Ist die Messe schon gelesen?

Daniel Börlein
09. November 200713:57
SPOXGetty
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München - Ein Mann großer Worte ist Theofanis Gekas nicht, war er auch in Bochum nicht. Der Grieche gibt kaum Interviews. Er redet eben nicht gerne über sich selbst.

Dabei war er vor allem in der vergangenen Spielzeit ein gefragter Gesprächspartner. Gekas war die Entdeckung der Saison und Bochums Lebensversicherung für den Klassenerhalt.

Nur schweren Herzens ließ man den 27-Jährigen deshalb im Sommer nach Leverkusen ziehen. Eine Entschädigung von 4,7 Millionen Euro nahm man zwar dankend an, den tatsächlichen Verlust für den VfL sollte aber auch diese Summe nicht aufwiegen können, dachte man. Zumindest bis zum Start dieser Saison.

Denn plötzlich lief es bei Bochum auch ohne Gekas. Mit sieben Punkten aus den ersten drei Partien kletterte das Team von Trainer Marcel Koller auf Platz zwei.

Doch danach brach der VfL ein. Lediglich zwei magere Punkte verbuchte man an den Spieltagen vier bis elf. Der Absturz auf einen Abstiegsrang war die Folge.

Dort stehen mit Cottbus und Duisburg zwei weitere Klubs, die man durchaus dort erwartet hatte. So stellt sich schon nach Spieltag elf die Frage: Stehen die drei Absteiger bereits fest?

Die Ausgangslage:

Bochum baute nach gutem Saisonstart mächtig ab, stand allerdings in der vergangenen Saison zum gleichen Zeitpunkt noch mit einem Zähler weniger da. Nicht zuletzt deshalb sagt Mittelfeldspieler Oliver Schröder vor dem 12. Spieltag (Cottbus - Schalke, Fr., 20.30 Uhr im SPOX-LIVE-TICKER und bei Premiere): "Die Lage ist brenzlig, aber das kennen wir schon."

"Jetzt kommen die Gegner, die mit uns auf Augenhöhe liegen", so Manager Stefan Kuntz. Die Nerven scheint in Bochum also niemand zu verlieren, auch wenn sich Coach Koller nicht ewig auf dem starken Endspurt der letzten Saison ausruhen kann.

Auch in Duisburg bleiben die Verantwortlichen cool und setzten mit der Vertragsverlängerung von Rudi Bommer bis 2010 ein deutliches Zeichen. "Alles stimmt zwischen uns", erklärte Präsident Walter Hellmich.

Was allerdings bislang nicht stimmt, ist die Punkteausbeute nach elf Spieltagen. Nur neun Zähler haben die Zebras auf dem Konto. Auch hier der Trend: Nach einem guten Saisonbeginn mit sechs Punkten aus vier Partien kam nicht mehr viel.

Noch fast gar nichts kam in dieser Saison von Energie Cottbus. Gerade einmal fünf Punkte konnten die Lausitzer bislang einfahren und warten noch immer auf den ersten Sieg. Doch nach dem Trainerwechsel von Petrik Sander hin zu Bojan Prasnikar ist immerhin ein kleiner Aufwärtstrend erkennbar.

Die Gründe:

Energie ist bisher noch nicht in der Lage, die Abgänge von Vlad Munteanu, Sergiu Radu und Kevin McKenna zu kompensieren. Im Spielaufbau tut sich Cottbus extrem schwer, zumal mit Ervin Skela der einzige Kreativ-Kopf im Team zu viele Defensivaufgaben aufgebürdet bekommt.

Hinten stehen die Lausitzer bei weitem nicht mehr so kompakt wie noch im letzten Jahr. Zudem sind Innenverteidiger Kukielka und Rechtsverteidiger da Silva nicht gerade die Schnellsten.

Beim MSV wähnte man sich nach dem Aufstieg aus Liga zwei und dem Auftakterfolg beim BVB fast schon wieder im UEFA-Cup, vergaß dabei aber die tägliche Arbeit. Zudem setzten die Zebras mit Keeper Georg Koch einen echten Typen vor die Tür, der in der Mannschaft zwar nicht unumstritten war, aber gerade in schlechten Zeiten Verantwortung übernommen hat.

In Bochum hat man nach den Abgängen von Gekas, Zvjezdan Misimovic und Jaroslav Drobny zwar viel Masse verpflichtet, die Klasse bleiben allerdings fast alle Neuen bislang schuldig. Lediglich Rechtsverteidiger Matias Concha und mit Abzügen Offensiv-Mann Stanislav Sestak wussten bislang zu überzeugen.

Vorne fehlt die Durchschlagskraft. Tommy Bechmann legte mit vier Treffern zwar einen Blitzstart hin, tauchte danach allerdings völlig ab. Und im Tor strahlt Neuzugang Jan Lastuvka zunehmende Verunsicherung aus und steckt damit mittlerweile auch die sonst so zuverlässigen Innenverteidiger Maltritz und Yahia an.

Die Aussichten:

Vor allem Duisburg und Bochum sind noch gut im Rennen, da der Abstand auf die vorderen Ränge nicht zu groß ist. Hansa Rostock und Arminia Bielefeld werden nicht enteilen und stets in Reichweite bleiben. Auch Nürnberg wird sich zumindest vorerst nicht aus dem Tabellenkeller verabschieden können.

Schwer wird es dagegen für Energie. Die erste Reißleine ist mit der Trainerentlassung gezogen - ohne große Wirkung. Der neue Coach wird nun versuchen, aus den vorhandenen Mitteln das Maximum herauszuholen. Bis der Verein womöglich die zweite Reißleine ziehen wird - allerdings auch dann wohl ohne große Wirkung.