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Big Board: Das sind die 75 besten Spieler im Draft 2021

SPOX-Redakteur Adrian Franke stellt euch die größten Talente im diesjährigen Draft vor.
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10. Rashawn Slater, OT/OG, Northwestern

Gut möglich, dass NFL-Teams Slater aufgrund seiner Größe und der kurzen Armlänge eher auf Guard sehen - man sollte ihm aber zumindest eine Chance auf der wertvolleren Tackle-Position geben. Slater hat super schnelle Füße, richtet sich permanent neu aus und hat dadurch eine beachtliche Agilität. Kann so auch auf Blitzer oder Stunts reagieren und sieht fast aus wie ein Tight End, wenn er schnell aufs Second Level arbeitet. Findet seine Balance wieder, wenn er beim ersten Push verliert und bearbeitet Pass-Rusher konstant durch das Play weg. Lässt so kaum einen Winkel zu, super aktiv mit seinen Händen. Das fiel auch bei seinem berüchtigten 2019er Tape gegen Chase Young auf, als er Young abmeldete. Hat Left Tackle und Right Tackle gespielt.

9. Jaelan Phillips, Edge, Miami

Fantastischer Edge-Bender, trotz seiner Maße. Phillips ist noch etwas größer und schwerer als beispielsweise Von Miller, trotzdem kommt er spektakulär eng um den Tackle herum. Ist zudem weit was seine Pass-Rush-Moves angeht, setzt seine Hände super ein, hat Konter-Moves, legt sich Tackles zurecht. Sehr agil und quick, und das bei seiner Größe. Tolle Athletik. Wenn er per Stunt nach innen arbeitet, sind Guards überfordert. Phillips wäre für mich das eine Elite-Defense-Prospect dieser Klasse - wenn wir rein sportlich denken. Aber man muss die Verletzungshistorie berücksichtigen: Hatte drei dokumentierte Gehirnerschütterungen bei UCLA, wo er schließlich auf Anraten der Teamärzte seine Karriere beendete. Kam nach mehr als einem Jahr zurück und spielte die vergangene Saison für Miami. Sportlich habe ich bei Phillips keinen Zweifel, aber Teams werden das Risiko abwägen müssen.

8. Ja'Marr Chase, WR, LSU

Das Nummer-1-X-Receiver-Prospect der Klasse. Spielt wahnsinnig physisch, ein Bully mit Speed nach dem Catch. Dominant am Catch Point, kann Press Coverage mit seiner Physis zerstören und verschafft sich vertikal gut Räume. Cornerbacks, die ihn pressen wollen, finden sich nicht selten auf dem Hosenboden wieder. Kein High-End-Route-Runner, aber funktional, gewinnt viel auch mit Hand Placement und Armeinsatz. In-Breaking-Routes mit etwas Tiefe sowie Comeback-Routes waren fast No-Brainer bei Chase. Teilweise verlässt er sich zu sehr auf seine Physis, und dann kann er sich in der Route festlaufen; manchmal wirkt es, als würde er den Kontakt fast suchen. Keiner, der konstant Separation kreieren wird und er ist - für einen X-Receiver - eher klein.

7. Jaylen Waddle, WR, Alabama

Fantastischer Speed. Bewegt sich auf einem anderen Tempo-Level, auch gegen SEC-Konkurrenz. Vor allem aber hat Waddle zusätzlich die Explosivität: Er beschleunigt blitzartig von 0 auf 100 - dadurch ist er auch ein gefährlicher Returner - und diese Explosivität überträgt sich auf sein Route-Running. Das setzt ihn von Henry Ruggs ab, der mehr ein "eindimensionaler" Speedster ist. Waddle ist eher tatsächlich ein ähnlicher Spielertyp wie Tyreek Hill, der mit scharfen Cuts, mit explosivem Release und auch mit Physis in der Route und am Catch Point spielt, zusätzlich zu dem Top-Speed den er hat. Die Sample Size bei Waddle ist klein, nachdem er den Großteil der Vorsaison verletzt verpasst hat. Ich sehe hier trotzdem den potenziell gefährlichsten Playmaker dieses Drafts außerhalb von Kyle Pitts.

6. Justin Fields, QB, Ohio State

Unheimlich akkurater Passer, der die Mitte des Feldes sehr gut bedient. Fields spielt innerhalb der Play-Struktur, kann aber notfalls auch improvisieren. Als Runner hat er mir sogar besser gefallen als Lance, weil er effizienter und smoother läuft. Fields hat einen sehr guten Arm, kann tolle tiefe Pässe aber auch Strikes über die Mitte raus feuern und bewegt sich schon mit subtilen, kleinen Schritten gut in der Pocket. Und er will das Big Play: Ohio State arbeitet viel mit tiefen Option Routes, Fields wollte häufig unbedingt den Cut des Receivers 15, manchmal 20 Yards tief "abwarten", um dann das Big Play anzubringen, sodass man seine Aggressivität teilweise mit langsamem Processing verwechseln könnte. Gleichzeitig gibt es aber durchaus Bereiche seines Spiels, in denen er schneller werden muss. Muss lernen, vom ersten Read weg zu kommen, aber er hat mir auch noch zu häufig offene Receiver übersehen oder Blitzer nicht registriert. Antizipation und Pre-Snap-Reads müssen besser werden, aber das Potenzial für einen Top-5-Quarterback ist da.

