Formel 1 - Driver-Ranking zum Bahrain-GP: Pierre Gasly auf Sebastian Vettels Spuren

Dominik Geißler
09. April 201816:31
Pierre Gasly holte in Bahrain das beste Ergebnis seiner kurzen Formel-1-Karriere.getty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 2 der Saison 2018: der Große Preis von Bahrain.

Sebastian Vettel zeigt eine Meisterleistung in der Wüste, wird aber von Pierre Gasly übertroffen. Lewis Hamilton betreibt Schadensbegrenzung, während Valtteri Bottas im zweiten Mercedes nur teilweise überzeugt.

Platz 10, Fernando Alonso:

Eigentlich wollte McLaren nach dem erfolgreichen Saisonauftakt in Australien nach den beiden Red Bulls greifen. Von diesem Vorhaben müssen Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne nun aber wohl erstmal abrücken und sich lieber auf den Mittelfeldkampf konzentrieren. Denn in Bahrain waren Toro Rosso, Renault und auch Haas besser unterwegs. Für Alonso war Platz sieben also das Höchste der Gefühle. Besonders, wenn man das Qualifying in Erinnerung ruft, bei dem nicht mehr als Rang 13 heraussprang.

Mit seiner Rennerfahrung bügelte Alonso den schwachen Samstag aber schnell aus. Er preschte beim Start einige Positionen nach vorne und durfte sogar das Vergnügen erleben, Alt-Rivale Hamilton zu überholen. Die Szene aus der ersten Runde sollte allerdings das Highlight in Alonsos Rennen bleiben. Mehr war nicht drin. Die Hoffnung heißt jetzt "T2" - die Zweitversion des McLaren, die beim Aserbaidschan-GP zum Einsatz kommen soll.

Platz 9, Esteban Ocon:

Letztes Jahr war der Mexikaner mit 18 Top-10-Ergebnissen der Punktegarant schlechthin. Und in dieser Saison? Startete Esteban Ocon mit einem zwölften Rang wenig erfolgreich. Doch schon in Bahrain ging es wieder aufwärts: Platz acht in der Quali, Platz zehn im Rennen. Dass er sich bei der Zieleinfahrt über einen Zähler freuen durfte, verdankt Ocon einem Überholmanöver zwei Runden vor Schluss gegen Carlos Sainz Junior. Ein solider Auftritt, bei dem er Stallgefährte Sergio Perez in den Schatten stellte.

Platz 8, Kimi Räikkönen:

38 Jahre ist der Iceman mittlerweile alt - und damit offenbar bereit für seinen zweiten Frühling. Schon in Melbourne war er über weite Strecken schneller oder zumindest auf Augenhöhe mit Vettel. In Sakhir zeigte sich dann ein ähnliches Bild: In allen Trainingssessions hatte Kimi Räikkönen die Nase vor seinem Ferrari-Kollegen. Und auch in der Quali war er schneller - bis auf den letzten Run in Q3.

Wenn es drauf ankommt, fehlt ihm eben doch noch das gewisse Quäntchen zu Vettel. Erst 0,143 Sekunden im Kampf um die Pole, dann machte ein schlechter Stopp die letzten Sieghoffnungen zunichte. Am unglücklichen Zwischenfall bei seinem zweiten Stopp, bei dem er einen seiner Mechaniker umfuhr, und an dessen Ende er mit einem losen Rad seinen Ferrari noch in der Boxengasse parken musste, trifft ihn keine Schuld: Räikkönens Ampel hatte schon auf Grün gezeigt.

Platz 7, Valtteri Bottas:

Dritter im Qualifying, Zweiter im Rennen und jeweils vor Teamkollege Lewis Hamilton positioniert - eigentlich klingt das alles nach einem erfolgreichen Wochenende für den Finnen. Doch ganz so super lief's dann doch nicht.

Bottas hatte nämlich die Chance, das Rennen zu gewinnen. Hätte er etwas früher etwas mehr Gas gegeben, er wäre ein bis zwei Runden schneller zu Vettel aufgeschlossen und hätte eine echte Attacke setzen können. So aber blieb ihm nur ein harmloses Herauszucken aus dem Windschatten und ein Verbremser in der letzten Runde, der auch die letzte Hoffnung stahl.

Man kann nur spekulieren, ob Hamilton in derselben Situation noch gewonnen hätte oder nicht. Den Killerinstinkt sucht man bei Bottas allerdings vergeblich. Nicht umsonst monierte Motorsportchef Toto Wolff nach dem Rennen im ORF: "Es hat mich verärgert, weil ich glaube, es wäre mehr drinnen gewesen am Ende."

Einen Platz im Ranking hat sich Bottas dennoch verdient. Immerhin schlug er Hamilton in der Quali und hievte sich mit einem guten Start an Kimi Räikkönen vorbei auf Platz zwei. Diesen konservierte er bis zum Schluss ohne Probleme.

Platz 6, Nico Hülkenberg:

Schon in der zweiten Kurve geriet der Renault-Pilot mit seinem Lieblingsfeind Kevin Magnussen aneinander. "Ein tüchtiger Rummser" sei das gewesen, verriet Nico Hülkenberg anschließend, wies aber darauf hin, dass alles mit fairen Mitteln zugegangen war. Kaputt gegangen ist bei dem Zusammenstoß nichts, der Emmericher fuhr problemlos weiter und am Ende auf Platz sechs. Mit dieser Leistung kann Hülkenberg - wissend, dass er das Maximum herausgeholt hat - zufrieden sein.

