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Sunday Night Preview: New England Patriots vs. Pittsburgh Steelers - Neubeginn mit vielen Fragezeichen

Julian Edelman ist auch 2019 die Top-Anspielstation von Tom Brady bei den New England Patriots.
© getty

Im ersten Sunday Night Game der Saison 2019 empfängt Super-Bowl-Champion New England Patriots den Dauerrivalen Pittsburgh Steelers. Für beide Mannschaften gleicht die Partie einem Neuanfang und beide Teams einen zahlreiche unbeantwortete Fragen. Das Spiel seht Ihr in der Nacht zum Montag ab 2.20 Uhr live auf DAZN!

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Anders als in den vergangenen Jahren üblich eröffnet der amtierende Champion heuer nicht die Saison festlich am Donnerstagabend. Diese Ehre wurde der ältesten Rivalität der NFL, Chicago Bears gegen Green Bay Packers, anlässlich des Auftakts der 100. Saison der Liga zuteil.

Doch diese zumindest kleine Abschwächung des Ereignisses - es ist immer noch das erste Sunday Night Game der Saison - dürfte gerade Bill Belichick sehr recht sein. Sein Mantra seit jeher: Letztes Jahr war letztes Jahr. Nur dieses Jahr zählt!

Dennoch wird er zumindest ein klein wenig des üblichen Pomps des Titelverteidigers nicht weg knurren können, schließlich tragen die Patriots wie üblich zum Saisonauftakt nach einem Super-Bowl-Sieg einen speziellen Patch, der an den Triumph im Februar erinnert. Und der nunmehr sechste Championship-Banner wird auch oberhalb der Tribüne des Gillette Stadiums enthüllt werden.

Eigentlich jedoch bedeutet dieses Spiel einen klaren Neuanfang, nicht nur, weil die neue Saison beginnt.

Pittsburgh Steelers: Neuanfang ohne Bell und Brown

Für beide Seiten übrigens. Auch die Steelers fangen neu an. Sie begehen Jahr 1 ohne ihre selbstverliebten Drama-Queens Antonio Brown und Le'Veon Bell. Letzterer war zwar schon 2018 nicht mehr auf dem Feld, aber in den Köpfen mancher Beteiligter - und selbstredend in den Medien - stets präsent.

Beide sind weg, somit auch etwaige Störfeuer, für die beide immer wieder gut waren. Mehr Ruhe steht also an in Pennsylvania. Rein sportlich jedoch wird gerade Antonio Brown sicher nicht so schnell in Vergessenheit geraten, schließlich war er der Top-Receiver des Teams und einer der allerbesten in der Liga seit vielen Jahren.

Hinzu kommt, dass die Steelers wie kein anderes Team der Liga auf den Pass setzte. Sagenhafte 689 Passversuche waren die mit Abstand meisten der Liga - die zweitplatzierten Colts kamen gerade mal auf 644 Pässe!

Da jedoch nicht wirklich ins Running Game investiert wurde - hier bleibt Bell-Ersatz James Conner die Nummer eins vor Jaylen Samuels und Rookie Benny Snell Jr. -, ist auch in dieser Saison davon auszugehen, dass das Leder vor allem in die Hände von Ben Roethlisberger gelegt wird.

Und auch wenn dieser froh sein dürfte, den Menschen AB los zu sein, darf bezweifelt werden, ob er auch ohne den Receiver AB auskommt. Die Lücke schließen soll jedenfalls JuJu Smith-Schuster, der im vergangenen Jahr seinen Durchbruch schaffte. Spannender ist dagegen die Frage, wer denn nun die Nummer zwei - also Nachfolger von JuJu - wird. Die Preseason brachte hier zumindest keine abschließenden Erkenntnisse.

Wer wird Nummer-2-Receiver der Pittsburgh Steelers?

Die Kandidaten sind der erfahrene Donte Moncrief sowie James Washington und Rookie Diontae Johnson. Auch die Besetzung des Slots ist offen, nachdem Eli Rogers etwas überraschend den Cut nicht überlebte.

Bei den Patriots wiederum gehen sie ins Jahr eins nach Rob Gronkowski, den lange besten Tight End der NFL. Im Gegensatz zu AB wird dieser in Foxboro wohl vor allem menschlich eine Lücke hinterlassen.

Sportlich war Gronk zumindest über weite Teile der Regular Season nicht mehr der Fels in der Brandung, die nicht zu stoppende Waffe. Wenn er spielte - er verpasste einige Zeit mit diversen Blessuren -, dann zeichnete er sich zumeist als zusätzlicher Blocker aus. Erst gegen Ende des Jahres und in den Playoffs blitzte nochmal die Extraklasse des Tight Ends auf.

