WWE Crown Jewel 2018 - die Analyse: Ein doppeltes FU Richtung Fans

Von Maurice Kneisel
Shawn Michaels bestritt sein letztes Match bei WrestleMania XXVI gegen The Undertaker.
© WWE

Im King Saud University Stadium von Riad, Saudi-Arabien veranstaltete die WWE trotz politischer Spannungen und großer Kritik Crown Jewel. So groß die Diskussionen rund um das hochdotierte Event im Vorfeld waren, so lieblos fiel das Booking aus. Highlight war ohne Frage das sehnlichst erwartete In-Ring-Comeback von Shawn Michaels, der im Main Event an der Seite seines DX-Partners Triple H auf die Brothers of Destruction The Undertaker und Kane traf.

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United States Champion Shinsuke Nakamura vs. Rusev (Kickoff match)

Sieger und weiterhin United States Champion: Shinsuke Nakamura per Kinshasa, nachdem er Rusev einen "versehentlichen" Low Blow verpasste. Ein eher kurzes und belangloses Match um einen leider seit geraumer Zeit wieder belanglosen Midcard-Titel. Die WWE vergisst nach der kurzen Renaissance v.a. des IC-Titels in den letzten Jahren leider einmal mehr ihre B-Titel, wobei beim IC-Pendant immerhin Champ Seth Rollins weiterhin im Fokus steht. Für Nakamura hingegen ist dieser Auftritt im Kickoff mittlerweile fast ein Highlight, da die WWE ihn seit dem Ende der Fehde vs. AJ Styles komplett vergessen hat. Die Perspektive für beide Beteiligten sieht entsprechend schlecht aus, theoretisch könnte man das Ganze aufgrund des Headbutts in Rusevs Weichteile noch einmal ansetzen - aber wozu? Ein Abgang aus der WWE von Shinsuke im kommenden Jahr wird angesichts seines erbärmlichen Bookings leider immer naheliegender.

SmackDown Tag Team Champions The Bar vs. The New Day

Sieger und weiterhin SmackDown Tag Team Champions: The Bar per Brogue Kick von Sheamus gegen Big E, nachdem Big Show ihm vom Apron aus bereits die WMD verpasst hatte. Logisches Booking, indem man Big Show als Trumpf gegen die drei Einhörner ausspielte. Der New Day sollte somit vorerst raus sein aus dem Titelrennen und The Bar könnten sich neuen Gegnern widmen - idealerweise den Usos, die einen erneuten Push mehr als verdient hätten.

WWE Champion AJ Styles vs. Samoa Joe

Sieger und weiterhin WWE Champion: AJ Styles per Phenomenal Forearm. Dem vorangegangen war ein äußerst intensives und stiffes Match, in dem Joe Styles u.a. mit einem gewaltigen Suicide Dive ins Kommentatorenpult schleuderte. Es steht zu befürchten, dass Joe nun ähnlich abstürzen wird wie Nakamura zuvor, nachdem er ein ums andere Mal gegen den Champ verlieren musste. Gleichzeitig muss man sich immer mehr fragen, wer im SmackDown Roster überhaupt noch ein glaubwürdiger Herausforderer nach den Survivor Series werden soll, denn mittlerweile hat Styles gefühlt alles und jeden bereits deutlich besiegt.

Brock Lesnar vs. Braun Strowman for the vacant Universal Championship

Sieger und neuer Universal Champion: Brock Lesnar per F-5. Was soll man hierzu noch sagen? Baron Corbin zog Strowman vor Matchbeginn den Titel über, es folgten einige F-5s und dann das erfolgreiche Cover. Das war's. Lesnar ist einmal mehr Champion, Strowman völlig unnötigerweise einmal mehr besiegt worden, obwohl er den Titel gewinnen MUSSTE und Raw wird einmal mehr monatelang ohne Main Title auskommen. Ganz davon zu schweigen, dass kein einziger F-5 gut aussah.

Eight-Man World Cup Tournament

Sieger und "Best in the World": Shane McMahon per Coast to Coast im Finale vs. Dolph Ziggler. Nein, das ist kein Vertipper, Shane McMahon hat ernsthaft dieses Turnier gewonnen und anschließend noch minutenlang über die Rampe getänzelt, um es allen reinzureiben. Das eigentliche Finale war überraschenderweise Ziggler vs. The Miz, doch Miz sellte bereits früh im Match beim Verlassen des Rings eine Beinverletzung, woraufhin er nicht weitermachen konnte. In dem Moment wurde offensichtlich, dass das ganze Turnier nur genutzt werden sollte, um SmackDown vs. Raw für die Survivor Series aufzubauen. Corbin, der noch versuchte, Shane abzulenken, wurde früh der Halle verwiesen, woraufhin der Ausgang offensichtlich war.

