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Sparsames Seattle - Hoffnung in Dallas

Russell Wilson hatte hinter seiner Offensive Line in dieser Saison kein einfaches Spiel
© getty

Mit der Divisional-Runde endete die Saison für vier weitere Teams, nur die Falcons, die Packers, die Patriots und die Steelers sind noch im Rennen. Doch was bleibt für die vier jüngst Gescheiterten? Bei den Seattle Seahawks ist die Baustelle mehr als offensichtlich, während bei Houston das Quarterback-Problem dominiert. Bei den Dallas Cowboys regiert jede Menge Hoffnung und Kansas City muss sich eine ehrliche Frage stellen.

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Disclaimer: Beim Großteil der NFL-Teams stehen inzwischen die Planungen für die kommende Saison im Fokus. Diese Teams wurden bei SPOX in den vergangenen Wochen bereits detailliert behandelt:

Part I: Arizona, Carolina, Cincinnati und Co.: Wie konnte es so weit kommen?
Part II: Denver, Indianapolis, Minnesota und Co.: Warum ist der Champ raus?
Part III: Die Wildcard-Runden-Verlierer: Umbrüche, Baustellen und die Eli-Frage

Seattle Seahawks

Die Saison 2016: Eine Saison, geprägt von drei Dingen: Zunächst wurden die seit Jahren konstanten Probleme in der Offensive Line in dieser Saison erstmals zu eklatant. Russell Wilson stand permanent unter Druck, gegen die Falcons kassierte er Pressure bei 19 (!) Dropbacks. Ein persönlicher Playoff-Höchstwert. Deshalb spielte er mehrere Wochen lang angeschlagen, vor allem aber kam dadurch das Running Game nie ins Rollen - das zweite prägende Element.

Nummer drei war schlicht Pech: Die unglückliche Verletzung von Earl Thomas sorgte dafür, dass die Seahawks defensiv nie mehr auf ihr erhofftes Level kamen. In Seattles Cover-3 ist Thomas der Spieler, der das Gesamtkonstrukt zusammenhält. Mit seiner Antizipation und seiner Explosivität schließt er alle Lücken und erlaubt es den Cornerbacks, sich eher an der Seitenlinie zu orientieren. Darüber hinaus erreicht Seattles Defense nur mit Thomas ihre so gefürchtete Geschwindigkeit, da er es ist, der alle möglicherweise entstehenden Lücken stopft.

Dabei half es fraglos wenig, dass Richard Sherman offenbar große Teile der Saison angeschlagen absolvierte. Angesichts der enttäuschenden Saison der Arizona Cardinals reichte es dennoch zum vorzeitigen Division-Titel, und in der Wildcard-Runde konnten die Seahawks ihre Schwächen gegen Detroit noch gut überspielen. In Atlanta war damit aber Schluss - und das eindrucksvoll.

Was sind die Probleme? Bei kaum einem Team ist das so deutlich, wie bei den Seahawks: Die Offensive Line muss dringend mit Spielern verstärkt werden, die dem Team schnell weiterhelfen. Seattles O-Line belastete den Cap 2016 mit 6,5 Millionen Dollar, der mit Abstand niedrigste Wert (Liga-Durchschnitt: 22,7 Millionen). Die Giants stehen auf Platz 31, deren O-Line stand 2016 bei 13,6 Millionen Dollar.

Das wurde in der Regular Season mehrfach deutlich und hatte auch seinen Anteil daran, dass Seattle auswärts längst nicht so dominant auftrat, wie in vergangenen Jahren. Und in den Playoffs wurde es nochmals eklatanter: Wilson stand nicht nur bei 19 Dropbacks unter Druck, sein Passer Rating fiel auch von 96,9 ohne Pressure auf 46,3 mit Pressure.

42 Sacks und 111 QB-Hits erlaubten die Seahawks in der Regular Season, Football Outsiders listet die Line in Pass-Protection und im Run-Blocking im ligaweit unteren Drittel.

Was passiert in der Zukunft? Was passieren sollte, ist jedem klar: Die Seahawks haben ihre Leistungsträger über die letzten Jahre geschickt mit neuen Verträgen ausgestattet, so dass Cap Space durchaus vorhanden ist - der sollte jetzt tunlichst in die O-Line fließen.

