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Falcons-Offense marschiert über Seattle

Julio Jones schlug Richard Sherman mehrfach deutlich
© getty

Die Atlanta Falcons stehen im NFC-Championship-Game! Die Falcons behalten im Divisional-Spiel gegen die Seattle Seahawks dank ihrer herausragenden Offense letztlich klar mit 36:20 (0:7, 19:3, 7:3, 10:7) die Oberhand - können sich dabei allerdings auch auf ihre Defense verlassen. Den Seahawks dagegen wird die Baustelle für die Offseason einmal mehr deutlich gemacht.

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So stand Russell Wilson (17/30, 225 YDS, 2 TD, 2 INT) hinter seiner Offensive Line einmal mehr zu häufig unter Druck, auch Seattles Running Game kam nach gutem ersten Drive nie mehr ins Rollen. Atlanta auf der anderen Seite überzeugte mit seiner starken Offense: Matt Ryan (26/37, 338 YDS, 3 TD) verteilte den Ball gewohnt gut, Seattles defensive Front konnte letztlich trotz guter Phasen nicht genügend Druck erzeugen.

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Daher übernahmen die Falcons schon früh im Spiel das Kommando, während Seattle in einigen kritischen Momenten Strafen kassierte. Vor allem die Mitte des Feldes konnte Ryan immer wieder attackieren, so gelang Atlanta kurz vor der Halbzeitpause ein kritischer Touchdown-Drive: Über 99 Yards marschierten die Hausherren das Feld runter, es war der erste 99-Yard-Drive in den Playoffs seit Detroit gegen Dallas 2014.

Als sich Seattle im Schlussviertel aufmachte, das Spiel nochmals spannend zu gestalten, beendete die Wilson-Interception in der Red Zone alle Seahawks-Hoffnungen.

Die Stimmen:

Pete Carroll (Head Coach Seahawks): "Es ist sehr hart, die Saison hier so zu beenden. Unsere Jungs haben gekämpft, wir haben stark begonnen und hatten eine Chance, dieses Spiel in eine ganz andere Richtung zu lenken. Aber wir haben einige Gelegenheiten liegen gelassen und die Falcons haben gut reagiert. Ich liebe es, wie dieses Team die ganze Saison über gekämpft hat. Aber Atlanta hat heute gewonnen, und ein sehr gutes Spiel abgeliefert."

Dan Quinn (Head Coach Falcons): "Ich habe es noch nie erlebt, dass das erste Viertel aus nur zwei Drives besteht. Danach haben wir uns gesteigert, haben besser getackelt. Wir wussten, dass wir einige Turnover brauchen würden, um dieses Spiel zu gewinnen und das hat geklappt."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Divisional-Playoff-Time! Die Seahawks müssen nach ihrem überzeugenden Sieg gegen Detroit nach Atlanta, und dürften dabei erneut auf Thomas Rawls bauen - Running-Back-Kollege C.J. Prosise wurde nicht rechtzeitig fit. Auch Tackle Bradley Sowell ist nicht mit von der Partie, genau wie, bekanntermaßen, Safety Earl Thomas.

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Die Falcons auf der anderen Seite hatten als Nummer-2-Seed die Bye-Week in der ersten Runde, und sind dementsprechend erholt. Das gilt vor allem für Top-Pass-Rusher Vic Beasley, der seine Knieprobleme auskurieren konnte. Fehlen wird der Defense dagegen Top-Cornerback Desmond Trufant, für den die Saison bereits seit einer Weile verletzungsbedingt beendet ist.

1. Viertel: Seattle knüpft voll an das Rezept aus dem Detroit-Spiel an: Rawls läuft hart, die Inside-Runs bereiten Atlanta Probleme, und auch Wilson hat einen gute Läufe. Dazu gleich mehrere Third-Down-Conversions durch Rawls und Baldwin, während bei den Falcons Adrian Clayborn und Vic Beasley (vorübergehend) raus müssen. Aus sechs Yards findet Wilson Jimmy Graham zum Touchdown - 14 Plays, 89 Yards, ein beeindruckendes Statement zum Auftakt! Allerdings musste auch Guard Germain Ifedi mit einer Knöchelverletzung raus. Die Falcons-Offense antwortet ihrerseits eindrucksvoll: Zunächst einige gute Runs von Freeman, danach schlägt Julio Jones Richard Sherman mehrfach und prompt stehen die Hausherren in der Red Zone. 7:0 Seahawks.

