Bochum - Die Fans forderten wütend seine Entlassung, doch Ernst Middendorp bleibt auch nach einer erneut katastrophalen Auswärtsleistung seines Teams Coach von Arminia Bielefeld.
"Er ist und bleibt unser Trainer. Wir führen keine Trainerdiskussion, nicht gestern, nicht heute, nicht morgen", sagte Roland Kentsch.
Der Geschäftsführer fühlte sich durch die noch zu niedrig ausgefallene 0:3 (0:2)-Niederlage beim VfL Bochum geradezu aufgefordert, seine ohnehin schon unmissverständlichen Worte nochmals zu unterstreichen: "Ich sage das ganz deutlich, ohne Konjunktiv und Konditional."
Verständliche Wut der Fans
Middendorp nahm den Fans die lautstarken "Middendorp-raus"-Rufe nach dem Spiel nicht einmal übel. "Ich habe Verständnis dafür. Wir leben halt in einem Umfeld, in dem auch viel auf den Trainer fokussiert wird. Das ist keine wunderschöne Geschichte, aber sie belastet mich nicht", sagte Power-Ernst, den die Bielefelder Anhänger einst zum Jahrhundert-Trainer wählten.
Nach einem Punkt aus den letzten sechs Auswärtsspielen bei schier unglaublichen 1:21 Toren ist dies längst vergessen. Middendorp wies allerdings darauf hin, dass "man auch realistisch die Abläufe" und die individuellen Fehler vor den Gegentoren sehen müsse.
Vorweihnachtliche Geschenke
Die beiden ersten Treffer durch Marcin Mieciel (12., 15.), der zweimal von Stanislav Sestak mustergültig bedient worden war, gingen "klar auf die Kappe" (Middendorp) von Matthias Langkamp. Der Trainer erlöste den völlig überforderten Innenverteidiger deshalb in der 37. Minute mit dessen Auswechslung.
Nach der Pause bewahrte Torwart Rowen Fernandez, der für den erkrankten Mathias Hain spielte und zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz kam, die Arminia sogar noch vor drei bis vier weiteren Gegentreffern. Beim 3:0 durch Christoph Dabrowski (55.) patzte allerdings auch er.
"Wir haben hier wie auf einem vorweihnachtlichen Basar Geschenke verteilt", meinte Arminia-Präsident Hans-Hermann Schwick: "Wir sind sehr enttäuscht, weil wir gegen einen Gegner verloren haben, mit dem wir uns eigentlich auf Augenhöhe wähnten. Wir müssen nun sehen, dass wir irgendwie in die Winterpause kommen."
Zu viele individuelle Fehler
Personelle Nachbesserungen zur Jahreswende hält Kentsch "für unwahrscheinlich", da genügend verletzte und erkrankte Spieler zur Verfügung stünden, die "zurückkehren und wieder für mehr Qualität sorgen können".
In der Tat war Middendorp schon vor dem Anpfiff nicht zu beneiden gewesen. Nach zahlreichen verletzten Stammspielern meldeten sich kurzfristig auch noch Hain und Markus Schuler mit einem grippalen Infekt ab. Der Unterstützung aus der Mannschaft darf sich Middendorp derweil sicher sein.
"Natürlich erreicht er uns noch", sagte Führungsspieler Rüdiger Kauf: "Was kann denn er dafür, wenn wir ein Spiel durch individuelle Fehler verlieren?" Sollte sich die Arminia allerdings nicht stabilisieren, droht am kommenden Sonntag gleich der nächste Nackenschlag. Dann kommt Rekordmeister Bayern München auf die Alm.
Nur nicht übermütig werden
"Wir müssen an unseren Fehlern im Abwehrzentrum arbeiten und den ein oder anderen von den vielen Verletzten und Kranken wieder einsammeln", meinte Middendorp. Derweil warnte VfL-Trainer Marcel Koller auch nach dem dritten Sieg in Folge, dem insgesamt 250. Heimerfolg in der Bochumer Bundesliga-Geschichte und dem Sprung ins gesicherte Tabellen-Mittelfeld nachdrücklich vor zu viel Gelassenheit:
"Wir dürfen bloß nicht denken, dass wir schon weg sind aus der Abstiegszone. Wir müssen unbedingt weiter jeden Punkt mitnehmen, den wir kriegen können."
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