5. DeVonta Smith, WR, Alabama

Es wird spannend sein zu sehen, wie die NFL Smith sieht - er ist ein Outlier-Prospect mit seinen rund 170 Pfund Spielgewicht. Es gibt wenige Receiver, die mit diesem Gewicht in der NFL Erfolg hatten und das könnte dazu führen, dass Smith in die Mitte der ersten Runde abrutscht. Aber sein Gewicht hat auf Tape in der SEC nicht zu Problemen geführt. Nur selten wird er beim Release physisch dominiert oder aus der Route gepusht, im Gegenteil, er ist ein richtig guter Contested-Catch-Receiver, mit seinen langen Armen und mit der Körperkontrolle. Spielt physischer als man vermuten würde, gleichzeitig hat er aber auch Agilität und Explosivität in der Route. Smith ist ein guter Route-Runner, der konstant Separation kreiert und er hat exzellente Hände. Er hat keinen Elite-Speed und das Gewicht wird intern bei den Teams sicher kontrovers diskutiert, aber als Z-Receiver idealerweise neben einer starken Nummer 1 bin ich davon überzeugt, dass er einschlagen wird.

4. Penei Sewell, OT, Oregon

Hat nach dem Opt-Out 2020 nicht gespielt, aber was er davor schon - als 19-Jähriger (!) - gezeigt hat, lässt bei Sewell wenige Fragen offen. Irre athletisch für seine Größe und sein Gewicht, bewegt sich wahnsinnig leichtfüßig, im Raum eigentlich nie verloren. Explodiert vom Snap weg im Run Game, kann sich dann auch mühelos parallel zur Line stellen um Gaps zu öffnen. Kann jede Bewegung eines Blitzers - selbst wenn es ein Defensive Back ist - mitgehen. Hat Power in den Armen und zeigt enormes Spielverständnis, wenn es darum geht, Blitzer und Stunts zu identifizieren oder sich Arbeit zu "suchen". Er hat nicht die ideale Länge für die Position, und vereinzelt führt das dazu, dass er Rusher zu nah an sich rankommen lässt oder im zweiten Schritt nach innen geschlagen wird. Aber Sewell hat 2018 und 2019 über 706 Pass-Blocking-Snaps laut PFF nur einen Sack zugelassen.

3. Zach Wilson, QB, BYU

Ich verstehe die Kritik bei Wilson: Er hatte relativ wenige Herausforderungen in seiner spektakulären 2020er Saison, weil er gegen schwächere Gegner hinter einer exzellenten Line spielte. Er musste wenig mit Pressure umgehen und er wird noch deutlich schneller und präziser die Mitte des Feldes lesen müssen. Doch gleichzeitig ist Wilsons Spiel auch komplett im Trend dessen, wo sich die NFL hin entwickelt: Er kann Plays außerhalb der Struktur kreieren, er kann den Ball von jeder Plattform und aus der Bewegung werfen, er trifft enge Fenster Downfield. Absurde Highlight-Würfe im vertikalen Passspiel. Wilson kann improvisieren und sollte in einer Offense, die ihn per Design viel außerhalb der Pocket arbeiten lässt, schnell in der NFL funktionieren.

2. Kyle Pitts, TE, Florida

In einem Board ohne Positional Value wäre Pitts meine Nummer 1, dass er es so immer noch vor alle Quarterbacks außer Lawrence schafft, unterstreicht, wie hoch ich ihn einschätze. Der Ausdruck "Generational Talent" wird zu inflationär verwendet - Pitts ist der eine Spieler in dieser Klasse, dem ich dieses Label ohne Bedenken geben würde . Wenn ich ihn nur als Receiver graden würde, wäre er auch da in meiner Receiver-Top-3: Ein enormer Catch-Radius mit seinen langen Armen, super Timing am Catch Point, guter Ball-Tracker, wahnsinnig dynamisch nach dem Catch. Verzeichnete 3,26 Yards pro gelaufener Route. Variiert seinen Release, spielt mit seinem Tempo, die Beschleunigung kommt sehr smooth und "überraschend". Zeigt scharfe Cuts. Hat in der vergangenen Saison Jaycee Horn, Kelvin Joseph und Patrick Surtain geschlagen. Führte alle Tight Ends 2020 laut PFF in Deep Catches (10) und Deep Yards (331) an. Und gleichzeitig wehre ich mich dagegen, dass Pitts "nur ein großer Wide Receiver" sei: Er ist kein Monster-Blocker, aber es steht außer Frage, dass er sich hier gesteigert hat. Hat mich als In-Line-Blocker positiv überrascht, ist da mindestens funktional. Pitts ist die größte (Matchup-)Waffe im diesjährigen Draft und sollte der erste Non-Quarterback sein, der vom Board geht.

1. Trevor Lawrence, QB, Clemson

Lawrence ist das kompletteste Quarterback-Prospect nicht nur dieser Klasse, sondern seit mehreren Jahren. Ein fantastischer Arm, öffnet das ganze Feld, wirft Laser Downfield. Arbeitet ruhig und sicher durch die Pocket, hat auch die Athletik, um sich aus brenzligen Situationen zu befreien. Liefert den Ball häufig ideal zwischen Cover-Zonen oder in den Lauf. Lawrence, der mehr oder weniger als Nummer-1-Pick gehandelt wurde, seitdem er in seiner Freshman-Saison den College-Football auseinandernahm, ist schon weit in seiner Entwicklung und hat zusätzlich ein beachtliches Ceiling. Seine Accuracy ist nicht auf absolutem Top-Level, als Runner muss er smarter werden und er profitierte sehr von einer simplen RPO- und Screen-Offense bei Clemson, welche ihn vergleichsweise selten dazu zwang, die Mitte des Feldes zu lesen. Das könnte in der NFL zu einigen hässlichen Interceptions in dem Bereich des Feldes führen. Nichtsdestotrotz ist er das klare Nummer-1-Prospect dieser Klasse. Hier geht es zur ausführlichen Lawrence-Analyse .