Ob das aber auch so eintritt? Coach Pete Carroll jedenfalls erklärte am Montag bei KIRO-AM, dass sein Fokus eher darauf liegt, seine aktuellen O-Liner weiter zu entwickeln: "Diese Gruppe hat die Chance, sehr solide zu werden."

Abgesehen von der Line könnte Seattle auch in seine Secondary investieren: Aktuell ist davon auszugehen, dass DeShawn Shead infolge seines Kreuzbandrisses bis zum Start der kommenden Saison nicht bei 100 Prozent sein wird.

Houston Texans

Die Saison 2016: Für Texans-Fans war 2016 eine wahre Achterbahnfahrt - wenngleich die Hochs und die Tiefs früher oder später klar und vorhersehbar waren: Während Houston die Division letztlich dominierte (fünf Siege, eine Pleite) und alle kritischen Duelle für sich entschied, war gegen starke Gegner wie etwa New England (0:27), Minnesota (13:31) oder Denver (9:27) meist schlicht nichts zu holen.

Das lag einerseits daran, dass die in der Offseason so spektakulär verstärkte Offense den hohen Erwartungen nie auch nur ansatzweise gerecht wurde: Brock Osweiler fand sich in der neuen Offense nie zurecht und offenbarte darüber hinaus fundamentale Fehler, während etwa Top-Pick Will Fuller seine Drop-Probleme aus dem College mitbrachte. Einziger echter Lichtblick: Der aus Miami verpflichtete Running Back Lamar Miller.

Andererseits aber war auch die Defense schon früh massiv geschwächt, da die Saison für J.J. Watt verletzungsbedingt bereits im September beendet war. Und dennoch reichte es zu einem Playoff-Sieg - wenngleich der gegen die Oakland Raiders ohne Derek Carr kam. Gegen die Patriots war dann am Samstag, trotz schwacher erster Hälfte der Pats, letztlich deutlich Endstation.

Was sind die Probleme? Die Front hat sich mit den stark positiven Entwicklungen von Jadeveon Clowney und Whitney Mercilus auch ohne Watt glänzend präsentiert - mit dem Superstar zurück kann Houston hier in der kommenden Saison dominieren und mit A.J. Bouye, dessen Vertrag allerdings ausläuft, hat sich auch in der Secondary ein neuer Leistungsträger aufgetan.

Die Probleme liegen stattdessen klar in der Offense, und es beginnt mit Osweiler. Die Texans haben auf der wichtigsten Position eine riesige Baustelle: Osweiler hat ganz offensichtlich in der - nicht gerade simplen - Offense gehörige Probleme, macht aber auch die fundamentalen Dinge entschieden zu häufig falsch.

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Das beginnt mit dem Lesen von Standard-Defenses, geht weiter mit ungenauen Würfen bei Pässen über 5,6,7 Yards und setzt sich nahtlos mit schlimmen Entscheidungen fort, die zu Interceptions führen. Darüber hinaus war er bei langen Pässen einer der statistisch schlechtesten Quarterbacks.

Eine andere Problemzone stellen dabei allerdings auch Osweilers Pass-Catcher dar. Abgesehen von DeAndre Hopkins waren Drops ein anhaltendes Hindernis, deutlich wohler fühlte sich Osweiler, wenn er kurze Pässe zu den Tight Ends werfen durfte.

Was passiert in der Zukunft? Was also tun mit Osweiler? Vertraglich können es sich die Texans kaum leisten, ihn bereits nach einer Saison zu entlassen - zu ihm bekennen wollte sich Coach Bill O'Brien zum Wochenbeginn allerdings auch nicht. Es dürfte über den kompletten Sommer ein internes Duell zwischen Osweiler, Tom Savage und womöglich einem dritten (Rookie?)-Quarterback geben.

Mit dieser Baustelle steht und fällt die 2017er Saison für Houston. Helfen können die Texans ihrem Quarterback, wer es auch wird, indem sie die rechte Seite der O-Line sowie das Receiving-Corps verstärken.

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