"Ein 36-Jähriger als Favorit?" - Federer kokettiert mit seinem Alter

Von Ulrike Weinrich
Spiderman, Roger Federer
© getty

Roger Federer ist nicht nur der Titelverteidiger, sondern auch der Topfavorit für die am Montag beginnenden Australian Open. Der 36-Jährige kokettiert allerdings mit seinem Alter.

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Spiderman hatte die Ehrfurcht vor dem Schweizer Superstar schnell abgelegt: Die Mensch gewordene Comicfigur bat Roger Federer am Kids Day um sein Racket. Und der Maestro ließ sich kurz vor Beginn der Australian Open nicht zweimal bitten. Er schmunzelte und witzelte, während auf der Tribüne seine vier Kinder wild tobten.

Im Gegenzug konnte Spiderman Federer aber nicht von seinen magischen Kräften überzeugen. Wenn der Grand-Slam-Rekordsieger sich eine übernatürliche Begabung aussuchen könnte, dann wäre es "das Fliegen". Wobei sich viele noch lebhaft daran erinnern, wie Federer vor zwölf Monaten quasi über die Courts im Melbourne Park schwebte und Down Under seinen 18. Major-Titel holte. Und das nach einer rund halbjährigen Verletzungspause wegen Knieproblemen.

"Ein 36-Jähriger sollte kein Favorit sein"

Sein vergangenes Traumjahr macht ihn in diesem Jahr zum ersten Anwärter auf den Coup beim ersten Major-Event des Jahres. Doch Federer kann die Expertentipps trotz seiner Einzelbilanz von fünf Siegen in fünf Matches in dieser noch jungen Saison nicht ganz nachvollziehen. "Ich finde nicht, dass ein 36-Jähriger Turnierfavorit sein sollte", sagte er am Sonntag bei seiner Pressekonferenz im neuen Medienzentrum und meinte: "Aus diesem Grund sehe ich die Dinge in dieser Phase meiner Karriere entspannter."

Federer rechnet mit erheblicher Gegenwehr der üblichen Verdächtigen: Rafael Nadal und Rückkehrer Novak Djokovic. "Jemand wie Rafa, mit dem vergangenen Jahr, das er hatte, und Novak mit den sechs Titeln, die er hier gewonnen hat, zählen auch zu den Favoriten", betonte der 19-malige Grand-Slam-Champ.

Auch Becker tippt auf den Maestro

Boris Becker sieht das ganz anders. "Grundsätzlich tippe ich immer auf den Titelverteidiger - und das ist Roger Federer", sagte der Männer-Beauftragte des DTB in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung". Auch für den früheren US-Profi und ESPN-Kommentator Brad Gilbert ist das Alter von Federer kein Hemmnis auf dem Weg zu weiteren glorreichen Erfolgen. "Er ist ein sehr junger 36-Jähriger - und hier der klare Favorit. Ich habe ihn beim Hopman Cup gesehen, und er hat wunderbar gespielt", sagte Gilbert über Federer, der zusammen mit Belinda Bencic bei der inoffiziellen Mixed-WM in Perth triumphiert hatte. Im Finale gegen das deutsche Team mit Alexander Zverev und Angelique Kerber.

Federer trifft in der ersten Runde am Dienstag auf den Slowenen Aljaz Bedene, die Nummer 51 im ATP-Ranking. Der legendäre Schweizer genießt die Tage in Australien. Seine Kinder Charlene und Myla (8) sowie Leo und Lenny (3) sind mit dabei. Gerade die Zwillings-Jungs verehren Comicfiguren wie Superman, der anders als ihr Daddy Cool fliegen kann. Doch Roger Federer bewies am anderen Ende der Welt auch in anderer Hinsicht seine Bodenhaftung. Als die Pre-Match-Pressekonferenz nach einer Weile beendet werden sollte, schritt der vielleicht beste Tennisspieler aller Zeiten ein - und sagte: "Zwei Fragen, die gehen schon noch."

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