Undertaker und CM Punk stehlen die Show

Von Maurice Kneisel
Immer wieder beeindruckend: der legendäre Entrance des Undertaker
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Die Lichter im MetLife Stadium von New Jersey sind aus, WrestleMania 29 Geschichte. Ein klares Fazit zu ziehen, fällt schwer: Einerseits lieferten der Undertaker und CM Punk sich einen großartigen Fight mit Match des Jahres-Potential und Brock Lesnar vs. Triple H glänzte mit reichlich Härte. Andererseits enttäuschte der Main Event zwischen The Rock und John Cena mit wenig Tempo und reichlich Pathos nach Matchende.

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Intercontinental Champion Wade Barrett vs. The Miz (Pre-Show)

Zu Beginn hatte Barrett das Match im Griff und setzte seinem Herausforderer mit Kniestößen und Forearms in der Ecke zu. Miz meldete sich schließlich zurück und schaffte mit seiner Backbreaker/Neckbreaker-Kombo einen Two-Count. Wenig später blockte zunächst der Awesome One einen Wasteland-, dann Barrett einen Skull Crushing Finale-Ansatz. Der Engländer ließ daraufhin die Winds of Change folgen. Der Bullhammer Elbow sollte den Sieg bringen, doch Miz konterte Wades Finisher in den Figur-Four Leglock. Barrett befreite sich und brachte doch noch den Wasteland durch, aber Miz kam bei Zwei aus dem Cover. Anschließend setzte er erneut den Figur-Four an und zwang seinen Gegner dieses Mal zur Aufgabe. Sieger und neuer Intercontinental-Champion: The Miz.

Sheamus, Randy Orton & The Big Show vs. The Shield

Nachdem die Mitglieder des Shield einen großartigen Entrance durch die Menge im mit 80.676 Besuchern vollgepackten MetLife Stadium hingelegt hatten, ging es erwartungsgemäß mit Brawling los. Die drei WrestleMania-Debütanten tagten gewohnt munter hin und her, bei den Faces wechselten sich Orton und Sheamus ab, während Big Show sichtlich genervt auf dem Apron wartete. Als der Hüne schließlich doch rein durfte, zerfetzte er gleich Ambrose' Schutzweste und ließ einige schallende Overhead Chops auf dessen Brust krachen. Wenig später fiel Rollins' Oberteil Sheamus zum Opfer, der seine Schlagserie auf dem Apron folgen ließ. Show stoppte zunächst zwar einen Triple Powerbomb-Ansatz gegen Sheamus per Spear gegen den kompletten Shield, doch sein Unmut wurde überdeutlich, als der Ire sich anschließend in seine Ecke rettete und Randy Big das Tag klaute. Orton lauerte auf den RKO gegen den legal im Ring befindlichen Ambrose, verpasste seinen Finisher stattdessen aber dem heranfliegenden Rollins - und musste in der nächsten Sekunde das Spear von Reigns einstecken. Pin durch Ambrose, Sieger: The Shield. Nach dem Match knockte Big Show seine beiden Tag Partner per WMD aus, sein Face-Turn hat sich damit offensichtlich schon wieder erledigt.

Mark Henry vs. Ryback

In einem recht kurzen Match hatte Henry anfangs klar die Oberhand und setzte seinem Gegner mit Clothelines sowie dem Bearhug kräftig zu. Erst kurz vor Ende konnte Ryback sich befreien und verpasste dem World's Strongest Man seine Meathook Clotheline. Anschließend bewies er seine eigene Kraft und stemmte den Brocken zum Shell Shocked auf die Schultern. Er wollte losmarschieren, doch Henry hielt sich an den Seilen fest und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Ryback stürzte zu Boden, Henry landete auf ihm und zeigte gleich das Pin, Sieger: Mark Henry. Als Mark anschließend nachsetzen wollte, kam Ryback mit einem Spienbuster zurück und durfte schließlich doch noch seinen Shell Shocked zeigen.