2. Viertel: Und es geht so weiter: First Down Coleman, Ryan bedient Jones gegen Sherman zum Touchdown! Seattle antwortet blitzartig: Nach Hesters Return starten die Hawks an der 45-Yard-Line, ein langer Pass auf Richardson reicht, um Seattle tief in Atlantas Hälfte zu bringen. Dort gelingt den Falcons allerdings via Blitz der erste Sack und das reicht, um kurz danach bei Third Down standzuhalten - Field Goal Seattle. Im Gegenzug erzwingt Seattle ein 3&Out, Atlantas Defense hat nach einer teuren Punt-Holding-Strafe gegen die Seahawks, die einen langen Hester-Return eliminiert, Glück: Wilson stolpert beim Snap und fällt in die Endzone, Safety! Ryan legt danach via 37-Yard-Pass auf Speedster Taylor Gabriel nach, Seattles Defense ist dann aber wieder zur Stelle. Sack Bennett, Field Goal Falcons. Anschließend erzwingt Alford gegen Baldwin den Seahawks-Punt, und jetzt wird es schnell: Viel Tempo-Offense, schnelle Pässe über die Mitte und Ryan lässt seine Offense von der eigenen 1-Yard-Line durchmarschieren - bis hin zum 14-Yard-TD-Pass auf Coleman! 19:10 Falcons zur Halbzeit.

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3. Viertel: Die zweite Hälfte hätte für Seattle nicht schlechter losgehen können. Shead muss mit einer Knieverletzung raus, Ryan attackiert dessen Backup prompt. Atlanta legt insgesamt einen ausgeglichen Drive aufs Parkett, den Freeman schließlich aus einem Yard beendet! Kurz darauf beendet Beasley den Seahawks-Drive eigentlich, doch eine Special-Teams-Strafe schenkt Seattle das neue First Down. Die Seahawks münzen das auch schnell in Zählbares um: Ein 40-Yard-Pass auf Richardson, ein bisschen Wilson-Spektakel in der Red Zone, und es gibt zumindest ein weiteres Field Goal. Doch mit Field Goals wird es hier heute eng: Ryan findet Freeman gegen den Blitz, der lässt Steven Terrell aussteigen und bringt Atlanta auf einen Schlag wieder in die Red Zone. 26:13 Falcons.

4. Viertel: Dort verhindert ein Toilolo-Drop Schlimmeres, Atlanta stellt per Field Goal den alten Abstand aber wieder her. Seattle puntet dann bei 4th&4, doch auch die Falcons haben jetzt etwas Sand im Getriebe. Ein Missverständnis zwischen Ryan und Gabriel, ein ungenauer Pass, zwei Sacks in Folge für Seattle und Atlanta hat großes Glück, dass Ryans daraus resultierender Fumble bei O-Liner Chester landet. Alles sieht danach aus, als käme Seattle jetzt zurück ins Spiel: Wilson erläuft mehrere First Downs - doch dann der kritische Fehler: Gegen den Blitz versucht er im Fallen noch den Pass, der Ball aber landet in der Red Zone bei Atlantas Ricardo Allen! Interception, Falcons-Football! Kurz darauf: Red-Zone-Fade auf Sanu, toller Catch, Touchdown Falcons! Aber Seattle hat sich dreieinhalb Minuten vor dem Ende noch nicht aufgegeben. Nach dem nächsten spektakulären Hester-Return bedient Wilson Baldwin direkt zum 31-Yard-Touchdown. Sanu aber schnappt sich den anschließenden Onside-Kick, und kurz darauf ist endgültig Schluss: Ein beinahe-Catch von Willson prallt in die Luft, und nach mehreren Berührungen landet der Ball bei Dion Jones! 36:20 Falcons!

Der Star des Spiels: Matt Ryan. Immer wieder fand er die Schwachstellen in Seattles Defense und attackierte diese gezielt. Während das Running Game einige Durchhänger hatte und die anfangs starke Offensive Line zunehmend unter Druck geriet, bestrafte Ryan mehrere Seahawks-Blitze eiskalt. Einziger echter Makel: Der Fumble beim Sack im Schlussviertel. Davon abgesehen aber war es ein Spiel, das unterstreicht, warum Ryan für viele der MVP-Favorit ist.