Insofern liegt die Vermutung nahe, dass die Patriots auch ohne Gronk in der Spur bleiben werden, zumal sie ihren Fokus aufs eigene Run Game weiter ausgebaut haben, was die Wahl von Damien Harris im Draft genauso unterstrich wie die Tatsache, dass man mit fünf echten Running Backs - Brandon Bolden allerdings in erster Linie als Special-Teamer - ins Jahr geht.

Doch auch im Passspiel zeichnen sich mittlerweile alle durch gute Hände aus - gerade Sony Michel machte über die Offseason große Fortschritte in diesem Bereich.

New England Patriots: Passspiel als größte Baustelle

Das Passspiel wiederum schien auch die größte Baustelle in einem ansonsten mit Talent gespicktem Kader zu sein. Top-Pick N'Keal Harry landete direkt auf Injured Reserve, während die generelle Hierarchie hinter Super-Bowl-MVP Julian Edelman noch offen scheint. Josh Gordon und Demaryius Thomas stiegen erst sehr spät ins Training ein, sodass eigentlich nur noch Phillip Dorsett mit Erfahrung übrigblieb. Doch das hat sich ja innerhalb weniger Stunden geändert: Antonio Brown ist nach seinem forcierten Abschied aus Oakland jetzt ein Patriot.

Gegen die Steelers darf er jedoch noch nicht ran, dafür kam die Unterschrift zu spät. Für den Opener am Sonntagabend heißt das, dass wir womöglich zwei Offensivreihen sehen werden, die sich noch finden müssen und nicht vom Start weg wie aus einem Guss spielen werden. Das rückt dann die Defensivreihen in den Fokus.

Bei den Gästen etwa dürften die Augen auf Linebacker Devin Bush Jr. gerichtet sein, für den Pittsburgh in der ersten Runde des Drafts hoch getradet hat. Er wird voraussichtlich nicht starten, aber sicherlich viel Einsatzzeit bekommen. Ansonsten setzt die Truppe auf Altbewährtes.

New England wiederum wird wohl einen etwas anderen Look haben in der Defense. Nominell kam Michael Bennett für Trey Flowers (Lions) ins Boot und könnte der einzige "neue" Starter im Vergleich zum Vorjahr sein. Doch ansonsten steht mit Chase Winovich ein interessanter Rookie-Edge-Verteidiger in den Startlöchern, der selbst beim gegnerischen Coach Mike Tomlin für Begeisterung sorgte: "Er hatte eine verblüffende Preseason. Ich habe viel Respekt vor ihm. Schon während der Draft-Vorbereitung habe ich viel von ihm gesehen. Er ist ein sehr guter Edge-Rusher."

New England Patriots: Neuzugänge sollen Pass Rush stärken

Einer, den New England sicher gut gebrauchen kann - ebenso Bennett -, denn die Adjusted Sack Rate (laut Football Outsiders) ihrer Defensive Line lag bei 5 Prozent - nur die Giants und Raiders entfachten weniger Druck. Dass New England dennoch in den Playoffs einen effektiven Pass Rush produzierte, war das Ergebnis zahlreicher Blitzes und verschleierter Formationen.

Formationen wiederum werden nun auch im Vordergrund stehen, denn schon in der Preseason deutete sich an, dass die Patriots erstmals seit längerer Zeit wieder mit einer 3-4-Grundformation spielen könnten - mit diversen Sub-Packages mit teilweise sogar nur einem D-Liner natürlich. Zuletzt war man meist mit einer 4-3-Formierung als Grundsystem aktiv.

Diese Rückkehr zu alten Mitteln ist dem größeren Einfluss von Belichick auf die Defense geschuldet. Nach dem Abgang von Brian Flores, dem neuen Head Coach der Dolphins, ist Belichick wieder deutlich mehr in die Defense involviert. Flores' nomineller Nachfolger als Linebackers Coach ist Ex-Linebacker Jerod Mayo, der sogar als Kandidat auf den Play-Caller-Job gilt. Auch das wird eine Frage für den Sonntag sein - wer "callt" denn nun die defensiven Plays? Mayo oder doch Belichick?

Play-Caller hin und her, Belichick jedenfalls ist schon "heiß" auf den Start: "Ich mag Football, ich mag die Football-Saison und alles, was damit einhergeht", sagte der Erfolgscoach unter der Woche auf seine bekannt enthusiastische Art.

Patriots vs. Steelers: Die letzten Duelle

SaisonWocheHeimteamAuswärtsteamErgebnis
201815SteelersPatriots17:0
201715SteelersPatriots24:27
2016AFCCGPatriotsSteelers36:17
20167SteelersPatriots16:27
20151PatriotsSteelers28:21

Das jüngste Duell im Übrigen gewannen die Steelers mit 17:10 im Dezember. Es war der erste Sieg für die Steelers gegen New England nach vier Pleiten in Serie. Endete damit die Dominanz der Patriots über die Steelers oder war es nur eine Ausnahme?

Das erste Sunday Night Game der Saison wird Antworten auf viele Fragen liefern. So viel steht jetzt schon fest.

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