Roger Federer - Die große Prüfung kam erst nach dem Match

Von Jörg Allmeroth
Will Ferrell und John McEnroe beim freundlichen Federer-Roasting
© getty

Wenn Ron Burgundy himself auf den Court kommt, dann muss selbst ein erfahrener Profi wie Roger Federer seine gesamte Konzentration aufbringen.

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Was muss man als Roger Federer nicht alles tun so an einem Arbeitstag beim Australian Open. Es reicht keineswegs aus, einfach nur sein erstes Match zu gewinnen, in diesem Fall souverän und ungefährdet mit 6:3, 6:4 und 6:3 gegen den braven Slowenen Aljaz Bedene. Nein, anschließend steht einem auch erst mal der unvermeidliche John McEnroe als Auftaktbefrager in der Rod Laver Arena gegenüber, ein Mann, der sich selbst gern in Szene setzt und Federer sogleich mit allen möglichen und unmöglichen Fragen bombardiert. Der den Maestro herausfordert, schlagfertig und eloquent zu sein.

Also muss sich Federer dann auch gleich einem Scheinthema stellen wie diesem: "Wie bewegt man sich und wie spielt man eigentlich so in Deinem Alter, Roger." Der 60-jährige kriegt darauf dies vom 36-jährigen zu hören: "Ich habe immer hart im Gym gearbeitet..." Noch ehe man den Hintersinn erkennen kann, die Andeutung, dass McEnroe vielleicht nicht so viel gearbeitet haben könnte, geht McEnroe auch schon dazwischen: "Ist doch Quatsch." Worauf Federer unernst weitermacht: "Ich war eigentlich immer nur im Urlaub, die ganze Karriere über." Um dann wieder seriös zu werden: "Es war halt mein Traum, lange spielen zu können. Und zum Glück lernte ich viele Leute kennen, die selbst lange gespielt haben. Das war eine Inspiration."

Zwei Tänzer

Federer darf und muss dann auch noch einmal auf 2017 zurückblicken - und er prägt dabei einen denkwürdigen Satz, nämlich den, dass man "für einen Tango halt zwei braucht". Er meint damit, zur Freude des um Entertainment bemühten McEnroe, das Finale des letzten Jahres, den Kampf mit Rafael Nadal. Federer gibt auch zu Protokoll, dass er nicht unbedingt daran glaube, dass sich das Märchen der letzten Saison wiederholen werde: "Ich weiß, dass der Wettbewerb noch härter ist aktuell. Ich will Chancen herausspielen und auch nutzen."

Es kommt dann auch, gleich in diesen ersten Minuten nach dem Sieg, der Schauspieler und Comedian Will Ferrell auf den Platz. Ein Überraschungsgast für Federer, der sich verschwitzt dem nächsten Ulk zu stellen hat. Ob er eher ein Vampir oder ein Hexer sei, will Farrell etwas sinnbefreit wissen. Federer stutzt, meint dann: "Wohl ein Vampir." Nächste Frage von Farrell, nächster Jux: "Würdest Du Dein Spiel als seidene Gazelle beschreiben?" Federer zweifelt ironisch: "Werden die denn nicht am Ende gefressen?" Worauf der Komiker repliziert: "Nicht, wenn sie schnell genug sind."

So kann es also zugehen, wenn man Roger Federer heißt und von Gott und der Welt nicht nur um ein gutes Spiel, sondern auch um lustige, launige Konversation gebeten wird. Und wenn man mit seinem Auftaktspiel erst mal keine großen Fragen zuläßt, weil man zwingend überlegen war. Später übrigens geht das Frage-und-Antwort-Spiel sozusagen in der nächsten Dimension weiter, bei den berufsmäßigen Auskunftsleuten im Pressesaal. Und was wollen die wissen: Natürlich, wie das da draußen auf dem Centre Court mit den Herren McEnroe und Farrell so gewesen sei. "Ich habe mir Mühe gegeben, gute Antworten zu finden", sagt Federer, der am Donnerstag auf den langgewachsenen Deutschen Jan-Lennard Struff trifft. Er ist wieder haushoher Favorit und wird sich auf diese oder jene sportfremde Frage einstellen dürfen.

Und Stan Wawrinka? Es gab schlicht zwei gute Nachrichten von ihm. Er gewann, erstens, nach sechseinhalb Monaten Zwangspause sein erstes Match mit 6:3, 6:4, 2:6 und 7:6 gegen den Litauer Ricardas Berankis. Und, zweitens, das Problem-Knie des Romands hielt - wider alle Zweifel und selbstzweifel. "Es war schwierig, auch schmerzvoll. Aber ich habe mich durchgebissen", sagte Wawrinka, der in Runde zwei nun gegen den Amerikaner Tennys Sandgren gefordert sein wird, die Nummer 97 der Weltrangliste.

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