Der Flop des Spiels: Seattles Offensive Line. Die offensichtliche Wahl hier, denn zu deutlich waren die Limitierungen der Seahawks-Offense aufgrund der eigenen Line. Wilson spielte sogar noch eine gute Partie und hielt Seattle mit seinen Scrambles und den Bewegungen in der Pocket im Spiel, doch Atlantas Defensive Line erstickte trotzdem viele Plays im Keim. Die Seahawks werden hier in der Offseason dringend nachrüsten müssen.

Das fiel auf:

  • Seattle agierte offensiv von Beginn an vielfältig. Prosise fehlte zwar, stattdessen aber stellten sich Fullback Marcel Reece und auch Rawls mehrfach als Receiver auf. Darüber hinaus hatte Backup-Running-Back JD McKissic früh einige Catches - doch ab dem zweiten Viertel waren die Running Backs nahezu durch die Bank weg aus dem Spiel genommen.

  • Atlanta präsentierte sich offensiv so, wie man die Falcons in dieser Saison kennt: Tight Ends und Running Backs waren stark ins Passing Game involviert, während Ryan mit diversen Crossing-Konzepten häufig über das Scheme mehrere Optionen in der Mitte des Feldes hatte. Gegen die beste Offense dieser Saison machte sich das Fehlen von Earl Thomas wie erwartet enorm bemerkbar.
  • Dabei sah man auch einige Elemente, die Atlanta bereits im Regular-Season-Duell in Seattle genutzt hatte - unter anderem das Überladen der Zone-Coverage. So etwa beim Falcons-Touchdown kurz vor der Halbzeit: Dabei spielten drei Falcons-Receiver eine Art Levels-Konzept auf der linken Seite (also liefen eine Route nach links in unterschiedlicher Tiefe), Coleman lief aus dem Backfield gerade durch in die Endzone - Coverage-Fehler, leichter Touchdown.
  • Ein Privatduell lieferten sich Richard Sherman und Julio Jones über weite Strecken - und das ging zumindest in der ersten Hälfte klar zugunsten des Falcons-Receivers aus. Sherman agierte anfangs auffällig häufig in Off-Coverage, Jones gewann diese Duelle fast durchweg. Gleichzeitig bestrafte Atlanta Shermans Verhalten: Der erste Touchdown war ein (wenn auch illegales) Pick Play, Sherman war erst in Jones' Nähe, als der bereits mit dem Ball in der Endzone war.
  • Derweil war Seattles Offensive Line einmal mehr ein Problem, und die Schwachstellen wurden noch größer, als Germain Ifedi für eine Weile angeschlagen raus musste: Backup Rees Odhiambo ließ direkt beim zweiten Drive gegen den Blitz einen Sack zu, und Odhiambo war es auch, der Wilson beim Snap auf den Fuß trat, so dass der Safety zustande kam. Anschließend kehrte Ifedi zurück.
  • Stichwort O-Line: Die ließ dieses Mal auch kein konstantes Run Game zu. Wo Seattle gegen Detroit noch so überzeugte, gab es dieses Mal einen ermutigenden ersten Drive - danach jedoch nicht mehr viel. So war Wilson letztlich der beste Rusher der Seahawks, der vor allem im Schlussviertel, als Atlanta weniger Contain spielte, einige Yards erlief (6 ATT, 49 YDS).
  • Ein überraschender Lichtblick aufseiten der Seahawks war Devin Hester: Die Return-Legende ließ noch einige Male ihr Können aufblitzen, Hester hatte mehrere spektakuläre Returns und zeigte, warum Seattle ihn für die Playoffs geholt hat.
  • Der Touchdown beim ersten Drive war eine Rarität für Seattle - aus mehreren Gründen. Für Jimmy Graham war es der erste Auswärts-TD in dieser Saison, die Seahawks derweil hatten in der gesamten Regular Season lediglich einen (!) Opening-Drive-Touchdown. Atlanta dagegen? Den Falcons gelang der siebte Opening-Drive-Touchdown in Folge!

Die komplette Divisional-Runde im Überblick

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