Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 14 der Saison 2017: der Große Preis von Singapur. Lewis Hamilton triumphierte zwar beim Ferrari-Desaster um Sebastian Vettel, schrammt im Driver-Ranking aber am Podium vorbei. Stattdessen trumpfen Carlos Sainz Jr. und Daniel Ricciardo auf. Auch Fernando Alonso und Nico Hülkenberg überzeugen.
Platz 10, Fernando Alonso:
Dem Vernehmen nach ist eine Vertragsverlängerung des Spaniers nur noch Formsache. Zum Glück für McLaren, denn Alonso zeigte in Singapur mal wieder sein Geschick. Von Patz acht ins Rennen gegangen, pumpte er sich mit einem Mega-Start bis auf Rang drei vor. Dort hielt es ihn geschlagene zwei Sekunden, bis er, von Max Verstappen getroffen, wie ein Passagier über die Piste flog.
Für die Kollision konnte Alonso in etwa genauso viel wie für seine gefühlten 498 Motorschäden in den letzten drei Honda-Jahren - nämlich rein gar nichts. Das Rennen war für ihn damit trotzdem gelaufen. Zwar schlug er sich mit stark demoliertem Auto noch wackere acht Runden, musste dann aber wegen Elektronikproblemen aufgeben.
Was für den "Samurai" ohne den Zusammenstoß drin gewesen wäre, lässt sich nur vermuten. Die Situationen, die in seinen Händen lagen, meisterte er aber ohne Fehl und Tadel.
Platz 9, Romain Grosjean:
Der Haas lag an diesem Wochenende wie erwartet nicht besonders gut auf der winkligen Strecke in Südostasien. Grosjeans 15. Platz im Qualifying beweist das.
Trotzdem sprangen am Ende zwei Zähler für den Franzosen raus. Weil er im Rennen das Glück auf seiner Seite hatte und mit der richtigen Strategie unterwegs war. Während der zweiten Safety-Car-Phase blieb Grosjean nämlich im Gegensatz zu einigen Konkurrenten draußen und sparte sich so einen Boxenstopp. Einige Plätze nach vorne gespült, hing er am Ende hinter Lance Stroll fest. Auf dem engen Kurs gab's kein kein Vorbeikommen.
Platz 8, Lance Stroll:
Nach der Quali gab der 18-Jährige zu, nicht das Beste herausgeholt zu haben. Zu viel haderte er während der Session mit fehlendem Grip. Zu groß war sein Rückstand zu Teamkollege Felipe Massa (+0,714 Sekunden). Im Rennen wirkte der Jungspund dann aber souveräner als Massa und hielt sich bis auf einen Leitplankenkuss aus allem Übel heraus. Vom Pech und den Fehlern der anderen profitierend fuhr er vom 18. Rang aus ganze zehn Plätze nach vorne. Dabei hielt er dem Druck von Grosjean über viele Runden stand.
Platz 7, Sergio Perez:
Mit seinem Lieblingskonkurrenten (und Teamkollegen) Esteban Ocon durfte sich Perez diesmal nicht raufen. Dafür war er, dessen Vertragsverlängerung am Wochenende bestätigt wurde, in Singapur zu überlegen. Bereits in der Qualifikation distanzierte er Ocon um eine halbe Sekunde. Ins Rennen startete er dann auf Vollregenreifen, musste sich aber schon in der elften Runde Intermediates an der Box abholen. Das kostete einige Plätze, sodass er sich häppchenweise zurückarbeiten musste. Am Ende stand ein guter fünfter Platz.
Platz 6, Jolyon Palmer:
WM-Punkte für Palmer! Zum ersten Mal in dieser Saison (und zum erst zweiten Mal in seiner Formel-1-Karriere) gelang dem Engländer der Sprung in die Top 10. Und das ausgerechnet zwei Tage nachdem offiziell bekannt wurde, dass er 2018 von Carlos Sainz Jr. bei Renault ersetzt wird.
Die Schreckensmeldung, von der er laut eigener Aussage über die Medien erfahren hat, sorgte offenbar nicht für einen Leistungseinbruch, sondern für einen Leistungsschub. Das dritte Quali-Segment mit Platz elf noch knapp verpasst, behielt Palmer im Rennen die Nerven und verdiente sich so seinen sechsten Rang. Auf dieser Leistung kann der geschasste Pilot in den verbliebenen sechs Saisonrennen aufbauen.
Platz 5, Nico Hülkenberg:
129 Rennen in der Formel 1. 129 Rennen in der Formel 1 ohne ein einziges Podium. Diesen so semi-rühmlichen Wert hat der Rheinländer mit dem Start beim Singapur-GP aufgestellt und damit Adrian Sutil als Rekordhalter dieser Statistik abgelöst.
