind gut aufeinander abgestimmt und interpretieren ihre Positionen sehr flexibel. Großkreutz kann auf beiden Flügeln spielen, die linke Seite ist jedoch seine stärkere. Bittencourt wurde im Hinspiel gegen Schalke im rechten Mittelfeld eingewechselt.

Der Ausblick: An den drei Gesetzten führt vorerst kein Weg vorbei. Die Vakanz im rechten Mittelfeld ist augenscheinlich, das kolportierte Interesse an Gladbachs Herrmann passt dazu.

Bittencourt stand bisher bei zehn Pflichtspielen im Kader, ihn wird man im kommenden Jahr noch öfter zumindest auf der Bank Platz nehmen sehen. In abgeschwächter Form dürfte dies auch für Hofmann gelten, der zu den besten Spielern der U 23 gehört und dort im rechten Mittelfeld aufläuft.

Die Zehnerposition ist mit Götze und Reus sowie Leitner und Gündogan ausreichend besetzt, links im Mittelfeld könnte neben Leitner auch Schieber einen Notfall beheben.

Die Neuzugang-Kandidaten: Patrick Herrmann (Bor. Mönchengladbach), Leon Goretzka (VfL Bochum), Konstantinos Fortounis (1. FC Kaiserslautern)

Sturm

Das aktuelle Personal: Robert Lewandowski, Julian Schieber, Balint Bajner

Die Situation: Lewandowski hat sich mittlerweile zu einem der zehn besten Stürmer Europas gemausert und ist daher unangefochten wie sonst niemand im Kader. Zu einem Bruchteil liegt dies aber auch daran, dass Schieber mehr als deutlich von ihm entfernt liegt. Das wundert wiederum nicht, da Schieber als klare Nummer zwei verpflichtet wurde und in seinem ersten von vier Vertragsjahren bei den Westfalen steht.

Bajner wechselte aus der Vereinslosigkeit heraus zum BVB II, fügte sich dort sehr ordentlich ein und durfte im Winter mit ins Profitrainingslager reisen. Kam gegen Gladbach, als Lewandowski und Schieber gesperrt fehlten, überraschend zu seinen ersten Bundesligaminuten.

Der Ausblick: Die künftige Besetzung des Sturms ist nicht die größte, sondern die wichtigste Baustelle für die Vereinsverantwortlichen. Alles steht und fällt mit dem Ausgang der Personalie Lewandowski. Unabhängig davon, ob der Pole über den Sommer hinaus bleibt, wird Dortmund reagieren und einen dritten Angreifer von gestandenem Format holen. Damit sinken die Chancen von Daniel Ginczek, auch wenn er als Leihgabe beim FC St. Pauli eine gute Entwicklung hinlegte. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Wechselt Lewandowski bereits zur neuen Spielzeit den Verein, muss gleichwertiger Ersatz geholt werden - auch wenn dieses Unterfangen kein einfaches ist. Fest steht: Der BVB wird seine Gehaltsstrukturen nicht für einen einzigen Spieler sprengen. Edin Dzeko gilt trotz aller Dementis als heißester Anwärter, zumal nicht gesagt ist, dass der Bosnier für einen Wechsel nach Dortmund nicht auf Geld verzichten und sich ins etablierte Schema eingliedern würde. Es erscheint zumindest auffällig, wie vehement die Dortmunder eine Verbindung zum ManCity-Spieler leugnen - hier sei an den Fall Nuri Sahin erinnert.

Die Anzeichen eines Interesses an Hannovers Diouf verdichteten sich in den letzten Tagen. Der neue dritte Stürmer dürfte ein Typ dieser Kragenweite werden. Dann wird es für Schieber schwer.

Bajner dagegen wird in der U 23 gebraucht, sein Hineinschnuppern ist ein einmaliger Ausflug gewesen.

Die Neuzugang-Kandidaten: Edin Dzeko (Manchester City), Mohammed Abdellaoue, Mame Diouf (beide Hannover 96), Adam Szalai (1. FSV Mainz 05), Christian Benteke (Aston Villa), Stefan Kießling (Bayer Leverkusen), Kevin Gameiro (Paris St.-Germain)

Seite 1: Tor und Innenverteidigung

Seite 2: Außenverteidigung und defensives Mittelfeld

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