Roger Federer nach verlorenem Finale in Indian Wells: "Das war extrem frustrierend"

Von Jörg Allmeroth
Roger Federer unterlag im Finale gegen Juan Martin del Potro.
© getty

Spätestens mit seinem Triumph in Indian Wells hat sich Juan Martin del Potro wieder in der absoluten Weltspitze zurück gemeldet. Roger Federer nimmt die Niederlage hingegen halbwegs gelassen zur Kenntnis.

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Wie gering die Chance war, dieses große und großartige Finale zu verlieren, bezifferte Roger Federer später ganz genau. "Wenn ich in einem Aufschlagspiel zum Matchgewinn 40:15 führe, dann gewinne ich es auch zu 90 Prozent", hielt Federer in der Nachbetrachtung des verlorenen Endspiels von Indian Wells gegen Juan Martin del Potro fest.

Gleich drei Matchbälle hatte Federer sogar im zehnten Spiel des dritten, alles entscheidenden Satzes, bei einer 5:4-Führung, aber sie blieben allesamt ungenutzt - und wenig später war die gerade noch unwahrscheinlich anmutende Niederlage eingetreten, der eine von zehn Fällen, wenn man Federers Rechnung folgte. 4:6, 7:6 (10:8) und 6:7 (2:7) lautete das exakte Zahlenwerk zum Fehlschlag des Schweizers, zum ersten Ausrutscher in einer bisher makellosen Saison.

"Das war schon extrem frustrierend", sagte der 36-jährige hinterher, "aber ich bin zum Glück nicht mehr 19. Denn dann wäre ich mit Sicherheit am Boden zerstört gewesen." Heute, so Federer, könne er die Dinge in einem größeren Zusammenhang sehen - und damit auch das Positive: "Es war ein gutes Turnier, eine starke Saison bisher. Und ich kann zuversichtlich nach vorne blicken."

Roger Federer der konstanteste Spieler 2018

Das kann Federer tatsächlich, denn er ist - Scheitern in der kalifornischen Wüste hin oder her - bisher der einzig stabile Faktor im Welttennis der Herren in dieser Spielzeit. Bis er gegen del Potro verlor, setzte er im Alleingang die Schwerpunkte und Schlagzeilen im Tourbetrieb, ob als Australian Open-Sieger oder auch als alte, neue Nummer eins in der ATP-Weltrangliste.

Noch kurz vor dem finalen Knockout in der Wüste markierte der Branchenführer einen neuen persönlichen Rekord - mit 17 aufeinanderfolgenden Siegen zum Saisonstart. Wo sich langjährige Rivalen wie Rafael Nadal, Novak Djokovic, Stan Wawrinka oder Andy Murray mit mehr oder minder hartnäckigen Verletzungen herumschlagen, verströmt Federer als ältester aus der einstigen Elitegruppe geradezu juvenile Frische.

Auch die beiden hart umkämpften Drei-Satz-Partien auf der Zielgeraden von Indian Wells steckte der vierfache Familienvater gut weg: "Ich fühle mich nicht ausgelaugt oder matt jetzt. Und ich freue mich auf Miami, auf das nächste Masters", sagte Federer. Auch dort, in Floridas Metropole, geht er wieder als Titelverteidiger an den Start, er hatte 2017 das Finale gegen Nadal gewonnen.

Juan Martin del Potro vor weiteren Erfolgen?

Abzuwarten bleibt, ob sich Wüsten-König del Potro in den nächsten Monaten als möglicherweise gefährlichster Gegenspieler von Federer etablieren kann. Nach seinem grandiosen US Open-Sieg des Jahres 2009 hatte der hochgewachsene Argentinier immer wieder unter Handgelenksproblemen gelitten, gleich vier Mal wurde der "Turm von Tandil" operiert und immer wieder an die Seitenlinie gezwungen.

Ende 2015 spielte er sogar mit Rücktrittsgedanken, damals war er nur noch die Nummer 587 der Weltrangliste. Mit dem Finaltriumph gegen Federer erreichte seine Comeback-Mission in der Weltspitze ihren ebenso dramatischen wie euphorischen Höhepunkt, in der Hitliste der Tennisprofis wird der 29-jährige seit dem gestrigen Montag auf Platz 6 geführt.

"Ich hoffe, dass ich noch einige schöne Überraschungen in diesem Jahr schaffen kann", sagte del Potro am Abend des Sieges in Indian Wells. Del Potro kann auch in Miami weiter Boden gut machen. Federer aber muss errungenes Terrain, erkämpfte Punkte verteidigen. Erreicht er das Viertelfinale nicht beim letzten Hurra in Key Biscayne (das Turnier zieht danach um), ist Platz eins in Gefahr.