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Das Tal der Tränen läuft über

Für Fans der Cleveland Browns war es wieder einmal ein schmerzhafter Sonntag
© getty

Durchatmen! Eine völlig verrückte Week 3 (das SPOX-Tippspiel kann das bezeugen) ist vorbei, es wird Zeit für die Analyse. Der Hangover weint mit den gebeutelten Browns-Fans, fühlt Odells Schmerz und gibt zu, dass wir eigentlich nichts wissen. Außerdem: Hype-Train in Philly, Matt Ryan trifft eine weise Entscheidung und jede Menge Notizen!

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Rex will Belichick sacken: Ja, es war eine beeindruckende Vorstellung: Wieder einmal hat es Rex Ryan geschafft, seinem Team die "Wir-gegen-alle"-Mentalität einzuimpfen und so seine extrem von Verletzungen gebeutelten Bills zu einem teilweise dominanten Sieg über die Cardinals geführt.

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Wenig überraschend also, dass die Augen anschließend blitzten, Rex auf der Pressekonferenz direkt in allerbester Feuer- und Feierlaune war - und in altbekannter Manier schlug er natürlich auch wieder über die Stränge.

So holte Ryan nämlich schon einmal vorsorglich zum ersten Angriff gegen den nächsten Gegner New England aus - völlig egal, ob am Ende Bill Belichick himself Under Center stehen würde, Buffalo wird Jagd auf ihn machen! Es könnte eines dieser klassischen Rex-Zitate ("Ich garantiere euch die Playoffs!") werden, das ihm in einer Woche um die Ohren fliegt.

You are a Factory of Sadness! Jetzt sitze ich hier, der Hangover ist fast fertig - aber diesen Punkt habe ich bis zum Schluss aufgehoben. Warum? Ganz ehrlich? Weil ich langsam nicht mehr weiß, wo man bei dieser wandelnden Tragödie genannt Cleveland Browns beginnen soll.

Aber hilft ja nix, also starten wir doch einfach am Anfang eines verrückten Spiels in Miami. Da erzwingt die Defense nach ein paar Sekunden einen Turnover, die Offense direkt in guter Ausgangslage. Rein kommt Cody Kessler, weil sich die ersten beiden Quarterbacks natürlich schon verletzt haben. Sein Auftakt: Delay of Game, Sack, Fumble. Da war der Ball auch schon wieder weg.

Doch die Browns spielten hart und kamen mehrfach in die Dolphins-Hälfte, wo sie zwei Field Goals vergaben. Trotzdem holte Cleveland im Schlussviertel elf Punkte auf, und dann passierte es: Strip-Sack Tannehill, Browns-Football! In der Dolphins-Hälfte! Unmittelbar vor dem Ende! Aber natürlich hat Cleveland in dem Spiel, in dem ein Game-Winning-Field-Goal ansteht, einen Kicker auf dem Feld, der am Freitag verpflichtet wurde und überhaupt nicht mit dem Team trainiert hat. Weil sich der eigentliche Kicker Patrick Murray am Freitag verletzt hatte.

So ballerte der arme Cody Parkey auch ein drittes Mal daneben. Natürlich. In der Overtime gewannen dann die Dolphins. Natürlich. Da half auch die historische Leistung von Terrelle Pryor, der als Quarterback, Running Back und Receiver eingesetzt wurde, nicht. Selbst Dolphins-Quarterback Ryan Tannehill tat Cleveland am Ende so leid, dass er sich zu diesem Statement hinreißen ließ: "Ich glaube nicht, dass wir den Sieg heute verdient haben." Aber hey, liebe Browns-Fans: Es gibt ja immer noch 2017!

Ach, Eli...: "So zerfahren es teilweise auch war: Am Ende hatten wir dennoch eine Chance", resümierte Eli Manning nach der Pleite gegen Washington. Die hatten sie auch - doch dann kam Bad Eli. Manning leistete sich zwei seiner bittersten Fourth-Quarter-Würfe seit einer ganzen Weile. Zunächst ein schlechter Pass auf Will Tye, den Dunbar an Washingtons Goal Line abfing.

Gut eine Minute vor Schluss wurde es noch dramatischer: Die Giants hätten für den Sieg nur ein Field Goal gebraucht, aber Manning wollte den Pass zu Vereen erzwingen und Su'a Cravens ging spektakulär dazwischen. Game Over

Und während Eli Giants-Fans weiterhin zum Schwärmen und zur Weißglut bringt, sorgt sein Bruder Peyton für haarige Schlagzeilen: Der Ex-Broncos-Quarterback posiert nämlich für seine aktuellste Werbe-Kampagne mit unterschiedlichem Haar-Ansatz! Oh, die Wunder von Photoshop...

Beckham vs. Norman, Part 2: Und wir bleiben in New York, denn Mannings erste Interception machte Odell Beckham so sauer, dass er in Tränen ausbrach, sich mit dem Kicking-Netz an der Seitenlinie anlegte - und verlor. Natürlich kennen wir alle den Evergreen "I fought the net, but the net won", aber Beckhams emotionaler Ausbruch war doch etwas zu viel des Guten. Ein Superstar wie er, auf den permanent die Kameras gerichtet sind, muss sich in einer solchen Situation schlicht professioneller verhalten.

Das Week-3-Roundup: Eagles zerlegen Steelers - Wilson verletzt

Folgerichtig gab es dann auch prompt den Anschiss von Manning persönlich, wie er der Daily News verriet: "Ich habe versucht, herauszufinden, was los war und warum er so frustriert war. Er hat Catches bekommen, er hatte seine Plays, und es muss einfach jeder ruhig bleiben. Wir brauchen diese Verunsicherung nicht."

Aber: Schwamm drüber, und weil man ja mit etwas Positivem schließen soll: Die von vielen befürchtete zweite Kampf-Runde zwischen Beckham und Norman kam - abgesehen von einer Szene - überhaupt nicht zustande. Die Refs hatten die beiden Vorjahres-Streithähne schon vor dem Kick-Off eindringlich ermahnt und rein sportlich zeigte Beckham Norman in der Schlussphase die Grenzen auf. Anschließend aber gab es ausgesprochen faire Gesten. SPOX sagt: Daumen hoch!

Wir. Wissen. NICHTS. Wenn uns Week 3 eines gezeigt hat, dann die Tatsache, dass wir nach zwei Spielen eigentlich doch immer noch versuchen, die Puzzle-Teile der einzelnen Teams zusammenzusetzen. Im Dunkeln. Mit den Händen auf den Rücken gebunden. Natürlich zerlegen die Bills Arizona mal eben mit 33:18 und zwingen die Cardinals zum Start des Spiels zu fünf 3&Outs in Folge. Klar, die Jets, die gerade noch Buffalo dominiert hatten, gehen mit sechs (!) Interceptions von Ryan Fitzpatrick in KC völlig baden.

Analyse: Shutout! Patriots erdrücken Texans

Und ganz logisch: Philadelphia schlägt die Steelers nicht nur, Pittsburghs Offense bekommt ganze drei Punkte zustande - was immer noch drei Punkte mehr sind, als die Texans in New England. Achso, die vier Touchdown-Pässe von Trevor Siemian in Cincinnati haben sicher ebenfalls alle kommen sehen.

Immerhin: Patrick Peterson lieferte die vielleicht beste Interception dieser Saison. Viel kaufen können sich die Cardinals davon aber nicht.

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