WWE Tag Team-Champions Team Hell No vs. Dolph Ziggler & Big E Langston

Perfekter Einstieg: Dolph holt sich am Apron sein Glückküsschen von AJ ab, dreht sich rum und kassiert einen saftigen Kick von Bryan, der sofort covert. Ein herrliches Déjà-vu nach Daniels Pleite gegen Sheamus im Vorjahr, auch wenn das Pin hier nur bis Zwei ging. In der Folge stand Big E erstmals im Rahmen eines offiziellen Matches im WWE-Ring und zeigte gegen Kane, den er über Minuten dominierte, wieviel Kraft in ihm steckt. Wenig später schien Ziggler nach dem Zig Zag gegen Kane tatsächlich die Titel ergattern zu können, doch die Big Red Machine kam bei Zwei aus dem Cover. Langston mischte sich ein, AJ nutzte die allgemeine Verwirrung und schob Dolph dessen Koffer zu. Kane wich dem Schlag jedoch aus, ließ einen Chokeslam from Hell folgen und wechselte Bryan ein, der nach dem Diving Headbutt erfolgreich pinnte. Sieger und weiterhin Tag Team-Champions: Team Hell No. Anschließend YES!te Daniel noch mit der kompletten Halle um die Wette.

Fandango vs. Chris Jericho

Jede Menge Tänzerinnen beim Entrance und noch mehr Konter im Match präsentierte Fandango bei seinem WrestleMania-Einstand. Dabei hatte Jericho das Match zunächst klar unter Kontrolle und zeigte früh den Codebreaker, sein Gegner rettete sich jedoch nach draußen und verhinderte so das Cover. Erst als Jericho zum Triangle Dropkick ansetzte, konnte Fandango mit einem artistischen Sidekick kontern und so erstmals selbst in die Offensive gehen. Neben unzähligen Tanzeinlagen zeigte er auch ein paar Wrestling-Moves, nach einem Flatliner kam er mit seinem Flying Legdrop durch, doch nicht mit dem anschließenden Pin. In der Folge versuchte Fandango sich weitere Male am Flying Legdrop, Y2J konterte jedoch. Nachdem das Move bei einem weiteren Versuch ins Leere ging, schnellte Chris zum Lionsault in die Seile, doch Fandango wich aus. Jericho sellte eine aus dem unsanften Aufkommen resultierende Knieverletzung, während er die Walls of Jericho ansetzte und wurde eingerollt. Sieger: Fandango.

World Heavyweight Champion Alberto Del Rio vs. Jack Swagger

Swaggers Entrance per Jeep fiel einer zu langen Video-Promo zum Opfer, dafür durfte Zeb Colter vor dem Match noch eine weitere seiner Hasspredigten zum Besten geben. Daraufhin folgte ein schneller Matchbeginn, bei dem Del Rio seinen verhassten Gegner zunächst aus dem Ring und dann dort weiter durchprügelte. Immer wieder wendete sich das Blatt, Colter gelang es dabei wiederholt durch Ablenkung, seinem Schützling einen Vorteil zu sichern. Als Del Rio sich am Cross Armbreaker versuchte, konterte der All-American American diesen in die Gutwrench Powerbomb. Nach erfolglosem Cover ging er gleich über zum Patriot Lock, den der Mexikaner wiederum in den Cross Armbreaker konterte, nur um seinerseits von Swagger erneut in den Patriot Lock gekontert zu werden. Zur Entscheidung führte jedoch auch das nicht. Nachdem Colter einmal mehr eingriff und Ricardo Rodriguez sich einmischte, verlagerte sich das Geschehen kurzzeitig nach draußen. Swagger gewann dort vermeintlich die Oberhand, schickte Alberto zurück in den Ring und ließ sich bei der eigenen Rückkehr etwas zuviel Zeit. Del Rio nutzte die Gelegenheit zum erneuten Cross Armbreaker, der dieses Mal zum Erfolg führte. Sieger und weiterhin World Heavyweight Champion: Alberto Del Rio.