Dabei hätte Hülkenberg diesen "Lauf" auf dem Marina Bay Street Circuit fast beendet. Nach dem Chaosstart lag er schließlich auf Platz drei hinter Hamilton und Ricciardo und durfte sich berechtigte Hoffnungen auf einen Pokal machen. Dass daraus am Ende nichts wurde, schmälert die fahrerische Leistung des Renault-Piloten in keiner Weise.
Zunächst rutschte er durch eine verkorkste Strategie seines Teams, das ihn zu spät auf Slicks weiterfahren ließ, von den Spitzenrängen. Dann zerstörte ein Öl-Leck sein Rennen komplett - erst durch einen ewig andauernden Boxenstopp, später durch die vorzeitige Aufgabe.
Platz 4, Lewis Hamilton:
Ob der dreimalige Weltmeister wahrsagerische Fähigkeiten hat? Nach dem verkorksten Qualifying, das ihn nur auf den fünften Rang führte, sagte er zumindest: "Sebastian hat Verstappen neben sich. Beim Start kann also alles passieren."
Dass Hamilton mit dieser Prognose ins Schwarze traf, ist mittlerweile bekannt. Der Unfall zwischen Vettel, Verstappen und Räikkönen brachte ihm das erhoffte Wunder und seinen 60. GP-Sieg.
Im gut laufenden Mercedes kam Hamilton gegen Ricciardo nie in ernsthafte Bedrängnis, die Restarts nach den drei Safety-Car-Phasen meisterte er in gewohnter Manier. Allerdings: Um die 25 WM-Punkte musste Hamilton nie wirklich kämpfen, sie wurden ihm regelrecht auf dem Silbertablett serviert.
Platz 3, Stoffel Vandoorne:
Es läuft beim Belgier. Nachdem er sich bei seinem Heimspiel über den ersten WM-Punkt in dieser Saison freuen durfte und er auch in Italien einen guten Auftritt hinlegte, überzeugte Vandoorne an diesem Wochenende erneut. Platz neun in der Quali, Platz sieben im Rennen - das kann sich sehen lassen.
Der Start auf Full-Wets erwies sich dabei zunächst als wenig gewinnbringend, schon nach zwölf Runden stand der erste Reifenwechsel an. Von diesem kleinen Rückschlag erholte sich Vandoorne aber schnell und fuhr so fehlerfrei in die Punkte. Mehr war im McLaren nicht drin.
Platz 2, Daniel Ricciardo:
Der Australier rechnete sich Pole-Chancen aus, musste sich aber Vettel und Verstappen knapp geschlagen geben. Am Sonntag erwischte Ricciardo dann einen mäßigen Start. Zum Glück für ihn, denn so entzog er sich dem Chaos zu Beginn.
Die erwartete Rennpace konnte der Aussie-Boy nicht liefern. Selbst auf neueren Reifen war er gegen Hamilton chancenlos. Was zunächst verwunderte, hatte einen triftigen Grund: das Getriebe. Wie die Außenwelt erst nach dem Rennen erfuhr, hatte Ricciardo nämlich mit massiven Öldruck-Problemen zu kämpfen. Das kostete Zeit - und war offenbar so ernst, dass Red Bull zeitweise sogar an einem planmäßigen Rennende zweifelte.
Umso mehr muss man Ricciardo, der sich von diesen Querelen nicht aus der Ruhe bringen ließ, für seinen zweiten Platz loben. Insbesondere weil hinter ihm der Mercedes von Valtteri Bottas lauerte.
Platz 1, Carlos Sainz Junior:
Renault darf sich freuen! 2018 fährt einer der talentiertesten Fahrer aus der jüngeren Formel-1-Generation für den Franzosen-Rennstall: Carlos Sainz Junior. Dass der Spanier zu den besonders Begabten im Feld gehört, stellte er im Nachtrennen von Singapur eindrucksvoll unter Beweis.
Mit Platz zehn das Maximum am Samstag herausgeholt, schlug die wahre Sternstunde des Jung-Bullen dann knapp 24 Stunden später. Während sich die Gegner reihenweise selbst ausschalteten, blieb der 23-Jährige konzentriert und gewann Position um Position. Die letzten Runden hatte er Perez im Kreuz sitzen, verteidigte sich aber wie ein alter Hase und fuhr das Rennen ohne Fehl und Tadel bis zur letzten Sekunde zu Ende.
Platz vier war für Sainz nicht nur das beste Resultat seiner noch recht jungen Formel-1-Karriere, sondern bringt ihm nun auch die Chance auf Platz acht in der Fahrer-WM. Zu Ocon fehlen ihm nur noch acht Zähler.
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