NFL

Hot Dogs! Hot Dogs für alle!

John Fox ist mit der Kritik der Presse nicht einverstanden
© getty

Die San Diego Chargers quälen ihre Fans auch weiterhin, während Odell Beckham Jr. trotz Pleite die große Versöhnung feiert. Außerdem: Die Cleveland Browns erregen auch in dieser Woche Mitleid, in Chicago wird man dünnhäutig sowie Hot-Dog-affin und Baltimore präsentiert sich als guter Gastgeber. Bei den Bills und den Colts gibt es indes trotz Sieg jede Menge berechtigte Kritik. Der Hangover erklärt.

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Hot Dogs für alle! Wow. In Chicago hängt nach vier Pleiten aus den ersten fünf Spielen aber mal sowas von der Haussegen schief. Längst wird offen über einen Quarterback-Wechsel weg von Cutler hin zu Hoyer (ja, das zählt als positive Entwicklung) diskutiert, während das Lazarett gefühlt pro Woche mehrere Neuzugänge begrüßt. Das ging so weit, dass jetzt selbst dem sonst so tiefenentspannten Coach John Fox nach der Pleite gegen die Colts der Kragen platzte.

Auf die Frage, ob Hoyer beim kritischen Fourth Down am Ende eher Alshon Jeffery hätte suchen sollen, polterte Fox: "Ich denke, wenn man da draußen Quarterback spielt, sieht das alles etwas anders aus, als wenn man oben in der Presse-Kabine sitzt und Hot Dogs isst. Ich werde darauf nicht weiter eingehen. Hätten wir die Gelassenheit der mit Hot Dogs gefüllten Presse-Kabine, hätten wir es vielleicht anders gemacht."

Mein Rat: Positiv bleiben, Bears-Fans, und die Hot Dogs genießen. Defensiv gibt es tatsächlich einen guten Kern (wenn der denn mal fit werden/bleiben würde), und offensiv müsst ihr euch in der kommenden Saison wohl wirklich nicht mehr mit Cutler rumärgern.

Die große Versöhnung: Schön für dich, Odell! Zwar zogen die Giants auch in Green Bay den Kürzeren, aber immerhin kommt Odell Beckham mit sich selbst ins Reine. Beckham, der zuletzt harsch kritisiert wurde und öffentlich gesagt hatte, dass er keinen Spaß mehr am Football habe, sorgte für den Versöhnungs-Moment des Wochenendes.

Während er gegen Washington noch wutentbrannt ein Kicking-Netz an der Seitenlinie weg geboxt hatte, das dann auch noch zurückschlug, machte er nach seinem Touchdown gegen die Packers alles wieder gut. Zielstrebig lief er an die Seitenlinie und gab dem Netz eine innige Umarmung. So wollen wir das sehen, Odell!

Arme, arme Browns: Erinnert sich noch jemand an das Bild, das vor einigen Wochen rum ging? Die Browns-Quarterbacks Robert Griffin III und Josh McCown an der Seitenlinie nebeneinander, beide den Arm in einer Schlinge. Schon damals erhielt Cleveland eine exponierte Stellung im Hangover - und daran hat sich nichts geändert.

Natürlich hat niemand erwartet, dass Cleveland gegen die Patriots beim Brady-Comeback irgendetwas Zählbares holt. Aber dass sich nach Griffin und McCown jetzt auch noch Cody Kessler verletzt...? Irgendwann müssen die Football-Götter doch Gnade zeigen. Davon war allerdings wenig zu sehen, als kurz darauf auch Charlie Whitehurst angeschlagen raus musste.

Damit lautet die Frage für das kommende Spiel: Wird Whitehurst fit, oder muss Terrelle Pryor ran? Wenn Cleveland jedenfalls weiter so durch seine Quarterbacks geht, können sie das berühmte Browns-Quarterback-Trikot bald nur mit Namen aus dieser Saison füllen.