The Undertaker vs. CM Punk

Was wurde vorab nicht über die Blessuren beider Männer diskutiert - völlig umsonst! Der Undertaker und Punk lieferten sich ein großartiges Match, bei dem keiner von beiden irgendetwas vermissen ließ. Dabei trieb CM wunderbar die Emotionen im Stadion in die Höhe, als er immer wieder mit der Urne spielte oder den Deadman mit dessen typischen Gesten verhöhnte. Nachdem er zu Anfang ordentlich einstecken musste, gelang es ihm, den Undertaker bei dessen legendärem Gang übers Seil zu kontern. Stattdessen zeigte er anschließend selbst Old School und kam damit tatsächlich durch! Als sich die Action einmal mehr nach draußen verlagerte, konnte der Best in the World sich aus einem Last Ride-Ansatz winden und schickte den Undertaker per Kick auf das zuvor abgeräumte spanische Kommentatorenpult. Punk kletterte daraufhin auf den Top Turnbuckle und segelte per Flying Elbow von dort nach draußen. Er erwischte zwar den Taker, das Pult blieb aber - wie bei CM mittlerweile fast traditionell - stehen. Zurück im Ring, packten beide Männer ihr ganzes Können aus. Ein Trademark Move- oder Finisher-Ansatz nach dem anderen wurde in ein Signature des jeweils anderen gekontert, nur um gleich wieder umgedreht zu werden. Der Taker landete im Anaconda Vise, Punk musste den Tombstone einstecken - doch zur Entscheidung führte nichts davon. Als der Referee zu Boden ging und der Deadman CM erneut zum Last Ride hochstemmte, reichte Paul Heyman seinem Schützling die Urne, Punk schlug beherzt zu. Die ultimative Demüting sollte folgen: das Brechen der Streak durch das Trademark-Cover des Undertaker! Doch dieser kickte erneut aus dem Pin raus. Am Ende wurde es ganz wild: Cut Throat-Geste von Punk, GTS-Ansatz, aber der Taker kam raus. Tombstone-Ansatz, gekontert in einen GTS-Ansatz, wiederum gekontert in den Tombstone. Dieser kam durch und reichte zum 21-0, Sieger: The Undertaker. Um den Feel-Good-Moment perfekt zu machen, eroberte der WWE-Sensenmann, auf dessen Outfit eine Urne mit dem Aufdruck "RIP Paul Bearer" zu sehen war, anschließend auch das Gefäß zurück.

Tripe H vs. Brock Lesnar (No Holds Barred Match)

Ein hartes Match konnte man vorab erwarten und genau das bekam man auch geboten. Lesnar, der die erste Hälfte klar dominierte, ließ Hunter ein ums andere Mal per Belly to Belly- oder Belly to Back-Suplex durch die Luft segeln, beförderte ihn zudem durch das spanische Pult, das zuvor Punks Aufprall noch überstanden hatte. Um die Intensität noch zu steigern, wurden schließlich die Waffen ausgepackt, wobei HHH vor allem auf Stuhl und Vorschlaghammer, Brock auf die Ringtreppe zurück griff. Shawn Michaels, der seinem Kumpel Beistand leistete, lenkte Lesnar ein ums andere Mal ab und sorgte so immer wieder dafür, dass Hunter in das Match zurück finden konnte. Schließlich mischte er sich auch physisch ein und musste den F-5 einstecken, ebenso wie Triple H. Dies führte jedoch ebenso wenig zum Sieg wie Hunters Pedigree im ersten Anlauf. Als Lesnar nach einigen Schlägen mit der Ringtreppe den Kimura Lock ansetzte, ging das Match in die entscheidende Phase. HHH hielt lange durch und konnte sich schließlich befreien, nur um das Biest seinerseits in den Kimura zu nehmen. The Game, dessen Karriere auf dem Spiel stand, wurde wiederholt von Lesnar auf die Ringtreppe gehämmert, nur um den Submission Hold erneut anzusetzen. Nachdem Brock sich zum dritten Mal in Serie befreien konnte, schnappte Hunter sich den Vorschlaghammer und rammte ihn seinem Gegner ins Gesicht. Anschließend hievte er ihn auf die Ringtreppe und ließ den Pedigree folgen. Sieger: Triple H, der anschließend HBK jubelnd in die Arme fiel.

