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NFL - Lamar Jackson und die Baltimore Ravens: Das Ende der Negativ-Serien - ausgerechnet gegen den neuen Rivalen

Von Jan Dafeld
Lamar Jackson zog mit den Baltimore Ravens in die Divisional Round ein.
© getty

Lamar Jackson hat mit den Baltimore Ravens gegen die Tennessee Titans sein erstes Playoff-Spiel gewonnen (hier seht Ihr die Highlights im Video). Die Rivalität zwischen den beiden Teams wurde nach dem Spiel einmal mehr zum Thema. Doch der Blick der Ravens richtet sich bereits auf den nächsten Gegner.

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Als die letzten Sekunden des Wildcard-Spiels zwischen den Ravens und Titans herunterliefen, stand der große Star der letzten Stunde bereits nicht mehr auf dem Feld. Lamar Jackson hatte sich unmittelbar nach seinem Kneeldown 39 Sekunden vor dem Spielende in Richtung Kabine aufgemacht. Handshakes mit den unterlegenen Titans mussten ausbleiben.

"Es gibt keinen Grund für uns, uns gegenseitig die Hände zu schütteln", erklärte Jackson seinen fluchtartigen Aufbruch später. Die hitzigen Szenen vor dem letzten Spiel der beiden Franchises im November, als mehrere Titans-Spieler vor der Partie auf dem Logo der Ravens getanzt und sich Wortgefechte mit Ravens-Coach John Harbaugh geliefert hatten, waren in den Köpfen der Gäste offenbar immer noch sehr präsent.

"Ich empfand es einfach als respektlos", so Jackson. "Wir behandeln alle unsere Gegner mit Respekt. Wir konnten Größe zeigen, deshalb sind wir einfach vom Feld gegangen." Es ist nur ein weiteres Kapitel in der neu aufgeflammten Rivalität zwischen den beiden Teams. Bereits vor dem Spiel sprach ESPN-Kommentator Steve Levy zurecht davon, dass sich diese Begegnung aufgrund der Vorkommnisse in der jüngeren Vergangenheit wie ein Division-Duell anfühle.

Es war bereits das dritte Aufeinandertreffen der beiden Teams innerhalb eines Jahres. Vor exakt einem Jahr hatten die Titans die Ravens mit einem 28:12-Sieg überraschend aus den Playoffs gekegelt, im November entschied Tennessee das Duell in der Overtime mit 30:24 erneut für sich.

Baltimore Ravens dominieren gegen Derrick Henry

Der größte Unterschied zu den vergangenen beiden Spielen: Die Run-Defense der Ravens und damit verbunden die Leistung von Titans-Star Derrick Henry. Für 328 Yards war der Running Back in den vergangenen beiden Spielen zusammen gelaufen. Am Sonntag kamen gerade mal 40 weitere hinzu. Es war Henrys niedrigste Ausbeute in der gesamten Saison.

"Eine der besten Defensivleistungen meiner Laufbahn", hätten seine Ravens gegen die Titans gezeigt, lobte Harbaugh, der mit seinem achten Playoff-Auswärtssieg NFL-Geschichte schrieb, sein Team voller Stolz. Der Gameplan der Gäste? "Physis, Physis, Physis", so Defensive Lineman Derek Wolfe.

Angeführt von Brandon Williams und Calais Campbell, die das Regular-Season-Spiel gegen die Titans verletzungsbedingt verpasst hatten, dominierte Baltimore im Laufspiel die Line of Scrimmage. Gerade mal 13 Punkte ließ die Ravens-Defense gegen eine der besten Offenses der NFL zu und ermöglichte Jackson und Co. nach einem wackligen Start ins Spiel so überhaupt erst das Comeback.

Baltimore Ravens: Lamar Jackson holt ersten Playoff-Sieg

Als Initialzündung für die Offense fungierte dabei - wie könnte es anders sein? - ein explosiver Touchdown-Run von Jackson. Unter Druck von vier Pass-Rushern ergriff der explosivste Quarterback der NFL im zweiten Viertel die Flucht nach vorne, ließ auf der Höhe des First-Down-Markers Kevin Byard aussteigen und sprintete über 48 Yards zum Touchdown. 10:10, die Ravens hatten das Spiel ausgeglichen.

Es war der Startschuss für eine couragierte Leistung und eine herausragende zweite Halbzeit. Jackson brachte 17 seiner 24 Pässe für 179 Yards an und lief am Boden für 136 weitere Yards sowie einen Touchdown. ESPNs QBR-Metrik bewertete seine Leistung mit 84,7 (von 100 möglichen) Punkten.

Es war ein Sieg, der auch für Jackson persönlich von großer Tragweite war: In seinen ersten beiden Saisons hatte er die Ravens zwar zweimal in die Playoffs führen können, hatte dort allerdings wenig überzeugend gespielt und schied dementsprechend beide Male sieglos aus. Diverse Medien diskutierten seitdem immer wieder, inwieweit der außergewöhnliche Stil der Ravens-Offense auch dafür geeignet sei, um starke Gegner in den Playoffs zu schlagen - und nicht nur, um schwächere Teams in der Regular Season zu dominieren.

Dass Jackson nie zuvor in seiner NFL-Karriere ein Spiel nach einem Zehn-Punkte-Rückstand hatte gewinnen können, verstärkte dieses Narrativ obendrein. Gegen die Titans beendete der einstige Louisville-Star beide auf einen Streich.

Baltimore Ravens: Der Super Bowl bleibt das Ziel

"Mich interessiert nicht wirklich, was die Leute sagen. Ich bin einfach froh, dass wir gewonnen haben und in die nächste Runde eingezogen sind", spielte Jackson seinen persönlichen Erfolg im Anschluss an den Sieg herunter. Es sei nie um Jackson oder Henry gegangen, so der junge Quarterback. Die Ravens hätten die Titans geschlagen, das sei entscheidend.

Zufrieden dürften die Ravens nach ihrem ersten Playoff-Sieg seit sechs Jahren allerdings noch lange nicht sein. Baltimore war als heißester Anwärter auf den Super Bowl neben den Kansas City Chiefs in die Saison gegangen. Diesem Anspruch will das Team nun - mit etwas Verspätung - doch noch gerecht werden.

Für den nächsten Schritt in Richtung Lombardi Trophy muss Baltimore es nun allerdings noch besseren Offenses als der der Titans aufnehmen: In der Divisional Round trifft das Team auf Josh Allen und die Buffalo Bills, anschließend ginge es womöglich gegen die Kansas City Chiefs.

Auch auf Kansas City trafen die Ravens in den vergangenen 16 Monaten bereits zweimal. Auch in diesen Spielen ging Baltimore zweimal sieglos vom Feld. Es ist eine weitere Negativ-Serie, die Jackson und Co. nur zu gerne reißen lassen würden.

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