Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 1 der Saison 2018: der Große Preis von Australien.
Fernando Alonso sticht zum Saisonauftakt in Melbourne besonders hervor, Lewis Hamilton fuhr besser als Rennsieger Sebastian Vettel. Außerdem: Rookie Charles Leclerc überzeugt beim Debüt und Nico Hülkenberg holt das Maximum heraus.
Platz 10, Carlos Sainz Junior:
Nico Hülkenberg hat endlich einen starken Teamkollegen! Was sich gegen Ende der Vorsaison schon andeutete, zeigte sich auch in Melbourne: Carlos Sainz Jr. ist nicht weit weg. Lediglich vier Hundertstel war der Spanier im Qualifying langsamer als Hülkenberg - eine Winzigkeit.
Im Rennen war der Unterschied dann allerdings größer, 13 Sekunden trennten beide Renault-Piloten bei der Zieleinfahrt. Warum? Nun, Sainz erwischte offenbar nicht seinen besten Tag und patzte mit einem heftigen Verbremser in Kurve 9, der ihn nicht nur in die Wiese schlittern, sondern auch noch einen Platz an Alonso verlieren ließ.
Ab Rennhalbzeit hatte er dann nochmals ordentlich zu kämpfen. Diesmal aber weniger mit seinem Gefährt als vielmehr mit seinem körperlichen Zustand. Weil das Trinksystem kaputt ging, floss immer mehr und mehr Wasser in Sainz' Bauch, sodass ihm irgendwann speiübel wurde. "Das ganze Wasser ist von Seite zu Seite geschwappt, es war ziemlich schwierig. Irgendwann unter dem Safety-Car musste ich mich beinahe übergeben", klagte der 23-Jährige.
Platz 9, Stoffel Vandoorne:
Solide. So lässt sich der Auftritt des Belgiers wohl am besten beschreiben. Er war nicht furios unterwegs und am gesamten Wochenende immer einen Tick langsamer als Stallgefährte Alonso, zeigte aber konstante Leistungen ohne größeren Patzer. Ärgerlich für ihn: Wäre er eine Runde später zum Reifenwechsel abgebogen, hätte er das Virtual Safety Car mitnehmen können und wäre wohl als Siebter oder Achter ins Ziel gekommen.
Platz 8, Kevin Magnussen:
58 Runden müssen beim Großen Preis von Australien bewältigt werden. Kevin Magnussen schaffte nur 22. Warum er trotzdem einen Platz im Ranking verdient? Weil er bis dahin einfach ein bärenstarkes Wochenende abgeliefert hat.
Schon mit Platz fünf in der Startaufstellung bestätigte er den guten Eindruck der Winter-Testfahrten. Vor Teamkollege Romain Grosjean war der Däne "Best of The Rest". Im Rennen ging's dann von Beginn an munter weiter: Weil Verstappen beim Start von den beiden Ferraris aufgehalten wurde, schlüpfte Magnussen gemütlich außen am Red Bull vorbei.
Bis sich Verstappen mit seinem Dreher irgendwann selbst aus dem Zweikampf verabschiedete, erstickte Magnussen die Angriffe des Niederländers Runde um Runde im Keim. Umso bitterer sein Ausfall: Weil die Haas-Mechaniker das linke Vorderrad nicht richtig montierten, musste er seinen Wagen vorzeitig abstellen. Ohne dieses Malheur wäre wohl das zweitbeste Resultat seiner Formel-1-Karriere drin gewesen (bestes Ergebnis: zweiter Platz beim Australien-GP 2014).
Platz 7, Charles Leclerc:
Wenn am Nachmittag das erste Qualifying deiner F1-Karriere ansteht, möchtest du dich im dritten Freien Training eigentlich einschießen, um in den Quali-Rhythmus kommen. Blöd, wenn es genau dann regnet und die Trockenübung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt.
Also ging es für Charles Leclerc ohne echte Generalprobe ins Shootout. Mit dem Ergebnis: Platz 18, vorletzte Startreihe. Als Rookie in einem Sauber? Eine starke Leistung! Zumal auch nur ein Zehntel zu Teamkollege Marcus Ericsson fehlte. Im Rennen hielt sich der junge Franzose dann ebenfalls wacker und ließ Lance Stroll und Brendon Hartley hinter sich. Herzlich willkommen in der Formel 1, Charles!
Platz 6, Daniel Ricciardo:
Dass er drei Startplätze zurückgestuft wurde, hatte sich der Aussie Boy selbst zuzuschreiben. Immerhin passte er im Freien Training am Samstag nicht auf und fuhr bei Rot zu schnell durch den Albert Park. Mit diesem Handicap im Gepäck, fuhr es sich für Ricciardo in der Qualifikation offenbar nicht unbedingt leichter. Drei Zehntel hatte er Rückstand auf Verstappen.
Am Sonntag lief's dann aber besser. Mit einem beherzten Überholmanöver hievte sich Ricciardo in der Anfangsphase an Hülkenberg vorbei, anschließend profitierte er vom Rennverlauf, sodass er sogar am Podium knabberte. Und: Ricciardo hat gezeigt, dass er im Gegensatz zu Teamkollege Mad Max etwas mehr Reife am Lenkrad ausstrahlt.
Platz 5, Kimi Räikkönen:
Ob der Halo beim Fahren gestört hätte, wurde Kimi Räikkönen in der Pressekonferenz nach dem Rennen gefragt. Seine trockene Antwort: "Nein. Er war nützlich und hat die Sonne von meinen Augen ferngehalten."