WWE Champion The Rock vs. John Cena

Nach einem äußerst schleppenden Beginn kam erstmals etwas Pfeffer ins Match, als Cena seine You can't see me-Geste zeigte - und The Rock dem nachfolgenden Five Knuckle Shuffle auswich. Was folgte, war ein Reigen an Signature- und Finisher-Ansätzen, die teilweise durchkamen, teilweise in die Trademark-Moves des jeweils anderen gekontert wurden. Attitude Adjustment, STF, People's Elbow und Rock Bottom reichten wiederholt nicht zum Sieg. Daraufhin fingen beide an, die Signature Moves des jeweils anderen zu zeigen und sich mit ihren Taunts gegenseitig zu verhöhnen. Als schließlich Cena den Rock Bottom zeigte und den People's Elbow folgen lassen wollte, schnellte The Rock zurück auf die Beine - doch Cena hielt sich an den Seilen fest und setzte zum AA an. Rocky konterte per Rock Bottom, doch wieder reichte das Cover nicht. Nach einer Vielzahl an weiteren Kontern brachte The Rock schließlich den DDT durch und lauterte auf einen weiteren Rock Bottom. Konter von Cena, Attitude Adjustment, Feierabend! Sieger und neuer WWE-Champion: John Cena. Im Anschluss zeigten sich beide Männer versöhnlich, reichten sich die Hände und umarmten sich sogar. John verließ den Ring, damit die Fans Rocky abfeiern konnten. Anschließend wartete er oben auf der Rampe, die beiden salutierten voreinander und WrestleMania 29 endete mit einem deftigen Feuerwerk, das den Nachthimmel von New Jersey erhellte.

Fazit

Einmal mehr Licht und Schatten. Bis zum Main Event war WrestleMania 29 definitiv über der Vorjahres-Ausgabe einzustufen. Doch das zunächst langweilige, dann ausschließlich auf Finisher-Konter ausgelegte Finale wusste noch weniger zu überzeugen als die erste Ausgabe von "Once in a Lifetime". Noch schlimmer war die von Pathos getränkte Post-Match-Feier zweier Männer, die in den vergangenen Wochen (und im Vorjahr) als verbitterte Rivalen dargestellt wurden. Wo war die Verbissenheit, die gerade bei John Cena nach dem Seuchenjahr 2012 hätte vorhanden sein müssen? Stattdessen wurden die Animositäten durch Trademark-Moves-Klau und verhöhnende Gesten dargestellt - doch all das war nach Matchende schon wieder vergessen. Man hatte hier die Möglichkeit, ähnlich wie bei Rock vs. Hogan vor elf Jahren, eine Fackelübergabe vor Altstar zum aktuellen Aushängeschild zu vollziehen, scheiterte aber kläglich. Aus dem "Happy Ending" lässt sich schließen, dass es bei Extreme Rules nicht zu einem Re-Match kommen wird. Vielmehr bleibt zu befürchten, dass Cena und Rock sich gegen einen gemeinsamen Feind - The Shield - zusammen tun und deren Momentum zerstören dürfen. Positiv in Erinnerung bleiben das intensiv geführte No Holds Barred-Match zwischen Lesnar und Triple H sowie vor allem der Showstealer zwischen dem Undertaker und CM Punk. Hier wurden die Konter und Verhöhnungen - im Gegensatz zu Rock vs. Cena - perfekt eingesetzt. Die Leistung beider Männer ist unter Berücksichtigung ihrer gesundheitlichen Probleme umso höher einzuschätzen, da sie sich davon nichts anmerken ließen. Del Rio und Swagger lieferten sich eine der Fehde angemessen schnelle und verbissene Auseinandersetzung, die übrigen Matches fielen zwar etwas kurz aus, waren aber keineswegs schlecht. Offen bleiben die Fragen, wann Dolph Ziggler endlich eincashen darf, wie es nach der neuerlichen PPV-Niederlage mit Ryback weiter geht - ein Sieg im Re-Match gegen Henry bei Extreme Rules ist wahrscheinlich - und ob Fandango trotz seines Debüt-Siegs gegen einen zukünftigen Hall of Famer tatsächlich das Zeug hat, um auf lange Sicht mehr als ein Under- bis Midcarder zu werden.

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