Triple H & Shawn Michaels vs. The Undertaker & Kane

Sieger: Triple H & Shawn Michaels nach Pedigree von Triple H gegen Kane. Die Brothers of Destruction arbeiteten hier eindeutig als Heels und nahmen Triple H recht früh aus dem Match, so dass Michaels über lange Zeit alleine im Ring stand und hart einstecken musste. Unter anderem zeigte der Heart Break Kid einen Moonsault nach draußen, bei dem er allerdings seine Gegner nur bedingt erwischte. Insgesamt hinterließ er allerdings einen sehr fitten Eindruck und beeindruckte in seinem ersten Match nach achteinhalb Jahren, für das er sich die "You still got it" Chants mehr als redlich verdiente. Ein schöner Nostalgiemoment für die Fans in der Halle und an den Bildschirmen - nicht mehr, nicht weniger.

Fazit

Immer wieder setzt die WWE ihren Fans Shows vor, die nur schwer zu schlucken sind und bietet Booking-Entscheidungen, die man selbst im Rückblick noch nicht nachvollziehen kann. Aber Crown Jewel unterbot ALLES! Im Vergleich zu dieser Show war der Greatest Royal Rumble ein echtes Meisterwerk. Die Tag- und US-Matches waren kurzes Beiwerk, das man ansonsten 1:1 genauso bei SmackDown abgehakt hätte. Die erste Runde des Turniers wurde schnell abgefrühstückt, damit dann immerhin in den Halbfinals die Match-Qualität anstieg. Doch welche Bedeutung hat das letzten Endes, wenn dann ernsthaft Shane McMahon dieses Turnier und zu allem Überfluss noch den Titel "Best in the World" gewinnt, obwohl er bis zum Finale nicht einmal daran teilgenommen hat?

An dieser Stelle kann nicht mal ausgeschlossen werden, dass man hier noch einen Seitenhieb gegen CM Punk landen wollte. Ja, aus Storyline-Sicht macht Shanes Triumpf Sinn, doch den gleichen Effekt im Hinblick auf die Survivor Series hätte man erreichen können, indem McMahon und Corbin sich massiv in das Match eingemischt und letztlich Shane die Entscheidung herbeigeführt hätte. Natürlich wirkt er so noch egomanischer - aber was will man damit erreichen?

Der einzige Effekt ist, dass man zuvor sechs völlig bedeutungslose Matches gesehen hat und ein Dolph Ziggler am Ende - wie schon so unendlich oft - wie Dreck behandelt wurde. Wenn man dann noch berücksichtigt, das dem Ganzen der royale Supergau um die Universal Championship voranging, bei dem man sich einmal mehr für Stillstand statt Fortschritt entschied, sagt das wohl alles. Klar, Lesnar wird nach seinem UFC-Match gegen Daniel Cormier im Zweifel wieder zur WWE zurückkehren, um noch mehr Geld abzugreifen. Doch für alle, die sich über Roman Reigns' Titelgewinn gefreut hatten, um endlich wieder ein aktives Titelrennen zu haben, ist dieses Booking ein zusätzlicher Tiefschlag. Will man Lesnar nun den Titel lassen, bis Roman hoffentlich wieder zurückkehrt? Es wäre der WWE absolut zuzutrauen. Man hätte stattdessen die Möglichkeit gehabt, hier Strowman endlich zu krönen, zum absoluten Top-Face zu pushen und dann bei Reigns' Comeback zu turnen, um zwei absolute Megastars im besten Alter gegeneinander zu stellen.

Stattdessen entschied man sich für ein weiteres gewaltiges FU in Richtung der Fans. Relevant war bei Crown Jewel unter dem Strich lediglich der Nostalgiefaktor im Main Event, den die Fans in Riad auch entsprechend abfeierten. Ach ja, und Host Hulk Hogan war auch anwesend, um anfangs kurz in die Show einzuführen. Das mag für reine Oldschool-Fans ausgereicht haben, um mit einem guten Gefühl aus dieser Show gegangen zu sein, doch alle anderen dürften mehr als bedient sein. Die katastrophale Entscheidung rund um die Universal Championship oder doch McMahons Egotrip - es bleibt jedem selbst überlassen, was nun letztlich der persönliche Tiefpunkt war. Doch in jedem Fall hat die WWE hier lässig alles unterboten, was sie bislang im Jahr 2018 PPV-technisch (und auch ansonsten) auf die Beine gestellt hat.