Doch nicht nur auf der PK blieb der Iceman cool, auch auf der Strecke machte er einen gewohnt ruhigen Eindruck - allerdings mit ordentlichem Tempo. Am Samstag sogar schneller als Sebastian Vettel, blieb er auch bis zu seinem Boxenstopp zwischen den beiden viermaligen Weltmeistern Hamilton und Vettel.
Dann nutzte Ferrari den Finnen, um den führenden Mercedes-Piloten mit einem Undercut-Versuch unter Druck zu setzen. Eine Strategie, die ihn gepaart mit der Safety-Car-Phase letztlich hinter Vettel brachte. Ärgerlich.
Platz 4, Nico Hülkenberg:
Renault scheint die fünfte Kraft zu sein. Mercedes, Ferrari, Red Bull sind ohnehin außer Reichweite. Auch der McLaren ist wohl einen Tick voraus. Insofern waren Platz acht in der Qualifikation und Platz sieben im Rennen das Maximum für Nico Hülkenberg. Der Emmericher fuhr unauffällig, aber gut. Immerhin ließ er einen Mercedes hinter sich.
Platz 3, Lewis Hamilton:
"Es ist nie leicht, einen Grand Prix zu verlieren. Es fühlt sich wie eine dunkle Wolke an", offenbarte der amtierende Champion den anwesenden Journalisten in Melbourne sein Leiden. Und ja, diese Niederlage dürfte tatsächlich in besonderem Maße schmerzen. Nur selten hat sich Hamilton einen Sieg so unnötig entreißen lassen wie an diesem Sonntagnachmittag.
Ihn selbst trifft dabei aber keine Schuld. Natürlich hätte er nach seiner Traumrunde im Qualifying schneller fahren können, sowohl als Spitzenreiter im ersten Stint als auch direkt nach seinem Reifenwechsel. Doch mit seiner bedachten Fahrt befolgte Hamilton lediglich die Anweisungen seines Teams, das sich und ihn fälschlicherweise in Sicherheit wog.
Auch, dass der Brite in 24 Runden keinen Weg an Vettel vorbei fand, ist ihm nur bedingt vorzuwerfen. Der Ferrari ist pfeilschnell auf der Geraden und die Strecke in Down Under alles andere als überholfreundlich. Hamilton fuhr am Limit, das zeigt sein Ausritt ins Gras, doch für eine Attacke reichte es gegen einen souveränen Vettel eben nicht.
Platz 2, Sebastian Vettel:
Das Qualifying-Duell gegen Räikkönen verloren. Nur mit Strategie-Glück an eben diesem vorbeigekommen. Und trotzdem drei Plätze besser als Kimi im Driver-Ranking? "Unfair!", wird manch einer sagen. Aber nein, ganz so einfach ist es nicht...
Vettel brauchte lange, um mit seinen Ultrasofts im ersten Stint warm zu werden. Erst spät kam er auf gute Rundenzeiten, fuhr dann aber teilweise schneller als Räikkönen, der bereits auf neuen Softs unterwegs war. Als es für Vettel irgendwann auch auf den gelben Reifensatz ging, führte er das Rennen plötzlich an - Virtual Safety Car und Software-Fehler bei Mercedes sei Dank.
Jetzt hatte endgültig Vettels Stunde geschlagen. Obwohl Hamilton massiven Druck ausübte und immer wieder ins DRS-Fenster gelangte, fuhr der Heppenheimer tadellos seinen Stiefel herunter. Solange, bis sein Rivale irgendwann entnervt aufgab. Am Ende hatte er fünf Sekunden Vorsprung auf Hamilton und weitere 1,2 auf Räikkönen.
Platz 1, Fernando Alonso:
Vor exakt einem Jahr sprach Alonso vom "besten Rennen seiner Karriere". Damals hielt der Spanier den unterlegenen McLaren-Honda bis zu seinem Ausfall kurz vor Ende auf Rang zehn. Beim China-GP zwei Wochen später verlautete er, "wie ein Tier" gefahren zu sein. Und was soll man sagen? Das Tier Alonso ist zurück!
In typischer Manier schluckte der 36-jährige Routinier alle Chancen auf, die sich ihm boten. Insgesamt profitierte er von für ihn fünf glücklichen Umständen: Bottas' Rückversetzung in der Startaufstellung, Sainz' Ausrutscher ins Gras, dem Doppelaus der beiden Haas und dem Virtual Safety Car, das ihn zeitsparend seine Reifen wechseln ließ.
Nur so war es möglich, dass Alonso plötzlich auf Rang fünf herumfuhr. Doch einmal da angekommen, war ihm seine beste Platzierung seit dem US-GP 2016 nicht mehr zu nehmen. Egal, ob hinter ihm ein Verstappen, ein Hülkenberg oder ein Bottas lauerten - Alonso blieb stets cool und fehlerfrei.
Und gute Nachrichten für alle McLaren-Fans: Platz fünf soll erst der Anfang gewesen sein, wie Alonso anmerkte. "Dieses Rennen wird wahrscheinlich die schwächste Performance der ganzen Saison gewesen sein. Wir werden besser und besser. Red Bull ist also unser nächstes Ziel."
So stimmten die User ab:
Die User sehen Vettel mit großem Abstand an der Spitze. 476 Stimmen erhielt der Ferrari-Pilot, mit 140 Aufrufen folgt Alonso. Hamilton schafft's mit 121 Stimmen ebenfalls aufs Treppchen. Räikkönen schnappt sich Platz vier (38 Stimmen), Hülkenberg Rang fünf (21 Stimmen). Das komplette User-Voting könnt Ihr oben nachlesen.
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