Platz 5, Lewis Hamilton:

Schadensbegrenzung. Mehr war für den amtierenden Weltmeister wegen eines Getriebewechsels und der damit verbundenen Rückversetzung auf Startplatz neun nicht drin. Dass es Hamilton aufs Podium schaffte, lag dabei insbesondere am starken ersten Stint.

Wie er sich gegen Max Verstappen verteidigte, war legitim. Somit traf ihn auch keine direkte Schuld am Plattfuß und Ausfall des Red-Bull-Piloten. Die Rennleitung entschied nicht umsonst auf Rennunfall. Überragend war sein Dreifach-Überholmanöver, bei dem er in einem Atemzug an Hülkenberg, Ocon und Alonso vorbeizog. Am Ende kam Hamilton keine sechs Sekunden hinter Teamkollege Bottas ins Ziel - eine starke Aufholjagd.

Platz 4, Kevin Magnussen:

Gute Nachrichten für Kevin Magnussen und Romain Grosjean: Die Haas-Mechaniker können es doch noch! Alle Boxenstopps liefen reibungslos, alle Räder blieben da, wo sie sollten. Diesen Teil-Erfolg münzte Magnussen in einen echten Erfolg um und fuhr zum besten Finish seit seinem F1-Debüt beim Großen Preis von Australien 2014 (3. Platz im McLaren). Beeindruckend ist der Erfolg vor allem mit Blick auf Grosjean. Der Franzose verabschiedete sich bereits im ersten Quali-Segment, während Magnussen bis auf Rang sieben fuhr.

Platz 3, Marcus Ericsson:

Alfa Romeo und Julia - so oder so ähnlich könnte eine neue Liebesgeschichte rund um Sauber und die italienische Traditionsmarke heißen. Wobei Julia in diesem Stück dann von Marcus Ericsson gespielt werden müsste. Schließlich fuhr der Schwede zu seinem besten Ergebnis seit dem Großen Preis von Italien 2015.

Dabei sah am Samstag noch alles wie üblich aus: Platz 17, vorletzte Startreihe, wenig Hoffnung auf Zählbares. Doch mit geschicktem Reifenmanagement und klugem Spritverbrauch schaufelte sich Ericsson Stück für Stück nach vorne. Dank Einstopp-Strategie sogar bis auf den neunten Rang.

Platz 2, Sebastian Vettel:

Michael Schumacher, Nico Rosberg, Jenson Button und Hamilton schafften das, was Sebastian Vettel am Sonntag gelang: ein Sieg beim 200. Formel-1-Rennen der Karriere. Und viel schwieriger hätte dieser für den Heppenheimer wohl nicht ausfallen können.

39 (!) Runden lang brannte Vettel seine Softreifen in den Asphalt. 39 Runden? Eine Dauer, die weder von Pirelli empfohlen wurde, noch von Ferrari geplant war. Doch Mercedes setzte die Roten mit seiner Einstopp-Strategie unter Druck, Vettel musste seinen Mut zusammennehmen und das Risiko eingehen, auf den gelben Pneus zu Grunde zu gehen.

Das tat der 30-Jährige nicht. Vielmehr machte er sich einen Namen als Reifenflüsterer und streichelte den SF71H bis ins Ziel. Bottas im Rückspiegel? Egal! Vettel wehrte alle Versuche der Silberpfeile ab und fuhr zum zweiten Sieg in Folge - wer darauf gewettet hat, darf sich nun wohl über einige Kröten mehr im Porte­mon­naie freuen.

Ach ja: Dass Vettel in der Qualifikation die Nerven behielt und trotz Patzer im ersten Q3-Run dann doch noch zur Pole Position fuhr, unterstreicht seine Fabelform nur noch mehr.

Platz 1, Pierre Gasly:

"Ein echter Kerl" sei der 22-Jährige jetzt, sagte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko am Sonntag über seinen Schützling. Ein echter Kerl, der in seinem erst siebten Formel-1-Rennen eine famose Vorstellung darbot. Vierter Platz beim siebten Grand Prix - das schaffte zuletzt ein gewisser Sebastian Vettel 2007 im Toro Rosso. Wo dessen Reise hin ging, ist bekannt.

Dass Pierre Gasly nun auch automatisch viermaliger Weltmeister wird, ist damit freilich nicht gesagt. Sein Talent aber hat er in Bahrain eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Wie er seinen Start in der Spitzengruppe gemeistert hat, war souverän. Wie er sein Rennen taktisch anging und den ohnehin überlegenen Hamilton ohne Gegenwehr ziehen ließ, um keine unnötige Zeit zu verlieren, verdient Respekt. Wie er die anderen Mittelfeld-Teams hinter sich hielt, war beeindruckend. Teilweise fuhr Gasly sogar schnellere Rundenzeiten als Hamilton.

"Schon allein der Prozess, es zu realisieren, ist unglaublich", jubelte Gasly nach dem Rennen: "Man steckt so viel Konzentration und Energie in so ein Rennen. Es ist ganz schön ermüdend, sich um alles kümmern zu müssen. Wenn man über die Ziellinie fährt, kommen die Emotionen. Und ich bin in solchen Situationen sehr emotional!"

So stimmten die User ab:

Bei den Usern führt Vettel das Ranking deutlich an. 71 Prozent, also rund 1.000 Stimmen, gehen an den Ferrari-Piloten. Auf Platz zwei folgt Gasly mit 172 Stimmen, noch vor Hamilton, der sich aber immerhin über 65 Votes freuen darf. Das komplette User-Voting könnt Ihr oben nachlesen.