"Bin ihm verfallen": Star-Geigerin Mutter vergleicht Federer mit Placido Domingo

Von Ulrike Weinrich
Roger Federer, Placido Domingo
© getty

Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter hat sich in einem Beitrag für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FASZ) als "Federer-Groupie" geoutet und den "Maestro" mit dem weltberühmten Opernsänger Placido Domingo verglichen.

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Wenn Anne-Sophie Mutter über Ästhetik spricht, dann ist das absolut authentisch. Einer Frau, die selbst ein Stück Kunst verkörpert, traut man ohne Zögern zu, das besondere Etwas besitzen, um auch abseits ihrer vertrauten Musikwelt ein Urteil mit Tiefgang zu fällen.

Anne-Sophie Mutter: "Man könnte mich einen Federer-Groupie nennen"

Was im Umkehrschluss nicht heißt, dass die 55-Jährige das mit emotionsloser Präzision tut. Ganz im Gegenteil: Geht es um Roger Federer, dann gerät Mutter regelrecht in Verzückung über den "Maestro" des Tennis-Courts: "Man könnte mich einen Federer-Groupie nennen. Diese Ästhetik, diese Eleganz - ich bin ihm einfach verfallen", schrieb die Geigerin in einem Beitrag für die Serie "Denk ich an Sport" der "FASZ", der am vergangenen Sonntag erschien.

Von ihrem einstigen Helden John McEnroe ("Sein Temperament und die damit einhergehende Zügellosigkeit haben mich beeindruckt") hat sich Sportfan Mutter losgesagt.

Der Nachfolger ist ein ganz anderer Typ, ein "großer Sportsmann", aber eben auch ein "Gentleman", wie die Weltklasse-Musikerin aus dem badischen Rheinfelden den urbanen Schweizer mit Weltruf beschreibt. Stolz postete Mutter nach Federers achtem Basel-Titel 2017 ein Bild, auf dem Beide zu sehen sind. "The King and I", schrieb sie dazu.

Was auf den ersten Blick vielleicht überrascht: Für das einstige "Geigen-Wunderkind" drängt sich der Vergleich zwischen dem Grand-Slam-Rekordsieger und Star-Tenor Placido Domingo (77) regelrecht auf. Was sie bei Beiden so schätze, sei ihre "Klugheit". Mutter meint damit, dass sich sowohl Domingo als auch Federer gewissen Umständen anpassen, die mit zunehmendem Alter unausweichlich sind.

Gedanken an ein Federer-Karriereende lösen "große Angstträume" aus

Während der spanische Sänger einen Fachwechsel vom Tenor zum Bariton vollzog, entschied sich der "FedExpress" dazu, seinen Spielplan sukzessive zu reduzieren. "Warum sollte man den Körper - hü und hott - auf drei verschiedene Beläge zwingen, wenn man auf Hartplatz und Rasen auch Nummer zwei sein kann?", fragte Mutter rhetorisch.

Diese Erfahrung und Souveränität zeichneten sowohl einen Weltklasse-Sportler als auch einen - Musiker aus, fügte sie an. "Große Angsträume" sind die Folge, wenn Mutter an Federers Karriereende denkt. Das klingt dann so: "Über einen eventuellen Rücktritt möchte ich bitte nicht sprechen." Basta!

"Der Meister, der Maestro, er kommt immer wieder!"

Überhaupt ist Mutter davon überzeugt: "Der Meister, der Maestro, er kommt immer wieder!" Und das gewaltig und leidenschaftlich, so wie auch die Star-Geigerin bei ihren Konzerten auf den Bühnen dieser Welt mit ihrer Stradivari-Violine agiert. Allerdings leidet die Wahl-Tirolerin ein wenig darunter, dass sie Federer (37) in diesem Jahr wohl nicht mehr live erleben kann.

Nach Shanghai, wo der Weltranglistenzweite am Freitag im Viertelfinale auf Kei Nishikori (Japan) trifft, kommt Mutter erst Ende Oktober. Auch den Turnierbesuch in Basel muss sie in diesem Jahr abhaken, weil Mutter dann immer noch in China weilt. "Und ich schaffe es wahrscheinlich auch nicht zu den ATP-Finals in London - das war immer mein Heiligtum", meinte sie - und verriet über das Saisonfinale in der o2-Arena: "Da kommt man auch an gute Karten ran, ohne dass man sein Haus verkaufen muss", erklärte sie."

Anne-Sophie Mutter, die sich selbst als "etwas laute Zuschauerin" bezeichnet, machte trotz der Liebe zu ihrem Beruf keinen Hehl daraus, dass sie die stimmungsgewaltige Atmosphäre in den Sportstadien besonders genießt. "Tatsächlich ist es etwas, was mich auch am Tennis sehr anzieht."

Die 25.000 Fans beispielsweise, die ins Arthur Ashe Stadium bei den US Open passen, haben es Mutter angetan. "Das ist natürlich eine emotional dicht zusammengeschweißte Gruppe, die etwas Einmaliges erlebt."

So wie sie, eine der wichtigsten Geigerinnen der Gegenwart, wenn sie ihren Roger spielen sieht, den "Maestro", der auch dem besonderen Vergleich mit Placido Domingo locker standhält.

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