Colts-Debakel: Jetzt gewinnt Indianapolis nach einem furchtbaren Auftritt in London - und trotzdem müssen Colts-Fans hier etwas von einem Debakel lesen? Absolut! Denn der Hangover schaut nicht nur auf das Feld, auch an der Seitenlinie entgeht uns nichts.

Da wäre einerseits das Colts-Maskottchen, das eine Wette mit seinem Jaguars-Pendant verloren hat und sich über drei Stunden lang in einem Jags-Trikot und mit einer vernichtenden Botschaft präsentieren musste. Und dann lieferte der Spieler-Tunnel auch noch ein Bild mit großer Symbolkraft.

Aber selbst wenn wir nur auf den Platz schauen würden, dann würde noch immer auffallen, dass Indy gegen eigentlich zahnlose Bears fünf Sacks zuließ, kein Quarterback steckt so viele Sacks und Hits ein wie Andrew Luck und der GM macht Lucks teuren Vertrag für die sonstigen Löcher verantwortlich. Die Colts sind ein Team, dem es in fast allen Mannschaftsteilen an Qualität fehlt. Aber wer weiß - acht Siege könnten in der AFC South in diesem Jahr reichen...

Der schlechteste Witz der NFL: Ich mag zwar kein Chargers-Fan sein, aber auch ich saß am Sonntagabend sprachlos vor dem Bildschirm. Jede. Woche. Wieder! Woche für Woche findet San Diego Wege, Spiele spät doch noch herzuschenken - und das mit einer Kreativität, die einen staunen lassen würde. Wäre es nicht so traurig.

Diese Woche im Programm: Der Field-Goal-Fail. Bei drei Punkten Rückstand hätte San Diego tief in der Hälfte der Oakland Raiders ein Field Goal gereicht, um gut zwei Minuten vor Schluss auszugleichen. Was stattdessen passierte: Schlechter Snap, der Ball war weg und das Spiel gelaufen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass zuvor wieder mal zwei Fumbles ebenfalls ihren Anteil hatten.

Daher halten wir es ganz mit Coach Mike McCoy: "Immer wenn man denkt, dass man alles gesehen hat, passiert so etwas." Als nächstes könnte dann der Trainer-Wechsel "passieren". Armer Philip Rivers.

Gastgeschenke made in Baltimore: Mangelnde Gastfreundschaft kann man den Baltimore Ravens jedenfalls nicht vorwerfen: Da kommen die Redskins am Sonntag zu Besuch - und bekommen den Auswärtssieg quasi auf dem Silbertablett serviert.

Da war einerseits der gescheiterte Field-Goal-Fake, den die Ravens netterweise im Vorhinein verrieten: Kicker Justin Tucker hatte sich nämlich aufgestellt, als würde er den Ball mit dem linken Fuß kicken. Justin Tucker ist aber Rechtsfuß.

Und dann war da natürlich C.J. Mosley: Nach seiner tollen Interception war Baltimores Linebacker auf dem Weg Richtung Endzone - und fumbelte den Ball denkbar ungeschickt. Turnover und wenig später Redskins-Field-Goal statt Pick Six. Herzlich Willkommen in Baltimore!

Wichtige Notizen:

  • Die Cornerback-Position ist, wie wenige andere, auch eine mentale Herausforderung: Man kann gerade eben noch mit einem 60-Yard-Touchdown erwischt werden, und muss wenige Minuten später wieder gegen den Top-Receiver des Gegners ran. Selbstvertrauen ist also essentiell - und kann offenbar auch mal in Form einer Selbstdarstellung auf den eigenen Socken ausgedrückt werden...

  • Matthew Stafford spielt in Detroit bislang eine wirklich gute Saison. Man merkt, dass er sich im Scheme wohlfühlt und die Lions haben um ihren Quarterback herum auch ohne Calvin Johnson ein ansehnliches Passing Game aufgebaut. Stafford war einer der Garanten für den überraschenden Heimsieg gegen die bis dahin ungeschlagenen Eagles am Sonntag - auch wenn er bei einem Tackle ohne Helm hart zu Boden ging. Die Bilder beweisen: Hits in der NFL tun weh!
  • Also, liebe Vikings: Wie die meisten bin ich schwer begeistert von Eurer Defense und niemand würde Coach Zimmer wohl widersprechen, wenn der sagt, dass es eine Team-Leistung ist (würde irgendwer Zimmer generell bei irgendwas widersprechen? Wahrscheinlich nicht.). Aber selbst das rechtfertigt es nicht, den Namen eines Eurer Starting-Defenders falsch aufs Trikot zu drucken!
  • Kommen wir doch nochmal schnell zurück zu den Browns, und das mit lobenden Worten: Denn Clevelands Receiver Andrew Hawkins zeigte gegen New England ganz genau, wie der Strafenkatalog der NFL einen Touchdown-Jubel vorsieht. Wie man es dagegen nicht machen sollte, durften wir am Wochenende eindrucksvoll im College beobachten. Ein Schlag in den Magen? Wirklich?!
  • Die Stat der Woche: Carolinas Offense hat in dieser Saison bereits 13 Giveaways, geteilter erster Platz mit den Jets. In der vergangenen Saison hatten die Panthers insgesamt derer 19. Eine von mehreren Erklärungen für den 1-4-Start.
  • Offenses, die über das Running Game aufgebaut sind, gehören der Vergangenheit an? Von wegen! Aktuellstes Gegenbeispiel: Die Georgia Bulldogs: Mit 28:14 nämlich schlug Georgia South Carolina am Wochenende - und das mit fünf Completions und 29 Passing-Yards von Quarterback Jacob Eason. Chapeau!

Was zum Henker, Tyrod?! Hut ab, Buffalo! Die Bills schienen nach zwei Pleiten zum Auftakt auf bestem Wege in eine Chaos-Saison, frühe Trainer-Entlassungen inklusive. Stattdessen gab es seither jetzt Siege über Arizona, in New England und am Sonntag auch in Los Angeles, Buffalo ist voll im Rennen um die Playoff-Plätze in der AFC.

Das Week-5-Roundup: Brady-Gala - Falcons schocken Denver

Ein Grund dafür ist die Defense, die sich deutlich gebessert hat. Ein weiterer LeSean McCoy, der seit einigen Wochen schlicht herausragend spielt. Ein wenig auf der Strecke bleibt dabei dagegen Tyrod Taylor: Buffalos Quarterback hatte in Los Angeles ganze 124 Passing-Yards, in drei der ersten fünf Spiele blieb er unter 5,5 Yards pro Pass.

Der 27-Jährige ist im Running Game deutlich bedrohlicher, als im Passspiel. Und da hilft es wenig, wenn man sich vor dem Snap HINTER DEN GUARD!!! stellt, nur um dann völlig überrascht den Snap vom Center rechts vorbei fliegen zu sehen.

Zitat der Woche: "Ich werde ihn nicht rausnehmen. Und wenn ihr mich 100 Mal fragt: Er wird für den Rest der Saison spielen." Dolphins-Coach Adam Gase steht voll und ganz hinter seinem Quarterback Ryan Tannehill - auch wenn der gegen die Titans zum wiederholten Male in dieser Saison ganz schön alt aussah.

Zugegeben, die kurzfristige Todeskombination auf der linken Seite der O-Line - Left Tackle Branden Albert war ohnehin angeschlagen, während sich Left Guard Laremy Tunsil - kein Scherz - verletzte, als er in der Dusche ausrutschte, half Tannehill wenig.

Doch hat er an den Problemen in Pass-Protection durchaus seinen Anteil. Mit diesem Zitat jedenfalls bindet sich Gase zumindest für mehrere Wochen an den alljährlichen Breakout-Kandidaten.

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